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Tinti, Karl Wilhelm 168 Cintr, Karl Wilhelm
ebenfalls die Ansicht geäußert, daß sie
nicht mit allen Bestimmungen des Con-
cordates einverstanden sein können".
Im Verlaufe seiner Rede sagte dann
der Freiherr, daß, wenn auch das Concor«
dat gegenwärtig als Reichsgesetz gelte,
er dasselbe nicht für unabänderlich halte,
im Gegentheil deffen Abänderung in
einigen Bestimmungen im Interesse des
Friedens und der Einigkeit aller Staats»
bürger, ja im eigensten und höchsten In-
teresse des Katholicismus voa ganzer
Seele wünsche. Dabei bemerkt aber der
Freiherr ausdrücklich, daß in dieser Hin»
sicht einen Antrag zu stellen durchaus
außerhalb der Competenz des Reichs-
rathes stehe. Besondere Aufmerksamkeit
lenkte er im November 1363 auf sich,
indem er als Landtags abgeordneter der
Antrag einbrachte, es seien von einem
Ausschüsse die besonderen Rückwirkungen
des Patentes vom 20. September g. I .
auf das Wohl des Landes zu erwägen.
Er war dann auch Berichterstatter der
Adreßcommission. Bei Beginn des un-
seligen .Bruderkrieges 1866 schickte er den
Nöthen Adlerorden an den König von
Preußen zurück, von welchem er den-
selben für seine aufopfernde Thätigkeit
iln patriotischen Hilfsverein anläßlich des
Feldzuges in Schleswig-Holstein erhalten
hatte. Während des Krieges 4866 aber
machte er sich als erster Vice-Präsident
des patriotischen HilfsVereines neuer,
dings so sehr verdient, daß ihm von
Seiner Majestät am 3. December d. I .
das Comthurkreu.z des Franz Joseph-
Ordens verliehen wurde. Bei den Neu-
wahlen im Jahre 1867 gelangte er
wieder in den niederösterreichischen Land-
tag und in das Abgeordnetenhaus. I n
letzterem trat er noch einmal in besonders
bemerkenswerther Weise in den Vorder-
gründ. (5s war in der Sitzung vom 26. Jänner 1870, in welcher er gegen
die Vertreter Tirols Greuter, Jäger
und Giovanel l i , als die Incarnation
der clericalen Partei,- nicht als einzelner
Abgeordneter, sondern als Berichterstatter
über die Verhandlungen des Tiroler
Landtags spricht und dem Erstgenannten,
als dieser vorgab: „er spreche im Namen
(des Volkes) von Tirol, er sei ein
Deutscher", die Beschuldigung ins Antlitz
schleuderte: „Sie sind kein Deutscher,
Sie und Ihresgleichen sind es nicht; Sie
sind kein Oesterreich er, denn ihre
Heimat ist Rom, ihr Vater land
ist die Kirche, I h r Kaiser ist der
Papst. Sie wollen kaiserlicher sein als
Seine Majestät der Kaiser, denn Sie
verweigern Gehorsam den Gesetzen, denen
Seine Majestät seine Unterschrift bei-
gefügt hat"... ' Im weiteren Verlauf
der Rede sagte er noch: „Die liberale
Partei ist der Meinung, daß man zu Re
ligion und Glauben nicht zwingen könne,
und wenn irgend etwas daran Schuld
trägt, daß in der That, der religiöse In-
differentismus zunimmt, so ist es das
Treiben Ihrer Partei, welche den Geist
unseres Jahrhunderts zurückdrängen will
in die Zeiten des finsteren Mittelalters,
welche den Herstand des Menschen
knechten will unter der geistlichen Herr-
schaft, welche die Freiheit des Geistes
unterdrücken will, die dem Menschen von
einem Höheren gegeben ist. als Sie es
sind, denn sie ist ihm angeboren. Dies
glaube ich sagen zu müssen, und ich
glaube im Namen von 100.000 Katho-
liken zu sprechen, und ich glaube vor
Gott und der Welt recht gethan zu
haben". Im Jahre 1873 wurde er
neuerdings zum Neichsrathsabgeordneten
gewählt, nicht wieder in der letzten Ses»
sion 1879. T in t i ist zur Zeit noch erster
Vice<Präsident des permanenten pa<
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon