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Trauttmannsdorff-Meinsoerg) Fcrd. ^8 Trauttmannsdorff-Meinsberg, Ferd.
und Ritters des goldenen Vließes Franz
Norbert aus dessen zweiter Ehe mit
Maria Anna Gräfin Herberstein.
Nach sorgfälliger häuslicher Erziehung
kam er mit Erlaubniß der Kaiserin
Maria Theresia unter der unmittel-
baren Aufsicht seines Erziehers in die
kaiserliche Ingenieurakademie, in welcher
er von 4763—!763 an dem allgemeinen
Unterrichte Theil nahm. Neben ästhetischen
Studien, die vornehmlich seinen Kunst-
sinn läuterten, fesselten zumeist Mechanik
und Baukunst den talentvollen, wiß-
begierigen Jüngling. Als zweiter Sohn
seines Hauses für den Staatsdienst be-
stimmi, hörte er l766—l768 an der
Wiener Hochschule die Rechtswissen-
schaften und ging j?69 nach Wezlar,
um sich bei dem Reichskammergerichte da-
selbst in Ausarbeitung wichtiger Rechts-
fälle praktisch zu üben. Aber schon im
nächsten Jahre folgte er einem Rufe an
den kaiserlichen Hof, da er als Kämmerer
der Erzherzogin Maria An toi nette
ausersehen war, dieselbe als Braut des
Dauphin in ihrem Gefolge nach Straß-
burg zu geleiten. Nachdem er diese Mis-
sion vollbracht hatte, unternahm er eine
Studienreise durch Lothringen und die
Niederlande nach Holland und von da
aus durch einen großen Theil von
Deutschland. Ueber Frankreich nach Wien
zurückgekehrt, wirkte er zunächst als Bei-
sitzer der Landrechte, dann als nieder-
österreichischer Regierungsrath im Staats-
dienste. Das mittlerweile erfolgte Hin-
scheiden seines älteren Bruders, durch
welches ihm nach dem Tode des Vaters
der Besitz des Majorates zufiel, brachte
ihn nicht von dem Staatsdienste ab, son-
dern bestärkte ihn vielmehr in dem Ent-
schlusse, in die diplomatische Laufbahn
überzutreten, da es ihm die reichen Mittel
bot, w!cht:ge Gesandtschaftsposten beklei- den zu können. Um sich für diese wichtige
Bestimmung entsprechend vorzubereiten,
studirte er eifrig die verwickelten Ver«
hältniffe des deutschen Reiches und
arbeitete von 1774 an mit unermüd-
lichem Fleiße in der Reichskanzlei. So-
betrat er denn im Jahre 178l), zum ge-
heimen Rathe ernannt, die diplomatische
Laufbahn, und zwar zunächst als kur-
böhmischer Gesandter beim Reichstage zu-
Regensburg, der zu jener Zeit als lehr-
reiche Pflanzschule tüchtiger Staats-
männer galt. ^783 erhielt er auch die
Leitung der Gesandtschaftsgeschäfte beim
fränkischen Kreise und fand bei dem
Streite, der über die freie Schifffahrt auf
der Schelde ins offene Meer sich erhoben
hatte, die günstige Gelegenheit, durch
persönliches Verhandeln mit mehreren
Fürsten des Kreises den Durchzug der
kaiserlichen Truppen nach den Nieder»
landen wesentlich zu erleichtern. Seine
diplomatische Gewandtheit fiel um so-
mehr in die Augen, je weniger in den
anderen Reichskreisen die Beseitigung,
aller Schwierigkeiten gelang, und so
wurde denn der Graf 1783 zum Ge-
sandten am kurmainzischen Hofe ernannt
und ihm nebst der Leitung der Geschäfte
beim fränkischen Kreise auch noch jene
beim oberrheinischen übertragen. An wich'
tigen Verhandlungen fehlte es auch hier
nicht; Preußen bot Alles auf, die Ernen-
nung des zweiten Sohnes des Königs
zum Coadjutor des Kurfürsten durchzu-
setzen, aber der Graf vereitelte durch
seine gewandten Verhandlungen dieses
preußische Project und brachte, ganz im
Sinne der vorherrschenden Absichten des
Kaisers, die Wahl des Freiherrn von
Dalberg zum Coadjutor des Erzstiftes
durch. Indessen verwickelten sich die Ver-
Hältnisse in den Niederlanden läglich
mehr. Nach Abberufung des Grafen Bel-
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon