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Toköly, Emmerich 232 ) Emmerich
neuen nicht minder großen brachte. Aus dieser
Ehe gingen auch mebrere Kinder hervor. —
3. Der Sohn Stephan (geb. 3. Februar
1623, gest. 16?«)). welcher das Geschlecht fort«
pflanzte, wurde Erbobergespan von ^.rva,
1654 Graf und war anfangs ein treuer An«
bänger seines Königs. Später aber nahm er
Theil an der Wessel 6 ny i'schen Verschwörung
im Jahre 1670 und ward in Folge dessen von
General Spork auf seinem Schlosse in.^rva
belagert. Als er seine Niederlage vor Augen
sab, nahm er sich, um der Gefangenschaft zu
entgegen, daö Leben. Seiner Ehe mit Nana
G^ulafflj entsproßten mehrere Kinder. Zwei
Söhne: Adam und Stephan, starben in
der Kindheit. Drei Töchter, die, als Spork
die Veste .^rva erobert hatte, nach Wien in
cin Kloster gebracht und dort genöthigt wurden,
ihren protestantischen Glauben mit dem katho«
l-scken zu vertauschen, schlössen, in. der Folge
angesehene Heiraten: Mar ia (geb, 1636) zuerst
mit 3 ad is laus Peib 5, dann mit Step h an
Nlidasdn, zuletzt mit Johann Grafen
Tarnowski ; Kathar ina (geb. 1653, gest.
1680), obwohl sie nur das 23. Jahr erreichte,
war gleichfalls dreimal vermalt: mit Franz
Grafen Eszterhäzn, dann mit Mar Grafen
Jörg er, zuletzt mit Ioh. Jacob Löwen«
bürg; C'va (geb. 1639, gest. l716) war
die Gemalin des berühmten Palatin Paul
Eszterbuzn, der auf dem Landtage 168?
die Annahme der erblichen Succession des
Hauses Habäburg in Ungarn forderte und
die drodenoe Theilnahme an den Näkoczn'«
scken Unruhen verhinderte. — 4. Ein dritter
Sodn Stepbans ist der berüchtigte Nebell
Emmerich Tököln, der den Verrath, mit
welchem der Vater sein Leben besteckt barte,
in fluchwürdiger Weise fortsetzte, aber so wenig
wie dieser sein Ziel erreichte. Im Jahre 1636
auf dem Schlosse Käsmark in Ungarn geboren,
erhielt er eine sehr gute Erziebuna. Fünfzehn
Jahre alt. befand er sich mu seinem Vater
auf dem belagerten Schlosse zu -Vrva, wo sich
derselbe das Leben nahm. Noch vor der Ueber-
gäbe der Burg floh er auf das Schloß Huszt,
später aber nach Siebenbürgen, wo er sich
unter den Schutz der Pforte und drs Groß«
fürsten Apaff i stellte. Als dieser den unzu«
friedenen Ungarn im Jahre 1673 Hilfstruppen
sendete, nahm auch Emmerich an dem
Zuge Theil. Da er sich ebenso muthig als
fähig erwies, so vertraute ihm Apaff i bald
dcn Oberbefehl über die siebenbürgischen
Truppen in Ungarn an. Nach dem Tode des ! F
^.! ungarischen Oberfeldherrn Wesselony trat
Toköly in dessen Stellung ein. setzte sich
von seinem Unterfeldherrn Teleky unter»
stützt und durch die von den Jesuiten bedräng-
ten, ihm schaarenweise zuströmenden Evange-
lischen verstärkt, in kürzester Zeit in den Besitz
von fast ganz Oberungarn, verwüstete Mähren,
zwang Brunn zur Uebergabe und drang, be-
günstigt von Frankreich und der Pforte, in
Oberösterreich ein. Alle Bergstädte gingen ver-
loren, und er ließ theils auf seinen eigenen
Namen, theils seinem Gönner Ludwig XIV.
von Frankreich zu Ehren Münzen prägen.
Nachdem er noch den kaiserlichen General
3 e s l i e , der Siebenbürgen bedrohte, ge-
schlagen und den Nest des Corps desselben
gefangen genommen hatte, schloß er mit Oester<
reich einen Waffenstillstand ab, welcher jedoch
zu keinem Frieden führte. Toköly hatte seine
Hand der Witwe Niclas Apaffi 's zugesagt,
dann aber, um sich mit der verwitweten
Fürstin Helena Räkoszg zu verbinden, sein
Wort zurückgenommen. Während er sich hin-
durch dem Hasse der siebenbürgischen Großen
ausgesetzt sah, suchte Helenas Schwiegen
mutier, die dem Hause Oesterreich ergebene
Fürstin Nilkoczn. ihn dem kaiserlichen Hofe
zu nähern, indem sie demselben mittheilte
daß Toköly zur Unterwerfung bereit sei,
wenn man ihm seine Güter zurückgeben und
seine Vermälung mit Helena gestatten wolle.
Obwohl die darüber gepflogenen Unterband«
lungen zu keinem Ziele führton, gab Toköly
doch seinen Plan, sich Oesterreich zu unter--
werfen, namentlich als dasselbe auf dem
Reichstage zu Oeoenburg 1681 den Mißuer<
gnügten in vielen Stücken Nachgiebigkeit ent-
gegenbrachte, nicht auf. und er würde ihn
auch zur Ausführung gebracht haben, wenn
ihn seine Verbindungen mit der Türkei, Sie«
bmbüraen und Frankreich, sowie die Gegen-
vorstellungen mehrerer seiner Unterfeldherr^n
nicht davon zurückgehalten hatten. Als seine
abermalige Belagerung von Szathmnr miß-
lang und seine Anhänqrr ihn zu verlassen
begannen wendete er sich an den Sultan
Muh am cd IV. um Hilf?, worauf ihn dieser
gegen einen jährlichen Tribut von 40.000 Tha«
lern zum Fürsten von Ungarn unter türkischer
Oberhoheit einschte. Scheinbar unterhandelte
Töküly noch immer mit dem Kaiser. Nach«
dem er aber mit dessen Zustimmung im Jahre
1682 seine Verbindung mit Franz Niikoczy's
Witwe, einer Tochter des 1671 hingerichteten
Grafen Zr iny, vollzogen und dadurch die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon