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Trattner, Johann Thomas 386 Trattner^ Johann Thomas
redeten sie ihn, ihre Profession zu erlernen,
und so trat er 1733 bei ihrem Principal
in die Lehre. Er gewann das Geschäft
lieb, machte gute Fortschritte und bildete
sich auch sonst weiter fort. Bald aber
reichte die beschränkte Ofsicin in Wiener-
Neustadt seinem Sckaffensd ränge nicht
aus, und er begab sich, um seine Zehr-
jähre ;u beenden, nach Wien, wo er am
9. September 1739, bereits 22 Jahre
alt, bei dem Hofbuchdrucker Peter von
Ghelen Aufnahme fand. Er vervoll-
kommnete sich bald als Setzer in allen
Arten des Schriftsatzes und erwarb sich
durch den Satz wissenschaftlicher Werke
auch sonst mannigfache Kenntnisse. Neun
Jahre blieb er in der Ghelen'schen
Druckerei, in welcher er zu den geschickte-
sten Arbeitern zählte. Da er mit seinem
Einkommen sparsam umging, legte er sich
im Laufe der Jahre eine Summe zurück,
welche ihn auf den Gedanken brachte,
selbst eine Ofsicin als Eigenthum zu er-
werben. Als dann 1748 die Iahn'sche
Landschaftsdruckerei im Schottenhofe,
damals Eva Schilg, der Schwieger»
mutier Iahn's, gehörig, feilgeboten
wurde, wollte er dieses Geschäft kauflich
an sich bringen, aber seine Ersparnisse
reichten dazu nicht aus. Da fand er in
Anton Bi l l i zo t t i , einem im Fischhofe
etablirten Gewürzhändler, der ihn als
einen betriebsamen und fleißigen jungen
Mann kennen gelernt hatte, einen werk»
thätigen Freund, von welchem er die zum
Ankaufe der Landschaftsdruckerei fehlen-
den 4000 fi. vorgestreckt erhielt. Am
12. Mai 1748 in den Besitz dieses Ge-
schäftes gelangt, fand er bei näherer
Untersuchung dasselbe nicht nur im Zu-
stände größter Verwahrlosung, sondern
auch fast aller früheren Kunden verlustig.
Aber Trattner verlor nicht den Muth
und ging mit dem Vorsatze, nach und nach die Schäden zu beseitigen, an den
Betrieb. Die erste Druckarbeit, die er
erhielt, war ein Gebet, welches der Amts'
Verwalter, nachmalige Abt deS Stiftes
Molk, Urban Hauer verfaßt hatte. Er
führte den Druck so sauber aus, als es
ihm nur möglich war. Die Bezahlung
für diese Arbeit vertheilte er, obgleich
er selbst nur die schuldenbelastete Druckerei
besaß, unter die Armen. Durch diesen Act
erwarb er sich, als derselbe bekannt wurde,
Freunde, und da er auch aus der Hof-
buchdruckerei Ghelen einen guten Ruf
mitgebracht hatte, so wendete sich ihm
bald die Gunst des Publicums, insbe-
sondere jene der Jesuiten zu, welche ihm
nun ihrerseits alle Aufträge zukommen
ließen. Da er diese in netter Weise und
gegen mäßige Preise lieferte, wuchs nach
und nach seine Kundschaft. So kam er
bald in die Lage, die Schäden und
Mängel seines Geschäftes zu beseitigen,
neue Lettern und sonstige Druckmateria'
lien anzuschaffen und seine Officin in
immer besseren, den Erfordernissen der
Zeit entsprechenden Stand zu versetzen.
Bald lieferte er Arbeiten, die sich in
Sauberkeit und Correctheit der Aus«
führung mit denen der anderen Wiener
Druckereien messen konnten. Es wurde
schon gesagt, daß er sich die Gunst der
Jesuiten erwarb; dieser Orden besetzte
außer der Rechtsgelehrsamkeit und Arznei»
künde an den Wiener Lehranstalten sämmt-
liche Fächer mit seinen Mitgliedern, und
diese ließen alle ihre Lehrbücher und
Schriften in T ra t t ne r 'S Geschäft
drucken. So stieg nicht blos das junge
Unternehmen immer mehr und mehr, auch
Trattner's Ruf als eines betriebsamen,
strebenden Mannes drang bis zu den
Stufen des Thrones, auf welchem die
große Regentin Mar ia Theresia saß.
Diese, lwelche Alles, was Oesterreich för-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon