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Traun, Otto Ferdinand Traun. Otto Ferdinand
vertheidigen. Am 2. Februar begab er
sich auf seinen Posten. Mißhelligkeiten mit
dem Vicekönig und dem Oberfeldherrn
rrscbwerten ihm seine Lage ungemein. Im
Ganzen befehligte er über eine Truppen-
menge von nickt mehr als 3300 Mann,
denen spanischer Seits 16.000 Mann
Infanterie mit 3000 trefflichen Reitern
die Spitze boren. Die Erfolge standen
ron allem Anfange auf Seite der Spanier,
welche zuerst einen freilich sehr blutigen
Sieg am 23. und 26. Mai 1734 bei
Bitonto erfochten, die Festung Pescara
am 2. August und vier Tage später Gaöta
zur Kapitulation zwangen und kurz dar-
auf sich auch des Castells in Aquila und
des befestigten Bergschlosses Civitella del
Tronto bemächtigten. Als Alles scbwankte
und siel, hielt sich Feldmarschall-Lieute-
nant Graf Trau n noch immer in Capua.
Bereits begann es Mitte Juli an Lebens-
mttreln zu mangeln. Nach vorangegan-
genen öfteren Ausfallen wurde am
l0. August ein neuer ins Werk gesetzt,
der glänzend ausfiel und reiche Beute
einbrachte. Aber die Lage der Festung,
welche vergebens auf Entsatz hoffte,
besserte sich nocb immer nicht. Die Noth
der Belagerten wuchs mit jedem Tage.
Eine Maß sauersten Weines kostete bereits
drei Gulden, ein Loth Rauchtabak einen
Gulden vierzig Kreuzer, ein Ei zehn
Kreuzer' die Soldaten rauchten seit Mo-
naten Pfirsich» und Birnblätter. Endlich
reichten die Vorräthe nur noch auf vier-
zehn Tage. Da, nachdem ein Schreiben
aus Rom eingetroffen, begann Traun,
d.'r sieben Monate ohne Hoffnung auf
Umsatz die Festung gehalten, an die
Nebergabe zu denken. Aber auch diese
wllte in ehrenvollster Weise vor
sich gehen,
:lnd so trat er mit dem neuen Befehls-
bader der Spanier, dem Herzog von
Berwick. in Unterhandlungen, denen am 20. November die Capitulation folgte^
deren Hauptforderungen waren: freier
Abzug, Schiffe bis Trieft, Geldvorschüsse-
und alle Kriegsehren mit Beibehalt der
Waffen, „denn diese", erklärte Traun^
i „würde man nur den Todten aus den
! Händen winden müssen", ein geflügeltes
Wort des Feldherrn, das damals die-
! Runde durch Europa machte. Am Nach-
mittag des 30. November 1734 rüstete sich
Feldtnarschall-Lieutenant Traun, Capua.
zu verlassen, doch als noch vor Abzug,
z seiner Truppen ganz capitulationswiorig
^ der Marktplatz und die Hauptwache durch
! das spanische Fußregiment Sevilla besetzt
wurden, ließ er dem Obersten desselben
bedeuten: „Er sei etwas zu früh gekom»
! men, denn noch befehlige ein kaiserlicher
! General in Capua". Auf diese Erklärung
! zog sich auch das spanische Regiment
! sofort zurück. Mit Capua's Fall war für.
! Oesterreich das letzte Bollwerk im neapoli-
tanischen Königreiche dahin und die Erobe-
rung des letzteren durch die Spanier voll'
endet. General Graf Traun begab sich
nun nach Wien, wo man hohen Orts
I seine heldenmüthige Ausdauer anerkannt
! hatte, worauf er im April 1735 zum
^ Feldzeugmeister befördert wurde. In-
zwischen waren unter den Rasziern in
der Bekeser Gespanschaft Ungarns wegen
Religionsbeschwerden Unruhen ausge-
brochen, welche die räuberischen Kurutzen
alsbald zur Plünderung von Dörfern
und offenen Flecken ausnützten. Diesen
Aufstand zu unterdrücken, wurde Feld-
zeugmeister Graf Traun mit ausgedehw
ten Vollmachten nach Ungarn geschickt.
Er erstickte den Aufruhr im Keime und
^ untersuchte noch im höheren Auftrage
den Zustand der ungarischen Festungen.
Von seiner Mission zurückgekehrt, erhielt
er die geheime Rathswürde, und dann
erfolgte 1736 seine Ernennung zum
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon