Seite - 16 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
Bild der Seite - 16 -
Text der Seite - 16 -
Traun, Traun
und Nonnen dachten dort an nichts weniger,
als an Rosenkranz und Brevier, sondern hul« !
digien vielmehr mit dem Kaiser und seinen ^
Edlen der süßen Minne. Auch sonst waren
die Vorgänge nicht eben erbaulich, und geist«
liche Aemter und Würden ertheilte der Kaiser
nicht an Würdige, sondern an seine Lieblinge. !
und das waren Jene, die in seinem lustigen
Lcben zu ihm hielten. Conrad sprach sich
offen über dieses gottlose Treiben aus, wo«
durch er nichts weniger denn die Huld des
Herrschers gewann, aber auch okne diese er«
reichte er sein hohes Ziel, als ihn am 7. Jänner
1106 ein Ausschuß der geistlichen und welt<^
lichcn Stände von Salzburg zum Erzbischof^
erwählte. Als solcher wurde er trotz dem ^
Niderstreben des Kaisers von demselben be- >
stäiigt und mit Stab und Ring belehnt. ^
Conrad war somit der achtzehnte Erzbischof
und 23. geistliche Negent von Salzburg. Diese
Belehnungsari war aber nicht nach seinem
Sinne, denn er kielt 'es für sündhaft, daß ein !
gesalbter Priester dem Laien huldige. Und!
von diesem Gedanken ward der Vrzbischof >
sein Leben lang geleilet, und in der That hul> !
digtc er auch keinem der folgenden Kaiser, z
Nicht ohne Widerstand zu finden, bestieg er!
seinen erzbischöflichen Stuhl, da viele Vasallen >
und Tienstleute des Vrzstiftes dem Gegen-
bischofe Berthold anfingen und sich auö
Furcht vor dem Neuerwähltcn in den Schuh
dcr Veste Hohensalzburg begaben. Von dort j
aus unternahmen sie sogar, während er mit
der Geistlichkeit in der Kirche über die Zu«
stände des Erzbisthums berathschlagte, einen
Ausfall und plünderten und verwüsteten die
Residenz. Aber er ließ sich dadurch nicht irre
machen, und seine Festigkeit zwang sie endlich
zur Unterwerfung. Als Papst Pascal is I I .
am 22. ^ctober 1106 zu Guastalla ein Concil
kielt, erschien auch Orzbischof Conrad auf
demselben, wurde vom Papste eingeweiht
und mit dem Pallium investirt. Nach seiner
Rückkehr widmete er die nächste Sorgfalt
seinem Erzbisthum. Die alte schadhafte und
scbr verwahrloste Residenz übergab er den
Beneoictinern- von St. Peter und erbaute
ungefähr an der Stelle, wo die beutige steht,
eine neue. welche 1110 vollendet wurde. Als
im Jahre 1111 Kaiser Heinrich V< nach der
ewigen Stadt zog, um sich daselbst krönen zu
lassen, befand sich in dessen Gefolge auch
Erzbischof Conrad. Papst Pascal I I . , der
dem Haisei eine Gesandtschaft entgegen'
schickie. welche zunächst die streitige Frage wegen der Invest i tur schlichten sollte, bot
demselben an. er möge gegen Zurücknahme
der bischöflichen Regalien auf die Belehnung
mit Stab und Ring verzichten, und zwar
sollte dies noch vor der Krönung geschehen.
Der Kaiser genehmigte diesen Vergleich mit
Vorbehalt der Einwilligung der Bischöfe.
Aber diese und allen voran Erzbischof Con«
rad weigerten sich darauf einzugehen, und da
unter solchen Umständen Heinrich V. seiner«
seits auf die Investitur nickt verzichten
mochte, so wollte Papst Pascal von der
Krönung desselben nichts wissen. Nun schrill
der Kaiser zur Gewalt und ließ das Ober-
haupt der Kirche nebst den Cardinälen ge-
fangen nehmen. Da trat Vrzbischof Üonrad
entschlossen für den Papst in die Schranken,
ungeachtet dieser die Bischöfe preisgegeben
hatte, und erklärte offen den Vorgang des
Kaisers für eine Beleidigung der Kirche. Nun
stellte sich ein Mann aus der kaiserlichen
Leibwache Heinrich Kopf mit entblößter
Waffe dem Erzbischof enigegen und drohte
wn zn todten, wenn rr nichi schweige. Aber
<5onrad bot dem Ruchlosen den Kopf dar
mit den Wortrn: „Stoß zu. wenn Du willst,
mein Tod soll beweisen, daß ich diesen ab-
scheulichen Vorgang mißbilligte". Und wenn
nicht der Kaiser mit seinen Armen den Erz«
bischof beschützt dätte. der brutale Kriegsknecht
würde denselben wahrscheinlich niedergestoßen
haben. Durch die (Hefangenncbmung des
Papstes aber erreichte Heinrich V. — also
mit Gewalt — daß dem weltlichen Herrscher
wie bisher die Investitur mit Ring und Stab
gewahrt blieb, und nun erst — am 13. April
IN I — erfolgte die Krönung. Nach seiner
Rückkehr nach Salzburg fand Erzbischof Eon»
rad daselbst eine sehr gereizte Stimmung,
welche der ihm feindlich gesinnte Domprobst
Alb in erregt hatte und zu nähren wußte.
Er zog sich daher sicherheitshalber in die Veste
Hohensalzburg zurück. Einer seiner Getreuen
aber, der Schloßhauptmann Friedrich von
Haunsperg, nahm den Domprobst Alb in
gefangen und stach demselben, al6 einem Re-
bellen und Verräther an seinem Herrn, sofort
beide Augen aus. Darüber wuchs in Salz«
bürg die Gährung. und einige Ministerialen
brachten ihre Klage gegen Conrad wegen
verübter Gewalt an den Kaiser, dieser beschied
denselben auf den Reichstag zu Mawz, der
auf Maria Himmelfahrt (15. August) 1111
stattfand. Der Erzbischof erschien in Reitklei'
düng und mit dem Bischofstabe, sah sich in
zurück zum
Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon