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TschardakliM-Nowakouiitsch Tscharmllnn
Ostruschnitza. Hier zeigte man dem zahl-
reich versammelten Volke das Evangelien»
buch aus St. Petersburg und log ihm
vor: Kaiser Alexander sende dieses,
damit die Serben es küssen und auf das-
selbe schwören, ihrem begonnenen Werke
bis ans Ende getreu zu bleiben. Darauf
theilte der Prota Nenado witsch seinen
Landsleuten die Fabel mit: der Czar
habe den Serben Hilfe zugesagt (daran
war in den Unterredungen der Deputation
mit dem Fürsten Czartoryski auch
nicht mit einer Silbe gedacht worden),
nur müsse man dieses Versprechen geheim
halten, damit die Türken davon nichts
erfahren. Man sieht hier wieder: daß
dem Verrathe Trug und Lüge stets will-
kommene Mittel sind, wenn es gilt, seine
verbrecherischen Zwecke zu fördern. Die
Mission hatte, so schließt Professor
Sänvicker, ihren eigentlichen Zweck in
Nußland zwar nicht erreicht, allein sie
wurde dennoch nach doppelter Richtung
von erheblichem Einflüsse. I n Rußland
lenkte sich abermals, und zwar nachdrück-
lich die Aufmerksamkeit auf das glaubens»
und stammverwandte Serbenvolk im
Süden, und in Serbien wendeten sich
seitdem die durch das Evangelienbuch
getäuschten, ja zum Eide verführten Ge»
müther hoffnungs» und vertrauensvoll
dem Czarenreiche zu. Der erste Fall einer
directen Verbindung Serbiens mit Ruß-
land bereitete hier und dort den Boden
vor, auf welchem dann das im Frieden
zu Bukarest 1812 vertragsmäßig stipulirte
russische Protectorat über Serbien, welches
erst der Pariser Vertrag vom Jahre 1836
beseitigte, entstehen und gedeihen konnte.
Als aber dann Rußland den Pariser Ver«
trag nach dem Berliner Congreß vom
18. Juni 1878 aä aota gelegt, schoß die
für einige Zeit niedergehaltene Saat von
Neuem in Blüthe und Frucht. Ueber Tschardaklija fehlen weitere Nach-
richten. Das Mitgetheilte genügt, um
zu zeigen, welchen Antheil er an einem
politischen Schritte hat, dessen Spuren
sich acht Jahrzehnte später erst recht sicht-
bar machen.
Allgemeine Zeitung (Augsburg. Cotta,
gr. 4".) i8?7, Beilage Nr. 238 und 2<»2: „Die
ersten politischen Beziehungen Serbiens zu
Rußland". Von Prof. I . G- Sch wicker.
Tscharmann, Franz (Regiments-
Caplan. geb. zu Neumarkt l in
Krain am 2. Juni 1819). Den theolo-
gischen Studien sich widmend, wurde er,
am 30. Juli 1847 zum Priester geweiht,
Weltpriester der Lavanter Diöcese. Von
seiner weiteren geistlichen Laufbahn
wissen wir nur, daß er im Jahre 1839
als Feldcaplan bei Erzherzog Rainer-
Infanterie Nr. 39 und 1863 in gleicher
Eigenschaft bei Kinsky-Infcmterie Nr. 47
fungicte. Zur Zeit dient er entweder
nicht mehr in der Militär-Seelsorge oder
ist er verstorben. Letzteres scheint der Fall
zu sein, da sein Name in den Ordens-
almanachen nicht mehr verzeichnet steht.
Im Jahre 1839 gehörte das Infanterie«
Regiment Erzherzog Rainer zur italieni-
schen Armee, und zwar stand es in der
Brigade Lippert im achten Armeecorps.
Es focht am St. Iohannestage —
24. Juni — genannten Jahres in der
Schlacht bei Solferino mit einer Nner-
schrockenheit ohne Gleichen und wirkte im
heißesten Kampfe gegen eine bedeutende
Uebermacht Wunder der Tapferkeit. I n
Folge dessen erlitt es auch nicht geringe
Verluste. An den Gefahren und Drang-
salen dieses in Oesterreichs Geschichte so
denkwürdigen Tages nahm auch Feld-
caplan Tscharmann den thätigsten
Antheil. Ueberall im heftigsten Kugel-
regen war er zur Stelle; versah die
fallenden Soldaten mit den heiligen
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Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Band
- 48
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon