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Tißa, öadislaus 192 a^ Ludwig
Ungarn von Oesterreich für revolutionär!
ausgeschrien werde; ferner: daß letzteres
die gänzliche Verarmung Ungarns an-
strebe und dieses für seine eigenen
Zwecke zu schwachen suche. Er bringt
auch noch mehrere andere Punkte, welche
das Verhältniß Oesterreichs zu Ungarn
betreffen, zur Sprache und weiß darüber
wenig Tröstliches zu berichten. Hingegen
schildert er die Verhaltnisse in Ungarn
in einer Weise, von der man in Cis-
leithanien bisher keine Ahnung hatte und
erst durch seine Darstellung nähere Kennt-
niß erhält, so bemerkt er: dast bei Stellen-
und Benesicienvertheilung in Ungarn
keine Nationalität der andern vorgezogen
werden solle; daß die jedem ehrlichen
Menschen heilige Muttersprache bei Be-
rathschlagungen und juridischen Verhand-
lungen vollkommen frei sein werde; daß
endlich alle Gesetze, welche der Auf-
fassung der Rechtsgleichheit in Hinsicht
der Nationalitäten widerstreiten, sollen
aufgehoben werden. Dem Könige mit
einer Adresse zu nahen, erscheine ihm wie
Kriecherei, und diese habe Gott sei Dank
Ungarn nicht nöthig. Und so fkmme er
nach reiflicher Ueberlegung für den Be»
schluß. Seine Rede wurde zugleich mit
jener des Grafen Dionys Szöchenyi
M . XI.I, S. 233) und des Dichters
Emmerich Mad ach ^Bd. XVI, S. 227)
unter dem Titel: „^132 il.
(4861, ^ ' . 23), Kr. 6 2
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äsk" im Druck herausgegeben. Ladis-
laus Tisza ist zur Zeit Mitglied der
Repräsentantentafel für den Tordaer Be»
zirk und der Delegation des ungarischen
Reichstages, Ausschußmitglied der Ober»
aufsicht für das Nationaltheater in Klau-
senburg und General-Obercurator des
Diöcesan. Generalconvents der helveti» schen Confessionsverwandten zu Klausen-
burg in Siebenbürgen.
Tisza, Ludwig (Staatsmann,
). zu Geszt im Jahre 1832). Ein
Sohn des ObergespaN'Stellvertreters, im
Biharer Comitate Ludwig Tisza aus
dessen Ehe mit Julia geborenen Gräfin
Teleki und ein Bruder des gegen-
wärtigen ungarischen Minister-Präsidenten
Coloman sS. 181), dann deä
Dominik ^S. 190) und Ladislaus
Tisza ^S. 191). Im Jahre 1848
beendete er die philosophischen Studien,
1832 hörte er die Rechte, dann begleitete
er seinen Bruder Coloman auf dessen
Reisen durch Mitteleuropa und durch-
wanderte selbst den Süden. Nach seiner
Rückkehr in die Heimat bereitete er sich
für das öffentliche Leben vor, und als
nach dem Jahre 1839 ein Umschwung in
den politischen Verhältnissen seines Vater«
landes eintrat, wurde er im Ugraer
Wahlbezirke des Biharer Comitates in
den Reichstag gewählt, welcher mit
dem königlichen Einladungsschreiben vom
14. Februar 186l auf den 2. April g. I.
nach Ofen einberufen war. In den denk-
würdigen Debatten, welche sich über die
Frage entspannen, ob an den König
bezüglich des politischen Ausgleichs eine
Adresse zu richten, wie Deäk bean-
tragte, oder aber dem König das Ergebniß
der Berathungen als Beschluß bekannt
zu geben sei, trat Ludwig, mit dem
zugleich dessen Brüder Coloman und
Ladislaus in der Versammlung saßen,
nicht als Redner auf. Er gehörte damals
zur Linken, von welcher er später zur
Partei, deren Führer Deä.k war, über-
trat. Im Jahre 1867 wurde er Ober«
gespan des Biharer Comitates und 1869
Vice-Präsident des hauptstädtischen Bau-
rathes in Ofen. In dieser Stellung, die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon