Seite - 107 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
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Treitschke, Magdllleim 107 Treitschke,
auch abgegangen, ohne daß ihm eben»
bürtige nachgefolgt waren. So verlor
denn Magdalena zwei ihrer wichtig»
ften Stützen, behauptete aber immer ihre
Stellung, und zwar in so hervorragender
Weise, daß sie im Jahre l807 von der
Hoftheaterdirection den Rang als erste
Tänzerin erhielt. Und daß sie es in
der That sei, bewies sie in dem bald
darauf zur Aufführung gelangten großen
Ballete: „Die Zerstörung Pompejis",
in welchem si<: einen großen Erfolg
feierte. Als dann 1808 Duport er-
schien, der in den verschiedensten Gattun-
gen des Tanzes eine bisher nicbt gekannte
Meisterschaft entfaltete, bekam auch die
Tanzkunst ein höheres Ziel. Magda-
lena wurde nun seine Schülerin und
prägte sich die Lehren des berühmten
Meisters ein. Nach dem Abgänge Du»
port's blieb sie seinen Traditionen treu !
und gab in den Jahren 1809 und 1810 !
davon schöne Proben, insbesondere, als ^
sie mit ihrer Spulerin Tberese Neu»!
mann, nachmaligen Madame Duport, !
in pii5 ä^ äeux Männerrollen übernahm. ^
Vornehmlich eine Leistung fand damals ,
große Anerkennung, es war in dem
Ballete: „Das eigensinnige ^cmdmäd«
chen", als sie in der Rolle des Bauern-
knaben in einem von ihr componirten,
Tanzstücke Duport 's Lieblingsschritte ^
mit unnachahmlicber Grazie ausführte.
Im Sommer 1811 erhielt sie einen vor- ,
theilhaften Ruf nach Monza, dem Lust-/
schlöffe des damaligen Vicekönigs von ^
Italien, und schon nach wenigen Vor- !
stellungen, in welchen sie den höchsten ^
Beifall errang, einen Contract für das!
große Theater la Fenice in Venedig, wo!
sie so außerordentlich gefiel, daß man
sie^
vor ihrer Abreise durch einen neuen
Contract für die nächste Carnevalsaison
verpflichtete, ein Vorgang, der bei dem ! Abwechslung liebenden italienischen Pu-
! blicum für ihre große Beliebtheit spricht.
, Im Jahre 18l2 irat sie in Wien als
> Gast in mehreren von ihr selbst erfundenen
! Tanzstücken auf. So waren die Haupt»
^ tanze in „Preziosa" größtentheils ihre
! Compositionen. Von Wien ging sie in
! Folge ihres Vertrages wieder nach Vene»
! dig und fand dort eine so freundliche,
^ wohlwollende Aufnahme, daß dieser zweite
! Aufenthalt in der Lagunenstadt zu ihren
^ liebsten Erinnerungen zählte. Nach ihrer
, Rückkehr im Sommer l8!3 begann ihre
glänzendste, aber letzte Kunstperiode.
! Duvor t , der neuerdings in Wien ange-
! kommen war, hatte für das Theater an
der Wien die Ballete: „Aschenbrödel"
^ und „Amor und Psyche" componirt. Im
! ersteren gab Magdalena anfangs das
Z Aschenbrödel, nach Duport 's Abreise
! den Prinzen. Ihr größtes, aber siegreich
bestandenes Wagestück war die Ueber»
nähme der Titelrolle im „blöden Ritter"
(Sargines), Dupoit 's erster und be-
rühmtester Rolle. So glänzend auch der
Erfolg war, ne ließ dem Erfinder seinen
vollen Antheil in der Erklärung, daß ihre
Darstellung doch nur eine fleißige Covie
des trefflichen Originals sei. Dieses Ballet
wurde leider ciucd die näcbste Ursache
ihrer tödtlicken Krankheit. Am 8. Juli
18 lA ging dasselbe nach langer Pause
wieder in Scene. Durcb eine plötzliche,
in solchem Falle fast nickt zu vermeidende
Abkühlung zog sich
M agdalena Heiser«
keit und einen Krampfhusten zu. Die sorg»
faltigste ärztliche Behandlung und Pflege
besiegte vorderhand das keimende Uebel.
Nachdem sie im „blöden Ritter" noch
zweimal — in Wien zum letzten Male —
aufgetreten war, folgte sie, im Glauben,
daß sie genesen sei, einem Rufe an dak
königliche Operntheater in London. Da-
selbst erschien sie als Gefährtin des be^
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon