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Topper 249 Topp er
Scheelsucht und Neid die Eröffnung des
Betriebes, bis er in Kaiser Franz einen
Förderer fand. Der Monarch, der den
Sommeraufenthalt in Persenbeug zu
nehmen liebte, hörte von Töpper's neu
erstehendem Werke, beehrte dasselbe mit
einem Besuche und wurde beim Anblick
des großartigen und nützlichen Unter-
nehmens sofort der Gönner des In
dustriellen. Nun lösten sich die größten
Schwierigkeiten wie Eis im Sonnen«
schein. Im Jänner 4821 erhielt Töftper
auf seine Erfindung in der Eisen-, Stahl-
und Walzblecherzeugung mittels geschlos-
sener Ständer ein fünfzehnjähriges aus-
schließliches Privilegium und im Jahre
4827 zur Aufmunterung und als loh-
nende Anerkennung der Güte seines
Fabrikates die Bewilligung zur Führung
des kaiserlichen Adlers auf seinen Werken
und Fabrikaten, nach Ablauf der Privi-
legiumszeit 4836 aber eine förmliche
Landesfabriksbefugniß und noch im näm-
lichen Jahre ein ausschließliches Privi-
legium auf die Erzeugung aller Gattun-
gen Streckeisen mittels Walzen und ge-
preßter Kopf- und Schindelnägel. I n den
„Vaterländischen Reiseskizzen", welche
Ebersberg's „OesterreichischerZu-
schauer" im Jahrgange 183? ver-
öffentlichte, ist eine genaue Darstellung
dieser großen Walzwerke und der damit
verbundenen Einrichtungen enthalten.
Das Wafser ist hier die bewegende Kraft,
und eine Maschine allein verarbeitete
täglich drei Centner Eisen zu 120.000
Stück Nägeln. 1840 erhielt Töpper
ein neues Privilegium auf die Verbes-
serung der Eisenzerrennung und Ver-
frischung, in geschlossenen Zerrennfeuern
mit Benützung der heißen Luft auch alle
Gattungen Flammofen zu beheizen; bei
der Gemeinnützigkeit dieses Verfahrens
hinsichtlich der bedeutenden Holz- und Kohlenersparung verzichtete er aber schon
im folgenden Jahre auf sein Vorrecht
zum allgemeinen Besten. Unter seiner um<
sichtigen Leitung wuchs das Unternehmen
in gedeihlichster Weise und bestand sch.on
1862 aus einer Stahl-, Walzenblechnägel'
und Gasröhrenfabrik zu Neubruck bei
Scheibbs, aus einer Gasröhrenfabrik in
Haming, einem Großzerrennhammer und
Pudlingswerke in Linz und einem Stein-
kohlengewerke zu Gresten in Niederöster«
reich. Damals betrug ihre jährliche Pro-
duction 12.000 bis 13.000 Centner
Frischeisenwaaren, bei welchen 220 Ar-
beiter stabile Beschäftigung fanden. Im
Jahre 1873 erhob sich die Production
auf 33.000 Centner Eisenwaaren mit
30 theils ober-, theils rückenschlachtigen
Wasserrädern, einer Turbine mit zusam-
men 300 constanten Pferdekräften und
130 stabilen Arbeitern. Dr. Arenstein's
„Oesterreichischer Bericht über die inter-
nationale Ausstellung in London 1s62"
gibt auf Seite 32 im guten Holz«
schnitt eine treue Ansicht von Töpper's
Eisen-, Stahl- und Walzenblechfabrik
bei Scheibbs. An Auszeichnungen hat
es unserem Industriellen auch nicht ge^
fehlt. So erhielt er auf den Industrie-
ausstellungen 1839 und 1845 zu Wien
die große goldene Medaille, dieselbe auf
den Ausstellungen 1841 und 1846 zu
Gratz und Linz, die Pceismedaille auf
der Ausstellung 1831 zu London, die
Ehrenmünze auf jener zu München 1834
und die Medaille erster Classe zu Paris
1868, von ah. Seite aber wurde er durch
das goldene Verdienstkreuz, 1863 durch
das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens
und später durch Verleihung des Adels
ausgezeichnet. Mit den oben dargestellten
Verdiensten Töpper's auf industriellem
Gebiete gingen Hand in Hand seine
humanistischen, denn er war ein wahrer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon