Seite - 88 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Toffoli-Traubenburg, Band 46
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Tomicek, Johann Slavomir 88 Tomicek^ Johann Slavomir
ersteres 1832, letzteres 1833, erscheinen'
ließ, mit dem er auch 1833 die Heraus»
gäbe der ^Mov^n!^", d. i. Die Slovenin,
eine Sammlung volksthümlicker Geschich-
ten lPrag, bei Sommer), bewerkstelligte,
ohne sie jedoch weiter als über das erste
Heft fördern zu können. Als im Jahre
l833 Zafai-ik das illustrirte Blatt
^velO5s>r" herausgab, zählte Tomicek
bald zu dessen fteißigsten ^unbezahlten"
Mitarbeitern, wie dies einer seiner Bio-
graphen ausdrücklich hervorhebt, denn
zu jener Zeit erhielten die öechischen
Literaten noch keine Schriftstellerhonorare.
Seinen kümmerlichen Lebensunterhalt
bestritt er durch Unterrichtertheilen. Als
dann im Jahre 1834 öelakovsky
M . I I . S.313^ Redacteur der ^5<i26lcö
Xovill)-^, d. i. Prager Zeitung, und
der ^öesks. vöo1<^. d. i. Neckische Biene,
wurde, nahm er Tomicek zu seinem!
Hilfsarbeiter auf, übertrug ihm auch bald !
qanz die Redaction der ersteren Zeitschrift, !
sich nur jene der letzteren vorbehaltend, i
Mit Fleiß und Umsicht besorgte Tomicek
die ilnn anvertraute Redaction. Trotz aller
b'ensurstricke trug doch das Blatt eine
vorwiegend liberale Farbe, aber eine Be-
merkung, welche er einer von Kaiser Ni- 5
colaus an die Polen gerichteten Anrede!
beifügte, wurde unheilvoll — wohl nicht,
für ihn, sondern für öelakovsky, der ^
die Sacke auf sich nahm, in Folge dejsen
aber die Redaction und seine Professur
einbüßte. Tomicek, der unbegreiflicher
Weise (!) sich zum wahren Sachverhalte
nicht bekannte, behielt die Leitung des >
Blattes, als Stepanek als Nachfolgerz
(^ elakovsk y's die Redaction übernahm, ,^
und auch später, als nach dem Tode i
Stepanek's Klutsckak und Storch
an dessen Stelle traten, bis zum Jahre '^
1846, in welchem beide Blätter in die!
Hand Havlii-ek's übergingen. Aber in! den genannten zwei Zeitschriften erschöpfte
er keineswegs seine Thätigkeit, sondern
war auch ein fleißiger Mitarbeiter anderer
öechischer und mitunter sogar deutscher
Blätter. Schon in jungen Jahren hatte
er sich in poetischen Arbeiten versucht,
und in der ^Vöein" erschienen Proben
davon, welcbe später gesammelt unter
dem einfachen Titel „ V ^ n ^ , d. i. Ge>
dichte (Prag 4840, bei Ioh. Spurny, in
kl. 8"., 176 S.), herauskamen. Nun, zu
viel poetische Anlage verrathen diese Dich'
tungen eben nicht, wie denn auch seine in
der „öoska vöela" 1836 veröffentlichte
Kritik der Dichtung ^N^s" des Poeten
Karl Hynek Macha s^Bd. XVI. S. 193^
den Beweis liefert, daß er, was die litera-
rische Kritik und Auffassung poetischer
Werke betrifft, noch lange nickt auf die
Höhe seiner Zeit sich aufzuschwingen ver-
mochte. Im Uebrigen ein ebenso fleißiger
wie sprachgewandter Autor, hat er sich
namentlich durch einige gelungene Ueber-
setzungen aus dem Russischen und
Deutschen verdient gemackt. Seine rück-
tige Kenntniß der Muttersprache war
wohl auch die nächste Veranlassung, daß
ihm, als im Jahre 1848 Koubek
j^Bo. XII I , S. 33^ als Abgeordneter des
österreichischen Reichstages nach Wien
ging, die Supplirung der Lehrkanzel der
öechischen Sprache an der Prager Hoch-
schule übertragen wurde. Als dann im
nämlichen Jahre Nebesky ^'Bd. XX.
S. 199^ nack seiner Wahl in den öster
reichischen Reichstag die Redaction der
^X^i-oäni novin)-", d. i. Die Volks
zeitung, welche er an des verhafteten
Havlioek Stelle übernommen hatte,
aufgab, leitete Tomicek dieses Blatt,
bis Letzterer, aus der Haft entlassen,
sein Mandat als Abgeordneter des öster-
reichischen Reichstages niederlegte. Im
Uebrigen beschäftigte er sich fleißig mit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon