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Tiraboschi Tiraboschi
ergangenen Rufe. Durch 24 Jahre, bis zu
seinem Tode, bekleidete er dieses Amt, von
Kranz I I I . , sowie von dessen Nachfolger
Herkules I I I . mit allen Zeichen der
fürstlichen Huld begnadet, die ihm ver«
liehen werden konnten, nämlich mit der
Erhebung zum Rathe, zum Conte und
Cavaliere. Zuletzt wurde er der Person-
lichen Dienstleistung an der Bibliothek
entbunden und blieb bei erhöhtem Ge«
halte nomineller Vorsteher dieses Insti>
tutes und des Medaillencabinets. Schon
im ersten Jahre seines Dienstes hatte er
öffentlich die Absicht ausgesprochen, die
Geschichte der Literatur seines Vater-
landes zu schreiben, und noch im folgen-
den Jahre erschien zu Modena der erste
Band seiner „Hwn'a F<5?/a ,^siVs?-H/tt?-a
2?K?l'«n<2", welche er innerhalb eilf Jahre
mit vierzehn Bänden beendete. Es sind
von diesem monumentalen Werke mit der
Zeit in den verschiedenen Städten Ita-
liens verschiedene Auflagen erschienen,
jene aus der lipo^-aka äsi Olassioi
wl.1iÄni zu Mailand 1822 bis 1826 in
sechzehn Octavbänden heruorgegangene
möchte Herausgeber dieses Lexikons für
weitaus die beste halten. Als das Werk
in die Oeffentlichkeit trat, war natürlich
auch die Kritik gleich dahinterher, Abb.!
Tommaso, Serrano und Abb. Sa-
verio Lampil las ließen sich mit ihrer
Weisheit vernehmen. Dieser Stimmen
der Kritik denkt heute kein Mensch mehr,
das Werk selbst behauptet seinen Werth.
Entschieden glaubte sich Tiraboschi
nur gegen die Anschuldigungen des Padre z
Tommaso Maria M am ach i verwahren^
zu müssen, daß er in seiner Geschichte!
manchmal nicht religiös genug schreibe!
und daß er es an schuldiger Ehrfurcht
gegen die Päpste fehlen lasse. Andere
wieder warfen dem Autor das Gegentheil
vor. Und nun machte Mamachi in! seinem kirchlichen Uebereifer den Vor-
schlag, einen neuen Abdruck des Werkes
mit nach seinem Sinne verbessertem Texte
in Rom zu veranstalten. Dagegen aber
erhob sich Tiraboschi voll Entrüstung
und protestirte entschieden gegen die In-
sinuationen Mamachi's, der aber doch
nicht ganz aus dem Felde sich schlagen
ließ und nun statt der geforderten Aen
derungen im Texte nur Anmerkungen
beibrachte, um dadurch den Nachtheil
zu beseitigen, der den gläubigen Seelen
aus der Lectüre dieses Werkes erwachsen
könnte! Bedenklichere Ginwürfe erhob
dagegen Camillo Ugoni, wenn er auch
den hohen Werth der Arbeit T i ra
boschi's anerkennt; er vermißte in der-
selben nur zu oft den philosophischen
Geist und tadelt es, daß der Verfasser sich
zu viel in kleinlichem biographischen De-
tail ergehe., statt die Werke der Autoren
des Naheren zu charakterisiren. Aber trotz
alledem erklart er es für eine Arbeit, auf
welche stolz zu sein die italienische Lite«
ratur ein Recht hat. Der große Umfang
des Werkes bewog mehrere Autoren,
Auszüge aus demselben zu machen, ein
solcher erschien in französischer Sprache
von Antonio Landi: „Nistoire äo 12.
littsi-Hwre ä'ItaiiL" Vol. 3 (Paris
1784), auch italienisch (Venedig 180t);
in italienischer von Abbate Lorenzo Ze
noni: „Oonipenäio äellg. storia. äkila
ä'It^lia äei Air. Lira.-
" und deutsch von Joseph von
Retzer, von dessen Arbeit ich aber son-
derbarer Weise in keinem Bücherverzeich-
nisse den Titel angegeben finde. Kaum
hatte Tiraboschi sein Monumentalwerk
über die Geschichte der italienischen Lite-
ratur beendet, als er an die Ausführung
neuer Arbeiten schritt, welche alle den
Stempel seiner Gründlichkeit und Ge>
diegenheit, wie seines unermüdlichen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon