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Traballesi 283 Trablllle'si
Werken machen Kunstforscher vor allen
auf zwei aufmerksam: auf das große
Medaillon im Prunksaale Serbelloni,
später Busca, und auf eines im kaiser-
lichen Palaste, wo er fünf Medaillons
auch nach Motiven malte, mit deren An»
gäbe der berühmte Dichter Par in i be»
traut war. Das erstere Werk stellt die
Scene aus der Göttergeschichte dar, wie
Juno dem Aeolus die Deiopeja, die leicht-
sinnigste der vierzig Nymphen, welche
ihren Hofstaat bilden, unter der Bedin-
gung zur Ehe verspricht, daß er seine
Winde zur Vernichtung der Flotte des
Aeneas entkette. Trabal lesi hat später
dieses Bild radirt. Das im Schlaf-
gemacbe des kaiserlichen Palastes nach
Parini 's Motiv ausgeführte Werk stellt
die Hochzeit von Amor, und Psyche dar.
Der Zauber dieser Komposition ist ein
derartiger, daß sich dem Beschauer, wie
ein Kritiker meint, der Gedanke aufdringt,
Traballesi's Herz müsse, als er dieses
wunderbar schöne Gemälde schuf, selbst
von allen Wonnen der Liebe durchzittert
worden sein, denn nur so sei es ihm mög-
licb gewesen, ein Meisterstück dieser Art
zu vollenden. Leider sind wir nicht mehr
im Stande, auch nur annäherungsweise
ein vollständiges Verzeichniß der Fresken
und Oelbilder Traballesi 's zu geben,
so groß ist die Anzahl seiner Arbeiten,
welche sich in Toscana und dann vor»
nehmlich in Mailand finden. Von noch
vorhandenen erwähnen wir sein schönes
Altargeinälde „Maria Himmelfahrt" in der
kaiserlichen Capelle des h. Gotthard;
dann in der Kirche San Andrea zu Siena
eine Darstellung aus dem Leben des
Kircbenpatrons in Fresco, ferner die
Bildnisse des Professors A. M. Sal-
v in i , des Prälaten B. Manzin i und
des h. Johannes von Salerno, alle drei
von E. Faucci in Kupfer gestochen, und T raba l l es i ' s eigenes Bildniß
im Sitzungssaale der Näthe der Kunst-
akademie in Mailand. Nach 33jährigem
Lehrberufe an der Akademie trat der
! Künstler in den wohlverdienten Ruhe-
stand über. Nur funfthalb Jahre noch
! genoß er denselben. Er starb im hohen
> Alter von 8t Jahren. Trabal lesi
malte al Frescö, in Tempera und in Oel
und führte, wie bereits erwähnt, mit sel-
tenem Geschick den Grabstichel. I n allen
seinen Arbeiten zeigt sich große Correct«
heit in der Zeichnung und in seinen
großen Fresken ungemein geschickte Grup'
pirung. Seine Farbe, namentlich auf den
Fresken, ist frisch und lebensvoll. Eine
ganz besondere Virtuosität besaß er im
Helldunkel, wozu er sich eines eigenen
Verfahrens bediente, indem er vorerst
die Gegenstände in Kreide mooellirte,
dann die Lichter in ganz eigenthümlicher
Weise^ aufsetzte und danach malte. So
geschieht es, daß seine als Basreliefs im
Style F i a m m e n g h i n o's gemalten
Kindergruppen wie aus Stein oder
Marmor gemeißelt erscheinen, und daß
schon manche Maler, an eine Täuschung
durch den Pinsel nicht glaubend, sich
Leitern geben ließen und bis an die
Decken hinaufstiegen, um sich durch Be-
tasten zu überzeugen, daß, was sie für Bas>
reliefs oder Stuck gehalten, wirklich mit
dem Pinsel ausgeführt sei. Ein Schüler
Traballesi's war der berühmte Kupfer-
stecher Joseph 3 o n g h i ^Bd. XVI ,
S. 7^j. Hier unten lassen wir noch eine
Uebersicht der Radirungen Traballesi 's
folgen.
TrabaUesi'5 Nadirungen. ^Die mit einem 2tern-
chen (*) bezeichneten sind von Tammlern be-
sonders gesucht und geschätzt ^ *„Die Beschnei'
düng Christi". Nach Guido Neni's Bild zu
San Martino in Siena (gr. Fol.). — "„Chri-
stus beruft den Zöllner Matthäus zum Apostel'
amie". Nach Ludwig starracci's (Gemälde.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon