Seite - 78 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
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Trauttniannsdorff. 78 Trauttmannsdorff.
Verhandlungen bewährte er ganz den klugen,
bedächtigen Staatsmann, der nie seine Fas<
suna. so oft auck diese auf die Probe gestellt
ward. verlor. Tft wurde seine Empfindlich»
keit gereift, sogar an Beleidigungen fedlte es
nicht, aber er verbiß seinen Grimm, wenn
dieser aufflammen wollte, und behielt nur
Kaiser und Reich, welche beide der Ruhe be-
durften, im Auge; der französische Beuoll«
mächtigte Seruien und jener Schwedens,
Oren stierna, wollten dem kaiserlichen im
Bewußtsein der errungenen Siege manche
demüthigende Bedingung abnöthigen und ließen
keine Gelegenheit unbenutzt, durch über»
müthiges Fordern und hartnäckiges Beharren
des Grafen Geduld auf die Probe zu stellen
und so den Staatsmann zum Rücktritte zu
vermögen, worauf sie selbst um so freiere
Hand gewonnen hätten. Aber Trautt< !
mannsdorf f that ihnen diesen Gefall?n,>
nicht. Er setzte ihrem Uebermuth und ihren!
beleidigenden Anmaßungen ein gleichmüthiges, !
kluges und standhaftes Benehmen entgegen. !
siegte durch die Ueberlegenheit seines Geistes!
und durch scharfsinniges Ausweichen, wo ihn!
seine Gegner zu überbieten und in die Enge j
zu treiben suchten. '^?a,utin!«,u86c,i't1n!5 tiüt j
nQlina l6gi<,lio»il> a.u5ti-ii»,l:2o, rief zuletzt
selbst O r e n st i e r n a aus, als er die
durch leidenschaftsloses Vorgehen errungenen
diplomatischen Siege des Grafen erkannte.
2o gelang es dem umsichtigen staatsmän'
nischen Vorgehen des Vetzteren, Oesterreich,
Deutschland, ja den ganzen Kontinent vor
den weiteren Gräueln eines Krieges zu be-
wahren, der nun schon zu lange gewüthet
und die (Kultur vergangener Jahrhunderte
vernichtet und namenloses Wehe über Ein«
zelne wie über ganze Länder gebracht hatte.
Bei allen seinen Erfolgen trat der mit ge»
Heimen Vollmachten von seinein Monarchen
versehene Tra ut tmannsd orff so bescheiden
auf, daß er den Ruhm, ein so wichtiges und
verwickeltes Geschäft, wie es der Abschluß
des westphälischen Friedens war, zu Stande
gebracht zu haben, nicht für sich in Anspruch
nahm, sondern nur seinen Mitarbeitern, Haupt«
sächlich aber dem Gelehrten Vol lmar zu-
schrieb, der mit der Ausführung der schrift«
lichen Ausarbeitungen beim Kongresse betraut
war. Nur zwei Jahre überlebte er das große
Friedenswcrk, das vornehmlich er zu Stande
gebracht; 66 Jahre alt, starb er, den Ruhm
eines der größten Staatsmänner seiner Zeit
und seines Staates hinterlassend, dessen Schicksale er in den bedrängtesten Tagen ge-
leitet. Die Monarchen, denen er gedient,
würdigten auch die Verdienste dieses Mannes,
der, nie sicl» vordrängend, nie fehlte, wenn er
gerufen ward. Im Jahre l63!> ernannte ihn
der Kaiser zum Obersthofmeister des jüngeren
Königs Ferdinand. Mar im i l i an wurde
zugleich mit seinen Brüdern S i g m u n d
Friedrich und Johann David l622 in
den erbländischen und 4625 in den Reichs'
grafenstand erhoben. Auf dem Reichstage
1623 verliehen ihm die ungarischen Stände
das Indigenat. Zum Lohne seiner ausaezeich-
neten Dienste in den letzten Jahren erhielt er
vom Kaiser außer anderen Geschenken die
Güter Weinsbcrg und Neustadt an der
Kocher, welche durch den westpbälischen
Frieden wieder an Württemberg zurückfielen,
nach welchen aber sein Geschlecht noch heute
den Namen führt. Der König von Spanien
aber schmückte den Staatsmann mit dem
Orden des goldenen Vließes. Aus Mari«
mi l ians Ebe mit äopljie Gräfin PlllM von
Ertwd gingen fünfzehn linder hervor, von denen
die vier Söhne Adam Mat th ias ^3. «<i,
Nr. 4^, Iobann F riedrich l^S. 7!l, Nr. 28).
Franz Anton sS. <>i», Nr. 14^1 und Georg
Sigmund, jedoch nur Ersterer und Letz»
terer dauernd, das Geschlecht fortpflanzten und
Ersterer der Ahnherr der heute fürstlichen Linie
wurde. Aber nicht nur alle genannten, sondern
auch die anderen Söhne: M a r i m i l i a n
sS. 79. Nr. ö9). Karl sS, 74. Nr. 3^ und
Ferdinand Ernst sS. 6U, Nr. 12^. waren
würdige Sprossen des ausgezeichneten Vaters,
der wie Wenige es verdient, in einer selbst-
ständigen Biographie seinem reichen Wirken
nach geschildert zu werden. Offen in seinem
Vorgehen, seiner Ziele sich stets bewußt, es
waren immer große und edle, erschlich er sich
nie eine Onade, wie er denn überhaupt an
sich selbst stets zuletzt dachte. Auf das Recht
der guten Sache, die er kannte, vertrauend,
sprach er offen, aber mit Mäßigung vor
seinem Herrn und Kaiser, unbekümmert
darum, welcher Meinung andere Staats»
männer huldigten und ob die Mehrzahl der«
selben auf seiner Seite stand. Dadurch bekam
er freilich Gegner, sogar Feinde, welche
seinen Freimuth und seine Beharrlichkeit ver«
dächtigten und sein Festhalten an der einmal
gefaßten Meinung für trotzigen, übermüthigen
Starrsinn erklärten. Aber das ließ sich
T r a u t t m a n n s d o r f f nicht anfechten,
konnte er seine Ansicht nicht durchbringen,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon