Seite - 239 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Band 45
Bild der Seite - 239 -
Text der Seite - 239 -
Töpfer, Karl 339 Töpfer, Karl
ziert es noch heute das Repertoire als
eines der beliebtesten Stücke, in einem
eigenthümlichen Gegensatze zur Beliebt-
heit der französischen Ehebruchdramen,
mit denen die deutsche Bühne überfluthet
wird. Nachdem es in Wien und Weimar
mit Ehren bestanden, ging Töpfer's
nächster Wunsch dahin, daß es auch in
seiner Vaterstadt gegeben werde. Da er
in Berlin, wie zuvor in Wien, die Sce-
nirung persönlich überwachen wollte, be-
gab er sich auf Urlaub dahin und fand
in dem gebildeten kunstbegeisterten Grafen
Brüh l einen Intendanten, der ihm mit
ganzem Wohlwollen entgegen kam und
ihm, obgleich Ludwig Devrient fac-
tischer Regisseur war, für dieses Stück
die Regie übertrug. Pius Alexander
W o l f f und seine Gattin A m a l i e
spielten das Elternpaar, den Apotheker
kein Geringerer als Ludwig Devrient,
Lemm den Rector, Beschort den
Richter, die Titelrollen aber Reben»
stein und die später so berühmte Frau
Stich - Crelinger. Doch gingen die
Proben nicht so glatt ab, als bei diesen
Kräften zu erwarten war. Bei der ersten,
zweiten und dritten Probe konnte De-
vrient auch nicht eine Sylbe seiner
Rolle, und Töpfer war nahe daran, den
Muth und als Regisseur auf Zeit dem
Regisseur auf Dauer gegenüber die Ge-
duld zu verlieren. Indeß er beherrschte
sich und schwieg aus Rücksicht auf De-
vrient's ihm bekannte Empfindlichkeit.
Aber bei der Aufführung loste sich von
Scene zu Scene, von Act zu Act
Töpfer's Sorge, und mit Schluß des
Stückes war der Erfolg ein großartiger.
Die Zeitungen sprachen von einem Weihe-
abend, und gleich im ersten Jahre wurde
das einfache Schauspiel über fünfzigmal
gegeben. Wie nach solchen Erfolgen und
Goethe 's eigenem Urtheil Heinrich Kurz (vergleiche unter „Zu Töpfer's
literarischer Charakteristik") schreiben
kann, daß bei Töpfer, als derselbe
Goethe's „Hermann und Dorothea"
auf die Bühne brachte, „der Mangel an
schöpferischem Talent zu Tage trat, da
es ihm nicht gelang, den epischen Stoff
dramatisch zu gestalten", ist uns unerklär-
lich! — Mit Lorbern reich beladen,
kehrte Töpfer nach Wien in sein Enga-
gement zurück, zu neuem Schaffen auf
das mächtigste angeregt. Er schrieb nun
im nächsten Jahre das vaterländische
Lustspiel: „Des Königs Befehl", in
welchem er Friedrich den Großen auf
die Bühne brachte und welches auch auf
allen deutschen Theatern Repertoirestück
wurde. Obwohl Töpfer in Wien als
Schauspieler eine sehr hervorragende
Stellung einnahm, reifte doch in ihm der
Gedanke, der praktischen Bühnenthätig,
keit zu entsagen, sich dagegen ganz de^
Dramaturgie, der dramatischen und lite-
rarischen Production zu widmen. Als er
aber sein Vorhaben kundgab, fehlte es
nicht an Vorstellungen, ihn von dem»
selben abzubringen. Man wollte eine so
tüchtige Kraft nicht gern verlieren; man
bot ihm an, seine Stellt: ein Jahr lang
offen zu halten, damit er sie wieder ein-
nehmen könne, wenn seine Ansichten sich
geändert hätten. Doch beharrte er bei
seinem Entschlüsse .und schied aus dem
Verbände der Wiener Hofbühne, wendete
sich nach Norden und nahm in Hamburg
seinen bleibenden Aufenthalt Um diese
Zeit, es war im Juni 1822, wurde er
von der Universität Göttingen zum
Doctor der Philosophie ernannt, post
sxliikitg. itiF6nii LpeeimiriH, wie es im
Diplome heißt. I n Hamburg warf er
sich nun ganz auf literarische Thätigkeit.
Er redigirte die „Thalia", eines der
geachtetsten Theaterblätter Deutschlands
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon