Seite - 168 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
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T«n!!en«k!, 1U8 TrentsensKy
besondere und in ihrer Art einzige Abthei-
lung des Trentsensky'schen Institutes
waren die Bilderbogen mit Soldaten
aller Waffengattungen, Theaterfiguren zu
Stücken von S t i l l e r , Kohebue
u. A., zu den damals beliebtesten Opern,
Circusfiguren, dann die Trachten der
verschiedenen Völkerschaften Oesterreichs
— eine Suite, die ein paar Hundert
Bogen umfaßte — Krippenfiguren, dann
die Theaterdecorationen mit Coulissen,
allem möglichen Beiwerk, Verwandlun-
gen ganz nach den von Iachimowicz
gemalten Decorationen der beiden Hof-
theater entworfen, Alles in trefflichen
Zeichnungen mit ungewöhnlicher Sorg'
fält ausgeführt, so daß die Augen der
Kinder frühzeitig selbst in diesem zerreiß-
baren Spielzeug an correcte Zeichnung
und richtige Formen gewöhnt wurden.
Alles dies war in schwarzen und colo-
rirten Exemplaren und um beispiellos
niedrige Preise zu haben, und zu diesen
an sich höchst untergeordneten Arbeiten
wurden- oft Leute verwendet, die später
in der Kunstwelt sich einen Namen
gemacht, wir nennen nur beispielsweise
Hoechle, 3 oder, Schober und Moriz
Schwind ^vergleiche dessen Biographie
Bd. XXXII I , S. 137, VI., Zitographien
von Schwind^. Dabei ging unter
diesen für die Jugend bestimmten so
mannigfaltigen Bilderbogen nie Un-
schönes, wie die heutigen Struwel«
peteriaden, Buschiaden — köstlich für
Erwachsene, aber verderblich für Kinder
— hervor, sondern Alles war fein natür-
tick, correct, sinnig und belehrend, wie
z. B. die Thierbilder, woran sich sogar
Ranf t l und Dan hauser betheiligt
haben sollen. Kurz, dei bildende Einfluß
dieser Trentsensky'schen Bilderbogen
und Kinderspiele, die weit ins Ausland
gingen und auch in den Papierhandlungen der Provinz verkauft wurden, war nicht
zu unterschätzen. Es wäre dies ein noch.
näherer Erforschung würdiger Gegen-
stand, der namentlich betreffs der Zeichner
überraschende Resultate zu Tage fördern
dürfte. Nun führte aber die auf dem
Stephansplatze im Innern des Zwtttl-
Hofes befindliche Anstalt auch einen
großen Vorrath von verschiedenen bild-
lichen Darstellungen, von Modebildern
nach französischen und englischen Origi-
nalen, von beweglichen Schattenbildern,
Cartons zum Aufziehen von Kupfer-
stichen, dann eine große Auswahl von
tabellarischen Gegenständen aller Art, von
allen Sorten weißen und farbigen Pa-
pieren, Zeichen- und Schreibrequisiten.
Eine besondere Abtheilung bildeten die
trefflichen und mannigfaltigen Zeichen-
schulen von den ersten Elementen an zur
geometrischen, Blumen-, Landschafts, und
Kopf- und Figurenzeichnung, Alles in
correctester Ausführung, aufsteigend. I n
den späteren Jahren brachte die Anstalt
die heute schon höchst seltene Darstellung
der kaiserlichen Armee in vielen Blättern,
und sie war auch die erste, welche die von
Professor Stampfer j'Bd. XXXVII ,
Seite l i i ^ erfundenen stroboskopischen
Scheiben in den Handel brachte. I n der
Folge ging die Trentsensky'sche Firma
auf Eduard Sieger über und besteht
als k. k. landesbefugte lithographische
Anstalt und Druckerei Eduard Sieger
noch zur Stunde, Arbeiten im Kunst'
und Mercantilfache der Lithographie,
Stein- und Vuchdruckerei liefernd. Ihr
Export geht nach Deutschland, Rußland,
den Donaufürstenthümern und nach
Amerika, und neben einer Locomobile
von zehn Pferdekräften beschäftigt sie
200 Arbeiter. Auf der Ausstellung in
Paris 185)3 erhielt sie die silberne Me^
daille erster Classe, auf jener in London
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Band 47
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Band
- 47
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 309
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon