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78 Tomahewski
deutende Rednertalent und die geistige
Begabung Tomaszczuk's bald er-
kannte, sendete ihn 4871 in das Abgeord-
netenhaus des österreichischen Reichs-
rathes, dieses aber wählte ihn in den
Verfassungs- und den Finanzausschuß,
sowie in die Delegation. 1873 legte er
das Landtagsmandat zurück, übernahm
ein solches jedoch 1874 wieder von den
Landgemeinden des Bezirkes Kimpolung.
In das Abgeordnetenhaus des Reichs-
rathes wurde er 1873 und 1879 als Ver-
treter des Landgemeindenbezirks Czerno-
witz wieder gewählt. Seine am 26. Mai
1873 in der Ausgleichsfrage gehaltene
Rede zahlt zu den denkwürdigeren, die
in diesem Hause gehört wurden, und als
er in derselben die Quellen des Pa-
triotismus kurz erörterte und bemerkte,
daß in diesen doch ein kleiner Unterschied
obwalte: „denn der Patr iot ismus
der westlichen Provinzen ent>
springt der freien Ueberzeugung;
bei uns in den östlichen Provinzen
kommt zu dieser Ueberzeugung
auch noch die Angst, daß jede Er-
schütterung der Grundlagen der
Monarchie, jede Gefahr der Los-
lösung vom Gesammtvaterlande
eine Vernichtung unserer Cultur,
den Verlust unserer nationalen
Indiv idual i tät , kurz die Scla-
verei bedeutet", wurden diese zu-
treffenden und von den nationalen Ge-
wohnheitsverschwörern und Heißspornen
leider nicht berücksichtigten Worte von
lebhaftem Beifalle begleitet. Im Jahre
1874 fungirte Tomaszczuk als Be-
richterstatter über den Actiengesetzent-
wurf, 1878 als solcher über den Adreß-
entwurf. Am 26. März 1874 regte er
bei der Budgetdebatte im Abgeordneten-
hause die Gründung einer Universität in
Czemowitz an. Seine Bemühungen sah er vom Erfolge gekrönt, denn schon im
nächsten Jahre, 1875, trat die Hochschule
ins Leben, er legte seine Landesgerichts-
rathsstelle nieder und erhielt die Professur
des österreichischen Civilprocesses, des
Handels- und Wechselrechtes und der
Rechtsphilosophie. Ja als dem eigent-
lichen Veranlasser der Entstehung der
Universität wurde ihm auch die Ehre zu-
theil, als erster Rsotoi- ma^ni -
kiout, an derselben zu fungiren. I n
weiterer Anerkennung seiner Verdienste
um das Zustandekommen dieses Sitzes
der Wissenschaft verliehen ihm die Städte
Czernowitz und Radautz das Ehrenbürger-
recht, und das freie deutsche Hochstift in
Frankfurt am Main sandte ihm bei Ge-
legenheit der feierlichen Eröffnung der
Universität durch Professor Bryk das
Diplom eines Hochstiftmeisters. Ueber-
dies ist Tomaszczuk Präses der rechts-
historischen und Mitglied der judiciellen
Staatsprüfungs - Commission. Obwohl
Rumäne von Geburt, ist er doch ent-
schieden deutsch und verfassungstreu ge<
sinnt.
Neue I l lust r i r te Zei tung (Wien. Za>
marski, kl. Fol.) 1873. Nr. 43. S. 11: „Cow
stantin Tomaszczuk". — Neu e I re ie Pr esse
(Wiener polit. Blatt) 12. September 1875.
Nr. 3969, im Artikel: „Universität in Czer<
nowitz".
Porträt. Holzschnitt nach Zeichnung von
F. W.(eiß) aus der rylographischen Anstalt
P.(aar) B.(i b erh ofer) in Wien in der
„Neuen Illustrirten Zeitung", 1873, Nr. 4ö.
Toiltllszewski, Dysmas Boncza (pol-
nischer Dichter und Schriftsteller,
geb. in Russisch-Polen im Jahre
1749, gest. zu Popowka 1825). Ein
Sohn des Mundschenken Tomaszewski
zu Wislice, besuchte er die Schulen bei
den Jesuiten in Sandomir. In der Folge
erhielt er eine Stelle in der Kanzlei des
Königs Stanislaus August, von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon