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Nomaschek) Wenzel Johann 38 Tomaschek, Wenzel Johann
den Studien. Durch die Lehren dieser
Meister gründlich vorbereitet, baute er
später sein eigenes einfaches, aber von
allen Kennern hochgewürdigtes Harmonie-
syftem auf. Manche Umstände traten
übriqens hinzu, um seinen Geschmack in
der Musik zu läutern. So zogen ihn vor
Allem die Tonwerke Pleyel's an, und
als er dann Mozart's „Don Juan" im
Theater hörte, ging ihm mit dieser durch
alle Zeiten bewunderten Tonschöpfung
eine neue Welt auf. Auch lernte er den
Komponisten Winter, dessen Oper:
tl-is»nty äol d^i 56880" in Prag gegeben
wurde, und Kozeluch kennen, welch
Letzterer jedoch sich ihm gegenüber wenig
zuganglich erwies. Mächtig aber war der
Eindruck, den Beethoven auf ihn
macbte, als er zu Prag im Minoriten
convicte 4798 von diesem Tonheros das
Concert in 6-cki?- iOp. 13» und das
Rondo in .4-c??^ sOp. 2) hörte. Was
seine eigenen Arbeiten in dieser Zeit be
trifft, so sind zu erwähnen: seine zwölf
ungarischen Tänze, welche er niederge-
schrieben, ohne vorher ein ungarisches
Nationallied gehört zu haben, seine Elegie
auf eine Rose nach Hö lty's Gedicht und
secbs Menuets und zwölf Walzer, welche
den ganzen Cameval 1794 hindurcb auf
allen Bällen in Prag gespielt, von To-
masche k selbst aber später verbrannt
wurden. In Prag frühzeitig schon als
virtuoser Clavierspieler und hochbegabter
Tonsetzer sehr geschätzt, unterrichtete er
die Söhne und Töchter der angesehensten
Adelsfamilien in der Musik. Doch schien
er sich nach beendeten Fachstudien für den
Beamtenberuf entscheiden zu wollen.
Wenn dies geschehen wäre, so würde er
trotz allem Schaffensdrange, der ihm
innewohnte, doch nicht so viel und so
nachhaltig für die Kunst haben wirken
können und die amtliche Registratur wohl um manchen Act bereichert, die Ton-
kunst aber um manches herrliche Werk
geschmälert worden sein. Da traf es sich
im entscheidenden Augenblicke glücklicher
Weise, daß ein reicher Mäcen auf den
Tonkünstler aufmerksam wurde. Georg
Graf B u q u o y von L o n q u e v a l
>M. I I , S. 208^, ein intelligenter, der
Wissenschaft und Kunst huldigender Ca»
valier, der im hohen Alter noch als ver-
meintliches Haupt des Iuni-Aufstandes
4848 iin Prager Schlöffe gefangen ge-
halten wurde, hatte mehrere Composi»
tionen Tomaschek's kennen gelernt und
war von ihnen erwärmt worden, als er
aber dessen „Lenore" nach dem gleich-
namigen Gedichte Bürger's hörte, riß
ihn dieses leider noch immer nicht ent-
sprechend gewürdigte Werk so hin, daß er
dem Autor sofort den Eintritt in seine
Dienste in der Eigenschaft eines Compo-
nisten auf Lebenszeit antrug. Toma-
schek erbat sich acht Tage Bedenkzeit;
nach Verlauf derselben nahm er den
Antrag des Grafen Buc, quoy an, und
seit 1808 fungirte er als dessen Hofcom»
positeur mit so ansehnlichem Gehalte, daß
er nun ausschließlich der Kunst leben
konnte. Es war eine behagliche, einträg-
liche Sinecure, welche er indeß auch ge-
wissenhaft im Dienste seiner Muse ver-
wendete. Nun behielt er seinen ständigen
Aufenthalt in Prag, unternahm jedoch
von Zeit zu Zeit längere Reisen, theils zu
'einen Brüdern, vornehmlich aber nach
Wien, von wo er immer reich an dort
empfangenen musikalischen Eindrücken
zurückkehrte. I n Prag selbst drängte sich
Alles, was der Musik huldigte, zu seinem
Unterrichte, und in der That gingen aus
»emselben mehrere tüchtige Künstler her-
vor, wir nennen nur: Dreyschok
d. I I I , S. 382^j, K i t t l M . XI ,
. 340^, Kühe sBd. XI I I , S. 343^,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon