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Tietjens 146 Tietjens
der Anfang vom Ende für Mr. 3 umley,
denn mit dem Schluß der Theatersaison
von 1853 schloß auch die Wirksamkeit
dieses Directors ab, der zwanzig Jahre
hindurch ller 51^68^8 tkkNtre ge-
leitet und auf das Höchste gehoben hatte.
Fräulein Tiet jens aber blieb der 3on»
doner Oper erhalten und sang auch unter
dem folgenden Directorium bis zu ihrem
Tode. Gin Engagement für Wien, das
im Jahre 1862 projectirt war, zerschlug
sich. Petersburg gewann die Sängerin
für 2 Monate um ein Honorar von
60.000 Francs- im Jahre 1863 sang sie
in „San Carlo" in Neapel mit unge-
heuerem Erfolge, weniger glücklich war sie
im Herbst desselben Jahres zu Paris, wo
sie in der großen Oper auftrat, dagegen
feierte sie im folgenden wieder neue
Triumphe in Hamburg. Fraulein Tiet-
jens sang in London nicht blos in der
Oper, sondern in allen großen Oratorien,
bei allen Händel'Festen, und die große
Arie in Händel's „Messias": „Ich
weiß, daß mein Erlöser lebt" singt ihr
keine Zweite nach. Als Cavour sie ge>
hört hatte, schrieb er auf seine ihr ge-
widmete Photographie: „Der Besitzerin
der größten und schönsten Stimme des
Jahrhunderts". Von der königlichen Fa-
milie von England wurde sie hochgeschätzt,
und einen Tag vor dem Hinscheiden der
Sängerin ließ die Königin Vic tor ia
um das Befinden derselben anfragen. Die
Tietjens war trotz der Schilderung
Lumley's eines der liebenswürdigsten
und besten Geschöpfe. Wenn sie als
Künstlerin sich einmal auf die Beine
stellte, so that sie nur, was im Vergleich
mit ihr andere Künstlerinen viel öfter
noch thaten. Für den Ausbau des Nico-
laithurmes in Hamburg wirkte sie im
Jahre 4866 in zwei Concerten unent-
geltlich mit und trat auch öfter für wohl- thätige Zwecke auf. I n Anerkennung
dessen widmete ihr der Vorstand der Ni«
colaikirche im Seitenschiffe ein Fenster
mit Glasmalereien mit einer lateini«
schen Inschrift, welche besagt: „dem
frommen Gesänge der Therese Tiet-
jens verdanke ich meine Entstehung".
Ihre Hauptpartien waren: Fidelio in
Beethoven's gleichnamiger Oper, V a-
lentine in den „Huguenotten", Donna
Anna in „Don Juan", Norma, 3u-
crezia Borgia, Lucia, die Gräfin
m „Figaro's Hochzeit", 3eonore im
„Troubadour". Ihr großes Vermögen,
das
sich
auf über 16.000 Pfund Sterling
belicf, vermachte sie ihren nächsten Ver-
wandten, mit der Bemerkung bei den
Vermächtnissen für weibliche Verwandten:
daß sie ausschließlich zu deren persön-
lichem Eigenthum ohne Controle oder
Betheiligung der Gatten derselben be-
stimmt seien.
Der Vazar (Berlin, Fol.) XXIII. Jahrg..
1. December1877. S. 374: „Therese Tietjens"/
— Fremden-Blatt. Von Gustau Heine
(Wien. 4".) 1862, Nr. 13: „Fräulein Tietjens
und die Nase des Herrn Giuglini". — 1?ko
IIIU5trkt6<1 I^oudon ^o>v8, 1838,
8. kläv. — Il lustr ir te Zeitung (Leipzig.
I . I . Weber. Fol.) 1. Juli 1853, Nr. 22«.
und 3. November 1877, Nr. 1792. — Monat«
sch r i ft für Theater und Musik. Nedigirt von
dem Verfasser der „Recensionen" (Fürst C z ar-
toryski) (Wien. Wallishausser. 4".) I. Jahr«
gang (1833). S. 104; I I I . Ial'rg. (1837).
S. 130; IV. Jahrg. (1858). S. 104. 211
und 360; VIII . Jahrg. (l862). S. 208:
IX. Jahrg. (1863). S. 93. 239 und 638;
^- Jahrg. (1864). S. 799. — Neue Freie
Presse, 7. October 1871. Nr. 2337: „Fräu<
lein Tietjens in Dublin". — Neues Frem-
denblatt (Wien 4°.) 1872, Nr. 203. ^Daselbst
lesen wir die groteske Charakteristik der
Tietjens von einem Londoner Scribenten,
der sie „einen Elephanten nennt, der eine
Nachtigall verschluckt hat", und über ihren
Vortrag schreibt: „er sei ein Feuerwerk, dessen
sämmtliche Stücke nicht losgehen, Und oft ist's
gerade das Echlußbrillantfeuer, das abblitzt".
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon