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Trenck, Frie.'nch 140 Crenck. Fricdrich
kam auch zur Kenntniß des Königs und
ohne Zweifel auch die Ursache, so daß der
König bei der nächsten Wachtparade im
Vorbeigehen ihm ergrimmt die Worte
zurief: „Herr! Der Donner und das
Wetter wird Ihm aufs Herz fahren —
nehm' Er sich in Acht". Aber Trenck
nahm sich leider nicht in Acht. Doch
sollte, wenn man gegen ihn einschritt,
ein anderer Vorwand benützt werden.
Und dieser fand sich bald genug. Zu
jener Zeit diente Franz von der Trenck,
der schon erwähnte Pandurenführer, im
österreichischen Heere und erfuhr, daß
ein Vetter von ihm im Preußischen diene.
Er schickte nun seinem Verwandten
mehrere sehr schöne Pferde mit einem
freundschaftlichen Briefe zum Geschenke.
Zweifelte der König wirklich an der Loya»
lität seines Ofsiciers? Es ist kaum an-
zunehmen, aber der Anlaß war da, sie
zu bezweifeln. Es ist bekannt, wie
Friedrich I I . gern von der öffentlichen
Gerechtigkeit sprach und besonders in
seinem Lande die Gerechtigkeitspftege als
vortrefflich rühmte, und in der That, wo
seine eigene Person und seine eigenen
Interessen nicht in Betracht kamen, da
sah er sehr strenge darauf, daß das
gesetzliche Gerichtsverfahren seinen Lauf
nahm. Im Trenck'schen Falle aber ging
er nach reiner Willkür, wie sie im
schlimmsten Despotenstaate nicht ärger
walten kann, vor. Ohne irgend welche
Erklärung anzugeben, ja ohne auch nur
die Form einer Untersuchung anzuordnen,
Ueß er Friedrich von der Trenck eines
Tages im Juli 1743 plötzlich verhaften
und unter Bedeckung von fünfzig
Huszaren(I) als einen anscheinend wirk-
lichen Delinquenten der Armee nach der
Festung Glatz abführen. Diese Gefangen-
nehmung des damals neunzehnjährigen
Ofsiciers war eben so entehrend, als sie unerwartet kam. Man führte sie später
auf eine Intrigue des unserem Trenck
feindlich gesinnten Escadrons - Eom»
Mandanten Iaschinsky zurück, der
damals der besonderen Huld Fried-
richs I I . sich erfreute und dem Könige
die Angelegenheit mit den von Trenck's
Vetter Franz geschenkten Pferden in so
zweideutiger Weise dargestellt hätte, als
ob der Beschenkte dabei eine Verräther-
rolle gegen sein Vaterland und den
König gespielt habe. Was an der Sache
wahr, ist nie bekannt geworden. Alle
Fragen Trenck's über seine Verhaftung,
alle Vorstellungen desselben, vor ein com-
petentes Gericht gewiesen zu werden,
blieben erfolglos. Er wurde als Staats-
gefangener in Glatz festgehalten. Seine
Haft war eine um so drückendere, als
General Fouquet, ein Menschenfeind
überhaupt und erbitterter Feind der
Trenck'schen Familie, als Commandant
in Glatz fungirte. Wiederholte Flucht-
versuche Trenck's wurden entdeckt und
hatten nur eine Verschärfung seiner Haft
zur Folge. Endlich am 24. December
1746 gelang es. ihm durch die Hilfe des
Lieutenants Schell , mit demselben zu»
gleich zu entrinnen. Diese Flucht, eine
der interessantesten Episoden in Trenck's
Leben, gelang größtentheils durch das
aufopfernde Verhalten Schell's, dem
der Gerettete selbst später in einer beson»
deren Biographie ein Denkmal setzte.
Als Trenck's Flucht ruchbar geworden,
wurde sein Vermögen sofort confiscirt
und er öffentlich als ein Verrather an
seinem Könige bezeichnet, obwohl sein
ganzes Vergehen nur darin bestand, daß
er die Liebe der Schwester des Königs
erwiderte. Die beiden Flüchtlinge ge«
langten zunächst nach Braunau. Nach
mehrwöchentlichem Aufenthalte daselbst,
da eine Wunde, welche sich Schell
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon