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) Franz 23 ) Franz
die Ehre der Mitgliedschaft. Die Univer-
sität Jena schickte ihm das Doctordiplom
der Philosophie. Zur Feier seines fünfzig-
jährigen Schriftstellerjubiläums im No-
vember 1871 erhielt er von Seiner
Majestät dem Kaiser das Ritterkreuz
des Leopoldordens, von der Kisfaludy-
Gesellschaft eine goldene Feder, kam
eine zu seinen Ehren von Professor
Radnitzky in Wien geschnittene Me-
daille in goldenen, silbernen und Bronce«
Exemplaren zur Vertheilung' spendeten
ihm die ungarischen Schriftstellerinen
einen Lorberkranz und votirte ihm das
ungarische Parlament einen Ehrensold
von 4000 st. Die Festrede hielt Bischof
Michael Horväth sBd, IX, S. 320^,
worauf der Secretär der Hisfaludy-
Gesellschaft und spätere Biograph des
Gefeierten August Greguss sprach,
schließlich die Verdienste des Jubilars in
folgende Worte zusammenfassend: „Wir
hatten Schriftsteller ohne Publicum, Ge-
lehrte ohne Akademie, Schauspieler ohne
Theater, und das Alles half Toldy
schaffen", Worte, die man, ohne eben die
Verdienste des Literarhistorikers zu über»
schätzen, unterschreiben kann. Bei dem
Festbanket, welches der Feier folgte, wurde
in einem Toaste besonders hervorge«
hoben, daß der Gefeierte es war, der
die ungarische Literatur in Pesth centra-
lifirte, während die literarischen Bestre»
bungen früher zersplittert waren und
in Kaschau, Debreczin, Preßburg u. s. w.
ihren Sitz hatten. Im Jahre 1873 unter-
nahm Toldy mit mehreren Landsleuten
eine Pilgerfahrt nach Rom und erlangte
die Erlaubniß, Sr. Heiligkeit den Pan-
toffel küssen zu dürfen. Von Rom aber
pilgerte der kaiserliche Leopoldsritter in
ungeheuerer Naivität mit noch einigen
Landsleuten nach Turin, um dort dem
alten Hochverrather an König -und Volk und unverbesserlichen Verschwörer Ludwig
Kossuth seine Huldigung darzubringen!
Toldy hatte eine ungemein reiche
und für ungarische Geschichte ebenso
wichtige als werthvolle Bibliothek gesam-
melt. Der Erzbischof von Erlau Adalbert
Bartakovics wollte dieselbe um einen
hohen Preis kaufen. Toldy ging auf
den Antrag ein, jedoch nur unter der Be-
dingung, daß die Bibliothek erst nach
seinem Tode übernommen werde, da er
sie, so lange er lebe, selbst benutzen wolle.
Darauf entgegnete der greise Kirchenfürst,
daß er diese Bedingung nicht annehmen
könne, da er aller Wahrscheinlichkeit nach
früher sterben dürfte als der Verkäufer,
wie es auch wirklich geschah, denn Bar-
takovics starb zwei Jahre vor Toldy.
Unser Gelehrter hatte sich dreimal ver-
heiratet, Ende 1831 mit Maria Hinka,
die schon nach fünfjähriger Ehe starb',
4838 mit Ida Tarnöczy, welche ihm
aber auch schon nach vier Jahren durch
den Tod entrissen wurde; 1843 mit
Auguste Mojsisovics, die ihn über-
lebte. Aus diesen Ehen hatte er sechs
Töchter, von denen zwei sich
verheirateten,
zwei Nonnen wurden, deren eine, Isa»
bella, Aebtissin zu Erlau ist. Von seinen
zwei Söhnen lebt Ladislaus als Caplan
zu Gran, Stephan aber, ein talentvoller
dramatischer Dichter sS. 24^, folgte
seinem Vater bald ins Grab nach.
Was das Urtheil über den Schrift-
steller T o l d y betrifft, so lautete
dasselbe, so lange er lebte, bei seinen
Gegnern ebenso reservirt, wie es bei seineu
sehr zahlreichen Anhängern in übertrie-
benes Lob ausartete. Gewiß war er ein
Mann und Schriftsteller von Bedeutung,
aber was seine wissenschaftliche Tüchtig-
keit betrifft, so ging dieselbe mehr in die
Breite als in die Tiefe. Er hatte eben zu
viel unternommen, um in Alles mit er-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon