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Tomaschek, Karl Tomaschek, Karl
von Iglau nach Olmütz übersetzen ließ.
Daselbst besuchte Karl das Gymnasium,
welches damals zu den Gymnasien ersten
Ranges zahlte. I n den Humanitätsclaffen
dieser Anstalt wirkte namentlich Professor
Tkany auf den empfänglichen Jüngling
ein, der bei seiner großen Neigung für
Poesie sieb bereits in mannigfaltigen
poetischen Arbeiten versuchte und selbst
größere dramatische und epische Stoffe
zum Vorwurfe nahm. I n den philoso«
phischen Jahrgängen übte der Professor
der Geschichte Adolph Fiker, der nach-
malige Statistiker M . IV, S. 218^>,
fördernden Einfluß auf den strebsamen
Studenten, der aber damals schon für
deutsche Sprache und Literatur schwärmte.
Außer der Geschichte und Literatur zogen
den Wißbegierigen auch die Naturwissen-
schaften an, und in jene Zeit fallen einige
seiner kleineren Arbeiten aus den Ge-
bieten der Zoologie und Botanik. Seine
Absicht, sich einem Lehramt aus den von
ihm mit Vorliebe gepflegten Fächern zu
widmen, scheiterte an der Ungunst der
damaligen Verhältnisse, welche geringe
Aussicht auf ein baldiges Fortkommen in
dieser Richtung boten, und so begann er,
ohne innere Neigung, die juridischen
Studien, weil ihm nach Abschluß der»
selben der Eintritt in den Staatsdienst
offen stand. Er beendete sie, betrieb aber
nebenbei mit allem Eifer das Studium
der Philosophie, sich in die Schriften
Hegel's versenkend. Seiner sanften und
liebenswürdigen Weise wegen ein Lieb-
ling seiner Collegen, schloß er sich doch
ganz besonders an Einen, den jüngst
verstorbenen Karl S tu m pf - Brentano
sBd. X1^ S. 197^ an, mit dem er bei
gleicher Gesinnung und gleichem Streben
einen innigen Frenndschaftsbund schloß,
den nur der Tod löste. Tomaschek
zählte zwanzig Sommer, als das ereigniß- ^ reiche Jahr 1848 herankam und mit der
Vernichtung des bisherigen absoluten
! Regiments im Kaiserstaate auch der
! Kampf zwischen den Nationalitäten ent -
! fesselt wurde. Palack^ und Rieger
erschienen in der Universitätsaula zu
Olmütz, um für die slavische Idee und
den Anschluß Mährens an Böhmen Pro-
paganda zu machen. Ersterer stachelte in
einer feurigen Rede die Studenten
mächtig auf und gewann auch im Fluge
einen großen Theil derselben für seine
Absichten. Aber kaum hatte er geendet,
so bestieg Tomaschek die Redner-
bühne und sprach mit solchem Eifer, mit
solchem Feuer, daß er die Studirenden
mit sich fortriß und den Sieg der
deutschen Sache entschied. Als dann die
akademische Legion zur Einweihung ihrer
Fahne auf offenem Platze schritt, wurde
! er auch von ihr zum Festredner erkoren.
! Ueberdies schickte ihn die Studentenschaft
! als Teputirten nach Brunn, damit er
vor, dem Landtage Zeugniß ablege von
ihrer deutschen Gesinnung. 1849 verlor
er seinen Vater, den er innig geliebt,
dafür aber brachte ihm dieses Jahr neue
Hoffnungen, indem durch die Reform
der Studien sich ihm für die Zukunft
günstigere Aussichten eröffneten. Er gab
nun die Jurisprudenz auf und nahm
4830 mit seinem Freunde Stumpf die
ihnen angebotene Stellung als suppli-
rende Lehrer für philosophische Propä-
deutik, Geschichte und deutsche Sprache
am Olmützer Gymnasium an. Im
Sommersemester 4831 ging er mit seinem
Freunde nach Wien, wo Beide Collegien
hörten und vom Ministerium in aus^
zeichnender Weise in das von Bonitz,
Grauert und Grysar geleitete histo-
risch-philologische Seminar berufen, das-
selbe besuchten. Außerdem hörte Toma-
schek in diesem und dem folgenden
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon