Seite - 54 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Toffoli-Traubenburg, Band 46
Bild der Seite - 54 -
Text der Seite - 54 -
Tomaschek, Karl Tomaschek. Karl
Gewissenhaftigkeit unterzog er sich diese
Aufgabe und lieferte ein mit reicher
Kenntniß und Einsicht, mit Würde und
Freimuth abgefaßtes Elaborat, welches
in den drei Hauptmomenten gipfelt
l. entschiedener und rückhaltloser Bruch
mit dem ablenkenden Principe der An
Näherung des Gymnasiums an die Real
fcl>ule, einem Princip, welches, Verderb
lieber Schwache der Zeittendenzen
entstammend, den gymnasialen Charakter
schädigt und, über die gegenwärtig bereits
eingeleiteten und vorgeschlagenen Re>
formen ins Unbestimmte hinausgreifend,
für die Zukunft noch weiter zu gefährden
droht; 2. Beseitigung des Instituts der
Realgymnasien und Abschaffung des
Namens dieser Zwitterbildung, welche
nur geeignet ist, Schüler und Eltern irre-
zuführen und, entsprechend der zu Grunde
liegenden Zerreißung des einheitlichen
Zusammenhanges beider Abtheilungen
des achtclassigen Gymnasiums, bereits
zur monströsen Bezeichnung desselben als
„Neal- und Obergymnasium" geführt hat;
3. allseitige Kräftigung des humani-
stischen, insbesondere classischen und
Zurückweisung jeder Erweiterung des
naturwissenschaftlichen Unterrichts. Dabei
muß ausdrücklich bemerkt werden, daß
Tomaschek den Naturwissenschaften
nichts weniger denn fremd gegenüber-
stand, da er sich in seiner Jugend mit
denselben vielfach beschäftigt hatte und
auch später den Fortschritten auf dem
Gebiete der Physik und Physiologie rege
Theilnahme widmete. Dieses Gutachten
Tomaschek's blieb auch nicht ohne
Folgen, denn es wurden manche Vor»
schlage der Gymnafial-Enquete nicht an-
genommen und ausgeführt, und die Be»
seitigung des Institutes der Realgym»
nasien, wenige Anstalten ausgenommen,
wo eigenthümliche Verhaltnisse obwalten. war eine gewonnene Sache. Von den
übrigen literarischen Arbeiten Toma-
schek's haben wir noch zu nennen: in
der „Zeitschrift für österreichische Gym-
nasien": „Zum Beginne des 23. Jahr-
ganges dieser Zeitschrift" j^XXVI. Jahrg.,
S. 1^, in welcher Abhandlung er in
kurzem Rückblick die Leistungen der Gym»
nasial-Zeitschrift für die Entwicklung des
österreichischen Mittelschulwesens beleuch-
tet; — „Die Berliner Conferenz zur
Herstellung größerer Einigung in der
deutschen Rechtschreibung" sXXVII.
Jahrg., S. 433^; — „Die neuhoch-
deutsche und classische Dichtung und die
Iiteraturgeschichte", ein Vortrag, den er
als jüngstes Mitglied der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften in ihrer feier-
lichen Sitzung am 29. Mai 1873 hielt
— denn er war schon am 29. Juni 1867
zum correspondirenden, am 9. Juli 1874
zum wirklichen Mitgliede ernannt worden
— dieser Vortrag erschien im „Akademie»
Almanach" für 1873, S. 233, und auch
im Sonderabdrucke — ferner die in dem-
selben Almanach, 1872, S. 194 ver«
offentlichten Biographien der Dichter
Friedrich Halm und Franz Gril l»
parzer. Dieses wenig geräuschvolle, aber
darum nicht minder in das Wesen des
Unterrichts in Oesterreich tiefeingreifende
Wirken fand von Seite der Regierung
insofern eine Würdigung, als Toma-
schek in Anerkennung seiner Verdienste
auf dem Gebiete der Wissenschaft und des
Unterrichts der Titel eines Hofrathes ver-
liehen wurde. So arbeitete Tomaschek,
anscheinend sich der besten Gesundheit
erfreuend, eine tiefeingewurzelte Krank»
heit nicht ahnend, welche, ohne äußerlich
sich bemerkbar zu machen, um so ver-
heerender nach innen um sich qriff, un-
unterbrochen in seinem Berufe. Im März
1878 unternahm er noch mit seinem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon