Seite - 5 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
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Tschaduschnigg Tfchabusrhnigg
wäre zu viel gesagt, wollte man be<
Häupten, daß Tschabuschnigg in diesen
lyrischen Ergüssen ganz selbständig auf-
trete; Heine'sche Anschauung, Heine'»
scbe'Weise, Hein e'sches Wesen sickert
überall durch, aber es bleibt noch immer
Eigenartiges genug, das uns in dem
Autor eine poetische Individualitat er»
kennen und anerkennen läßt, abgesehen
davon, daß Heine damals lange noch
nicbt so bekannt und nachgeahmt war,
wie ein Jahrzehnt später, als bereits
eine nach Hunderten zählende Hein e'fche
Scbule bestand. Für Oesterreich waren
diese Gedichte Tschabuschnigg's eine
Erscheinung, welche weitaus mehr Wir-
kung erzielte, als Anastasius Grün's
„Blätter der Liebe", die doch unbedingt
mehr zum Herzen sprechen; aber eben
dieses verneinende skeptische Moment,
welches die lyrischen Producte unseres
Dichters kennzeichnet, fravpirte ebenso,
als es den von den zersetzenden Ein-
flüssen jener Zeit bereits angekränkelten
Leser anzog. Grün überflügelte freilich
bald seinen gleichzeitigen Rivalen, wie er
denn vorherrschend Lyriker, dieser aber
Novellist war. Mit zwei Bänden No>
vellen, welche im Jahre 1833 erschienen,
betrat Tscbabuschnigg eben jenen
Boden, auf dem er fester stand als auf
dem lyrischen, und auf welchem der Step»
ticismus, oder sagen wir lieber die
Ironie, zu der er besonders hinneigte,
tiefere Wurzeln schlug. Mittlerweile hatte
er die Rechtsstudien beendet und war bei
dem k. k. Stadt» und Landrechte in
Klagenfurt als Auscultant in den Staats»
dienst getreten, aber schon im Jahre
1836 nach Trieft übersetzt worden. Die
großartigen Weltverhaltnisse der damals
im schönsten Aufblühen begriffenen Hafen-
stadt konnten für ein, Auge, welches zu
schauen verstand, nicht ohne mächtige Einwirkung bleiben. Und er verstand
nicht nur zu schauen, er begehrte auch
immer Neues zu schauen, denn in ihm
war, seit er das Meer gesehen, eine
Reiselust ohne Gleichen erwacht, der er
auch, so weit und so oft es ihm seine
amtlichen Verhältnisse möglich machten,
Genüge that. So durchwanderte er in
den Jahren 1836 — 1847 nach allen
Richtungen von Venedig bis Rom, vom
Simplon bis zum Aetna die italienische
Halbinsel, seine Kunststudien, zu denen er
sich in den Mußestunden, welche ihm sein
Beruf ließ, vorbereitete, durch das An-
schauen der herrlichsten Werke belebend.
Wiederholt besuchte er auch die Schweiz,
dann Deutschland vom Rhein bis
Rügen, und legte die Eindrücke dieser
Ausflüge in seinem 1842 erschienenen
„Buch der Reisen" nieder. Aber auch das
lyrische und novellistische Feld ließ er
nicht brach liegen, denn es erschienen um
dieselbe Zeit eine neue vermehrte Auflage
seiner Gedichte, dann ein Band humo»
ristische Novellen und seine erste größere
Novelle „Ironie des Lebens". Dieses
letztere Werk erfreute sich günstigster Auf-
nähme und erlebte auch — was im
Vormärz etwas zu bedeuten hatte — in
kurzer Zeit eine zweite Auflage. Wir
möchten es denn auch als das Haupt»
werk des Dichters bezeichnen, er hat nach
demselben manch, ja viel Gutes, aber
Besseres nicht geschrieben. „Jahrelang",
so sagt er in seiner Vorrede, „jahrelang
trug ich die Aufgabe des vorliegenden
Buches im Kopfe. Mag die Liebe in ihrer
Veranlassung und Entstehung willkürlich
und unbedeutend erscheinen, ihr Verlauf
wird ernster, ihre Folgen und Wirkungen
sind oft großartig und erhaben. Sie ent»
scheidet mehr oder weniger über das
Glück, über die Richtung jedes Einzelnen,
und auch auf die Geschicke der Gesammt-
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Band
- 48
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon