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Tietjens 148 Tietjens
merkwürdiger Weise dem jungen Mädchen ' rivalisirenden Coventgarden - Theaters
alles Talent absprach, ein Urtheil, welches Wien unsicher machten und es leicht hätte
durch die späteren Erfolge der Therefe! geschehen können, daß im letzten Augen-
T i e t j e n s glänzend Lügen gestraft, blick die für sicher gehaltene Beute ent-
wurde. Aber trotz dieser angeblichen < rissen wurde. Erst als ein Rücktritt un-
Talentlos:gkeit studirte und bildete sich ! möglich war, hörte man von dem Enga-
dieselbe unbeirrt rastlos und ernstlich gement, und noch in der Londoner Saison
weiter und trat, ein sechzehnjähriges ^4838 trat Fraulein Tiet jens als Va-
Mädchen, am Actientheater zu St. Pauli le!ntine in den „Huguenotten" mit glan-
1849 als I rma in der Oper „Maurer zendstem Erfolge auf, den der Sänger
und Schlosser" zum^ersten Male auf. Im Giug l in i , welcher den Raoul sang,
genannten und im folgenden Jahre war mit ihr theilte. Das Glück der deutschen
sie in Altona engagirt. Ostern 18l3 Primadonna war gemacht. „Sie trat",
ging sie nach Frankfurt a. M. und sang! schreibt Lumley in seinen ^
daselbst dreiviertel Jahre. Hierauf trat! Lc ol tkk Opera.", „in verschiedenen
sie ein Engagement in Brünn an, wo sie! Opern auf, ging von Erfolg zu Erfolg,
zwei Jahre verblieb, und 1833 folgte
sie^ und ihre Beliebtheit
steigerte sich
so, daß
einer Einladung des Directors der Wiener! der bisherige Liebling des Londoner
Hofoper Julius Cornet, des Gemals! Opernpublicums, die Piccolomini
jener Dame, welche einst die Talentlosig-
keit der Tietjens proclamirt hatte. I n
Wien debutirte sie im Sommer 4833 als
P a m i n a in der „Zauberfiöte" mit
durchschlagendem Erfolge. Sie wurde
engagirt, erhielt zuletzt ein jährliches
Honorar von 16.000 fl. und feierte
durch die Jahre, welche sie am Kärnthner-
thor-Theater sang, eine Reihe der glan«
zendsten Triumphe. Im Februar 1838
kam der Director der Londoner Oper
Benjamin Lumley nach Wien und traf
hier die Sängerin, die er schon bei einem
früheren Besuche der Residenz gehört
und bewundert hatte. Mußte er zu jener
dieZeit
der Hoffnung entsagen,
ziehende Künstlerin für Her
- zu gewinnen, so standen jetzt die
Verhaltnisse des kaiserlichen Hoftheaters
wesentlich anders. Durch Vermittlung
eines Freundes leitete er Unterhandlun«
gen ein, welche bald zu einem günstigen
Resultate führten, aber vorderhand nicht
Verlautbart werden durften, da auch
Agenten des mit der Londoner Hofoper
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. XI.V. trotz aller Reize und aller Liebenswürdig«
keit in Schatten gestellt wurde. Kaum
aber fühlte sich Fräulein Tiet jens in
ihrer neuen Stellung sicher, als sie auch
schon mit Anforderungen herausrückte,
welche es nöthig machten, daß die Direc«
tion immer eine Rivalin zur Hand hatte,
mit der sie drohen konnte. Die Künstler»
eifersucht war bei Fräulein Tietjens so
stark entwickelt, daß bei dem üblichen
Kränze- und Blumenwerfen das Quan-
tum der Rivalin genau abgemessen und
danach die gute Laune eingerichtet wurde."
Hinsichtlich der Künstlerdankbarkeit —
des einzigen auf Erden — be-
merkt im Hinblick auf unsere Sängerin
Director Lumley: „Als ihr Erfolg
noch zweifelhaft schien, war die Dame
die Sanftmuth selbst und voll Besorgniß,
ob sie auch wieder engagirt weiden würde.
Nun da ihr Succeß entschieden war und
alle ihre Erwartungen übertraf, änderte
sich der Ton, in welchem sie mit der Di-
rection verkehrte, vollständig". Die Glanz-
periode der Tiet jens war aber auck
>r. 13. März 1882.) 40
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon