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Tomoii, Anastllfms 111 Tomori, Anastafius
Dieser unerwartete Todesfall bildete nun
einen Wendepunkt in Tomori's Leben.
Der einfache Gymnasialprofessor war
plötzlich Erbe von Hunderttausenden.
Da sich die Hinterlassenschaft an meh»
reren Orten befand, mußte er, um die
Erbschaftsangelegenheiten für sich und
seine Geschwister zu ordnen, dem Lehr-
amte entsagen. Er begab sich nun von
Wien nach Hessen-Homburg, wo Bara-
nowski meist gelebt und auch das Zeit-
liche gesegnet hatte. Dort ließ er seinem
Oheim ein schönes Grabmal setzen, das
oben in magyarischen, unten in deutschen
Worten die Inschrift trägt: „Der Name
Nicolaus Baranowäki's lebt länger
im Angedenken seiner dankbaren Erben
und Verehrer als auf diesem gebrechlichen
Steine". Tomori's Ausscheiden aus
dem Lehramte wurde von seinen Eol-
legen, unter denen sich Arany sBd. I,
S. 38^j, Ladislcms Iosonczi sBd. XVI,
S. 36), Franz Mentovich sBd. XVII,
S. 376) und Szilägyi befanden, sehr
bedauert, und um ihm auch äußerlich zu
bezeugen, wie sehr sie. seinen Abgang
. empfänden, ließen ihm die Repräsen»
tanten des Köröser Gymnasiums den
Profefforentitel als Ehrentitel. Noch
vor seiner Ernennung zum Professor
war er ein fleißiger Mitarbeiter an
Journalen, und die zahlreichen meist
kritischen Aufsätze, welche in den Zeit-
schriften mit der Chiffre 2 X 2 --- 4 be-
zeichnet sind, stammen aus seiner Feder.
Außerdem gab er 1832 eine gewählte
Gedichtsammlung, welche Poesien von
108 ungarischen Poeten umfaßt, unter
dem Titel: ^miöivköi^v" heraus. Im
Jahre 1834 begann er dann zum Behufe
seiner Vorlesungen an der Koröser Schule
mit der Veröffentlichung eines mathema-
tischen Lehrbuches, von welchem nur das
erste Heft unter dem Titel: „ ! ?i«//s6>M,i" Msth 1834, Landerer und
! Heckenast, 8".) erschienen ist. Die Fort-
l setzung und Vollendung des auf zwölf
^ Hefte berechneten Werkes unterblieb eben
! in Folge seines Austrittes aus dem Lehr-
^ amte. Wenn er nun als reicher Erbe
auch nicht mehr in der Literatur selbst,
thätig war, so trat er doch als freigebiger
Förderer derselben auf. Noch im Jahre
1834 schrieb er einen Preis von 100 Du»
caten für das beste, einen Stoff aus
der ungarischen Geschichte behandelnde
Drama aus. I^vönvvss Icii-al.^ " von
Iokai Md. X, S. 246 ,^ ^Vidoi- äs
FVÜ.Ä2" von Hegedüs ^Bd. VIII,
S. 209^ und ^Lrarikovio
von Obernyik M . XX, S.
waren die Früchte dieses Eoncurses. Als
^ dcmn Karl Szäsz' Sohn >M. XI^I,
S, 187^> für seine Uebersetzungen eng-
lischer und französischer Dichter keinen
Verleger finden konnte, ließ Tomori
dieselben auf eigene Kosten in schöner
Ausstattung erscheinen. Um auch die
poetische Erzählung, in der seit langer
Zeit die ungarische Literatur nichts Er-
hebliches aufzuweisen hatte, zu fördern,
setzte er einen Preis von zwanzig Du»
caten für die beste derartige Dichtung
aus, welche in den Spalten der „Va.83.r-
napi u '^sä.F" veröffentlicht werden sollte.
Den Preis gewann Franz Mentovich
sBd. XVII, S. 376^ mit der Novelle
»IHeFü!!^. Im nämlichen Jahre ließ
Tomori mit bedeutenden Geldopfern
für das Unterhaltungsblatt „HäiA)'-
t'ntär" Moriz T h a n's großes Oel«
gemälde: „Die Schlacht von Mohacs"
als Kunstbeilage nachbilden, um dadurch
dem Werke im Lande größtmögliche Ver»
breitung zu verschaffet! und auch das
patriotische Gefühl durch die Erinnerung
an jenen Unglückstag Ungarns zu
wecken. Ein Verehrer des Dichters V ö-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon