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Karl 148 Metz, Karl
' Berufsstudien machte. Nach Vollendung
derselben trat er bei dem' in Berlin
' bekannten Baumeister und Architekten
Eduard Tietz, mit dem er aber nicht
verwandt war, als Baueleve ein. In
Folge seines Fleißes und seiner Geschick
lichkeit erhielt er bald eine bevorzugte
Stelle in der Kanzlei und wurde dann
auch als Bauleiter verwendet. In letzterer
Eigenschaft war er zu Beginn der Fünf-
ziger-Iahre bei der von seinem Bauherrn
übernommenen Errichtimg des Circus
Renz in Berlin thätig. Als aber Renz
im Jahre 4832 den Entschluß faßte, einen
dem Berliner Circus ähnlichen in Wien
zu erbauen, erschien ihm zur Lösung dieser
Aufgabe Karl Tietz der geeignetste
Mann. Derselbe ging in dieser Mission
nach Wien, und so wurde der in der
Circusgaffe daselbst aufgeführte Bau, zu
welchem Gropius in Berlin die Orna-
mente u. s. w. lieferte, in der Residenz
sein erstes Architecturwerk. Nun schlug
er bleibend sein Zelt in der neuen Heimat
auf, und bald erhielt er Auftrag über
Auftrag. Der nächste wichtige Bau des
Künstlers war das Palais Schlik in der
Roßau; dann folgten der Galvagnihof
auf dem Hohen Markt, das Eszterhäzy«
bad auf Mariahilf und eine stattliche
Reihe von Privatbauten, unter denen in
künstlerischer Beziehung das Grand«Hotel
mit seinem Prachthof — die Perspectiv»
anficht des großen Saales befindet sich
im k. k. österreichischen Museum für Kunst
und Industrie — unbestritten den ersten
Rang einnimmt. Von den Privatbauten,
die sich
alle durch Eigenart und Geschmack
auszeichnen, nennen wir ferner: das
seinerzeit vielbesprochene Geschäftshaus
der „Neuen Freien Preffe" in der Ring»
straße; das Haus des Juweliers Ott in
der verlängerten Iohannesgafse und das
einem I. G. Rath gehörige Nachbar- haus; auf dem Rudolphsplatze das im
Renaissancestyl erbaute Privat- und Ge-
schäftshaus des Großhändlers Gold.
berger; das im Palastcharakter aus»
geführte Klein'sche Familienhaus in der
verlängerten Wollzeile, seinem Styl nach
der hellenischen Renaissance angehörend;
die Häuser H. Blümel und August
Rath; dann das Haus Ditmars in
der Wallsischgaffe; die Häuser Gustav
Wagemann, I . Schreiber und
Bächle, das Schneider'sche Actien»
Hotel und daneben das Hotel garni,
sämmtlich in der Maximilianstraße; die
Häuser von Lieben und Ephrussi vor
dem Schottenthore, beide gemeinschaftlich
mit Baurath Hansen aufgeführt; eine
Gruppe von sechs Häusern mit gemein»
schaftlicher Fa^ade Ecke der Ringstraße
und des Franz Ioseph'Quais; das Haus
Au spitz u. s. w. Von seinen außerhalb
Wiens geführten Bauten sind uns be«
kannt: die Brauhäuser des Herrn Faber
in Liesing und ähnliche Nutzbauten in
Laibach, ebenda ein Renaissancepalast
für den Rentier Tancar, und auf dem
Friedhofe in Gratz das Grabdenkmal für
die Familie Körösy. Ueber sein gründ-
liches Verständniß bei Aufführung prak-
tischer Bauten legt Zeugniß ab die
Schrift: „Vlber den Van und dir Einrichtung
nun Vierbrllnereirn. Mch hinem uan ... Kar!
et; im österreichischen Ingenien» und Archi»
tekten-Derein gehaltenen Vortrage" (Wien 4868,
Waldheim, gr. 4^., mit Zeichnungen).
Ueber die Ursache der geistigen Um»
nachtung unseres Künstlers berichtet
E. Ranzoni in seinem Büchlein
Wiener Bauten", daß der Bedauerns»
werthe, dem seine Collegen nachrühmten,
ein Bauingenieur und Techniker ersten
Ranges zu sein, die übermäßige Anftren»
gung, die er sich auferlegte, um den An>
-orderungen sowohl des Publicums als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon