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Tißa, Coloman 182 Tiha, Coloman
eingeführten historischen Staats stellen
be-
rufen wurden, bot man Tisza das Amt
deS Obergespans von Bihar an, welches
er aber nicht annahm. Dagegen trat er
bei den verfassungsmäßigen Neuwahlen
für den Reichstag 1861 als Candidat
für Debreczin auf, ging als Sieger auS
der Wahl hervor und erschien als Ab»
geordneter dieser Stadt, die ihm lange
Jahre hindurch ihr Vertrauen in den po>
litischen Angelegenheiten seines Vater»
terlandes ungeschmälert bewahrt hatte,
in dem ungarischen Parlamente, in
welches mit ihm zugleich seine Brüder:
Ladislaus für Tenke und,Ludwig
für Ugra, beides Bezirke im Biharer Co-
nntate, gewählt waren. Im Landtage
nahm er bald eine hervorragende Stelle
ein und wurde mit dem Präsidenten
Ghyczy der Führer der Linken, der so-
genannten Beschlußpartei. Als nämlich
über den in der Sitzung vom 13. Mai
1861 vonDe^k gestellten Antrag, an
den König mit einer Adresse heran-
zutreten, in der Sitzung vom 16. Mai
die Debatte eröffnet wurde, erhob sich
Coloman Tisza als erster Redner in
dieser Frage und erklärte sich, dem An-
trage Deck's entgegen, für den Be-
schluß, seine längere Rede mit den
Worten schließend: „Mit voller Seelen-
ruhe
stimme ich daher für den Beschluß,
und sollte ich auch mit dem Hause oder
— was ich indeß nicht glauben kann —
selbst mit der öffentlichen Meinung des
ganzen Vaterlandes in Widerspruch ge-
rathen, so werde ich doch Beruhigung
finden in dem Gefühle erfüllter Pflicht
selbst in dem Falle, wenn auch Andere,
als der Antragsteller, irrthümlich diese
Politik für eine Politik der Leidenschaft
und des Haffes, für ein Hinderniß fried-
licher Ausgleichung ansehen sollten, wah-
rend sie doch die Politik
strenger Gesetz- lichkeit ist, und nicht die Folgen eben dieser
Politik, sondern ihrer falschen Auslegung
zu fürchten sind". Schon in der dieser
Sitzung vorangegangenen hatte es sich
herausgestellt, daß Tisza's Partei alle
Hoffnungen auf ihn setzte, denn an
Stelle Ladislaus Teleki's Mand
XI.III) S. 233^, der auch Mitglied
dieses Reichstages war und sich am
8. Mai 1861 das Leben nahm, wurde
er unter 139 Wählern von 99 zum
Mitgliede der Petitionscommission ge»
wählt. War bereits seine zu Debreczin
gehaltene Wahlrede im Druck erschienen:
bessere es ^ata^osa^' ^'avKs?«?«" ^De°
breczin 1861, Telegdi), so brachten seine
im Reichstag gehaltene Rede sofort ver»
schiedene Verleger zum Abdruck: „0?-.
26" (Pesth 1861,Wodianer), dann „H?.
^oHH/i ^avas^ata." (ebd. 186 l, Lauffer
und Stolp, 8 .^) und bei Lampel in Pesth
zusammengedruckt mit der Rede von La»
dislaus Szalay M . XI.I, S. 136^.
So war denn Tisza im Verein mit
Ghyczy der Führer der oppositionellen,
d. i. jener Partei geworden, welche an
die Krone nur die Kenntniß des Be-
schlusses gelangen lassen wollte, daß Un»
gärn die Februar-Verfaffung nicht aner«
kenne und an den Gesetzen des Jahres
1848 festhalte. Davon nannte sie sich
Beschlußpartei. Wenn nicht ganz
denselben, so doch einen sehr ähnlichen
Standpunkt nahm auch die andere von
Deäk geführte Hälfte der Opposition
ein, diese wollte aber in Unterhandlungen
eintreten und damit durch eine Adresse
an den „factischen Herrscher" beginnen.
Sie bekam davon den Namen Adreß<
Partei und gewann für ihre Ansicht
eine Mehrheit von drei Stimmen, ohne
indessen vorlausig etwas Anderes zu er»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon