Seite - 222 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Band 45
Bild der Seite - 222 -
Text der Seite - 222 -
Toccagni 222
des Iahles 1810 in Mailand ein, wo er
seine Entlassung aus dem Militärdienste
betrieb und endlich auch erhielt. Der
Vater bestand darauf, daß Luigi der
Advocatur sich zuwende, aber dieser wollte
sich lange nicht dazu verstehen, bis es
endlich zwischen Beiden zu einem Aus-
gleiche kam, in Folge dessen der Sohn
sich bereit erklärte, bel der Gerichts-
behörde in Brescia als Praktikant ein»
zutreten. Nach achtjährigem Dienste da»
selbst, wahrend dessen er auf seine Lieb-
lingsstudien, welche vornehmlich die Lite-
ratur und Geschichte umfaßten, alle Muße»
stunden verwendete, wurde er als Actuar
zur Prätur in Iseo versetzt. Gegen Ende
1823 gab er aber die Beamtenlaufbahn
auf, nahm seinen bleibenden Aufenthalt
in Mailand, als Erzieher in mehreren
angesehenen Familien und als Journalist
wirkend. Bereits in seiner Beamten-
stellung hatte er Gedichte in lateinischer
und italienischer Sprache verfaßt, so eine
Reihe von heiligen Gesängen für die Con»
gregation der Jünglinge in Iseo, ein
didaktisches Gedicht an den Macen der
Künste und Wissenschaften Grafen Tosi,
eine Canzone an den Papst Pius VII .
nach dessen Rückkehr in den Vatican und
zahlreiche Elegien und Epigramme in
lateinischer Sprache. Ein größeres Ver»
dienst aber als durch diese Original»
arbeiten seiner Muse erwarb er sich durch
die Uebertragung mehrerer bedeutender
Geschichtswerke der Deutschen und der
Franzosen. So nennen wir von seinen
Uebersetzungen jene der Geschichte des
Papstes Innocenz I I I . von Hurt er;
des „Genius des Christenthums" und
„Atala's" von Chateaubriand, und
der Geschichte der Girondins von 3a»
martine. Die neue um 1841 in Mai-
land erschienene Ausgabe von Sis-!
mondi's „Ztoria äeiie " versah er mit Glossen und
Anmerkungen von seinem streng katho«
lischen Standpunkte und gab eine neue
Ausgabe von Bot ta's „Ltoria ä'Itklia"
mit Anmerkungen heraus. Die freund»
schaftlichen Beziehungen, welche ihn be-
sonders bei semer Vorliebe für Musik mit
Giuseppe Verdi, der eben damals das
italienische Opernrepertoire zu beherrschen
begann, verbanden, machten ihn auch zum
Verfasser des Libretto zu Verdi's Oper
„Marco Visconti", welche im königlichen
Theater zu Turin zum ersten Male auf-
geführt wurde. Toccagni's Haupt-
thatigkeit gipfelt in der publicistischen
Sphäre, denn in den Jahren 1828 bis
1847 war er ein fleißiger Mitarbeiter
der Mailänder Journale „I^'Noo" und
„(3a.226ttg. äs Nilano", in denen er sich
auf allen Gebieten der Zeitungsliteratur
bewegte, namentlich auf jenem der Theater-
und Kunstkritik, aber auch auf dem er-
zählenden, indem er die Geschichte Mai'
lands in kleinen Skizzen popularisirte.
Auch war er Mitarbeiter der beiden Mai«
länder Kunftalbums, nämlich des „^Idum.
ÜFpaLixiono", das bei Canadelli, und
der „06U1N16 ä'ai-ti itHiiani", das bei
Ripamonti'Carpano im Verlage erschien,
und in deren früheren Jahrgängen mehrere
seiner kunstkritischen Abhandlungen ent-
halten sind. Toccagni starb im Alter
von 63 Jahren, und eine ausgewählte
Sammlung seiner kleineren zerstreuten
Arbeiten. erschien unter dem Titel:
Mi1a.no 1834, Vorrorli 0 Lootti, 232 S.,
gr. 120.).
äs I'Mppo VNIani (Nii2.n0 1854, Norroni
e scotti, gr. <2°.) S. 1—-27: „vella vi<H o
äeFli. Lclitti äi I^uigi LoecaFui bi-eseikuo.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon