Seite - 45 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
Bild der Seite - 45 -
Text der Seite - 45 -
Trautson (Genealogie) Trautson (Gcnmlogic)
rccht, um wllches cr jedoch von den Vc-
Horden wiederholt angefochten wurde. Bei
Ausübung dieses Rechtes zeigt sich Pau l
S i r ts ^harakrcr in ziemlich zweideutiger
Ärt, und Vergniann, welcher über des
Grafen Vefugniß eingebende Forschungen ge<
pflogen, kommt zu dem wenig erquicklichen
Ergebniß. daß der so reiche und hochgestellte
Graf von Trautson dieselbe von dem
alternden Kaiser Matth ias erschlichen und
zu seiner geringen Ehre durch Juden trotz
allen amtlichen Erinnerungen und Mahnun-
gen mit züber Hartnäckigkeil bis gegen das
(5ndc seines Lebens ausgeübt habe. — Die
Interessen ihres Hauses hatten die Traut-
son frühzeitig im Bedacht, und der eben ge«
nannte Gvaf Pau l S i r t errichtete am
6. April i6!5 der Erste testamentarisch ein
großes Majorat, wozu ihm mit Decret vom
20. Jänner i«t5 die Punkte der Primo«
genitur von Kaiser Matthias vorgeschrieben
waren, mit der Gestattung, dieselben durch
das Testament weiter auszuführen; vermöge
dieses Tecretes besaß der Erstgeborene auch
das Recht. Mnllze zu prägen. P a u l
S i r t s (I.) Enkel Johann Leopo ld
Dona r erster Fürst T rau tson erhielt
dann kurz vor seinem im Jahre <724 er»
folaim Tode die kaiserliche Genehmigung. !
aus den Gütern, welche cr in Oesterreich und >
Ungarn besaß, ein Familien-Majorat zu cr- j
richten, und dcr Fideicommißbestimmung setzte l
er die Verfügung bei, daß den: Fideicommiß« i
indaber zum Zwecke der standesmäßigrn Auf'
rcchthalrung dcr Rei6)sfürstenwürde noch eine
in Böhmen gelegene, auf circa anderthalb
Millionen bewerthete Allodialbcrrschaft ;u»
fallen solle. — Was nun die einzelnen
Sprossen dieses Geschlechtes betrifft, so finden
wir dieselben ebenso von dem vertrauen ihrer
Fürsien getragen, wie sie auch die höchsten
Dienstposten und Würden bei Hof. im Staate
und in der Kirche bekleideten. Die Traut-
son waren Minister, Statthalter, Präsi«
dcnten. geheime Näthc, Obersthofmcister,
Burggrafen. Landeshauptleute. Marschälle.
Gesandte, Feldherren, Generale. Erzbischöfe,
Bischöfe. Prälaten und Pröpste. Mehrere
trugen das goldene Vließ, dieses Ordens'
zeichen, welches der Monarch nur den Höchsten
im Reiche verleiht. Pau l SiZt (I.), Jo-
hann Franz, Johann Leopold Donat
und Johann Wilhelm waren mit dem«
selben geschmückt. Im Dienste des Staates,
in dessen höchsten Aemtern und Würden nhcn wr Johann, Johann Franz, Pau l
3i?t (l.j und (II.), Johann Leopold
Donat; als besondere Günstlinge ibcer je'
weiligcn Fürsten, die ihre Huld nicht selten
dadurch zu erkennen gaben, daß sie zu
den Hochzcitsfesten dcr einzelnen Sprossen
dieses Geschlechtes entweder persönlich sicb
einfanden oder Ttelloenreter sandten, welche
dann im Auftrage ibrer kaiserlichen Herren
kostbare Fcstgeschenkc überreichten. Als solche
von der Huld ihrer erlauchten Gebieter Be-
glückte erscheinen: Verthold von Traut-
son. Baiser ^otdarö Liebling und Ver-
trauensmann. Graf Anton, Graf Paul
Sixt (I.), Jacob und Johann von
Trautson; Fürst Johann Wi lhelm,
und der durch seine ^roteste Naivität be-
kannte Passaucr Prälat Veit Traut«
son. im Wiener ^olkämund gemeiniglich
„Ve i t l Trautson" genannt. — Auch
im Dienste der W a f f e n erblicken wir
manche Sprossen dicscs Geschlechtes, und
wenn wir auch unter ihnen vergebens einen
großen Feldherrn oder Strategen suchen, so>
waren sie doch tapfere Degen, die nicht nur
im Kriegsspicle mitfochten, wie denn ein
Victor Trautson im Turniere fiel, sondern
auch ihr eigen Gut in den Tagen wüster
Fobde schirmten oder aber für ihren Herm
und Gebieter ins Feld ^ogen, wie Sixb
Trautson, der t5l)8 im Cadoberthale gegen
die Venenancr den schönen Reitertod fand.
wie Johann Kar l , welcher in bewegten
Zeiten als General dienrc; ja, wir gewahren
sogar cincn Doctor dcr freien Künste, den
Grafen Franz Kar l , der. plöhlick drn Wissen-
schaften Valet sagend, in die leihen des kaiser-
lichen Heeres trat, wo er in der Vlütde der
Iabre dabinstarb. War cs aber den Traui-
so n nicht vergönnt, eben als große Helden zu
glänzen und ins blutige Buch der Kriegs«
geschichte Oesterreichs mit goldenen Zügen
ihren Namen zu schreiben, um so heller strahlt
derselbe in unserer Kirchengeschichte, welcher,
um von dem Passauer Prälaten, dem komischen
„ V e i t l " Traut son nicht zu reden, zwei
edle Würdenträger, der Wiener Bischof Ernst
und der Wiener Erzbischof Johann Joseph,
angehören, Ersterer ein würdiger Kirchenfürst
und Gelehrter, dem die Archäologen ein wich»
tiges Inschriftenwerk verdanken, welches eine-
Sammlung sämmtlicher in Wiener Kirchen
befindlichen Inschriften enthält; Letzterer, ein
wahrer Nachfolger jener apostolischen Würden«
träger, welche der Kirche geben, was der Kirche
zurück zum
Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon