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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
Seite - 59 -
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Seite - 59 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48

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TschofeN) Franz Joseph 5 die Soldaten noch da sind, nehmen sie Reißaus." — „Was soll aus dem 3ande werden, welches von seiner Obrigkeit verlassen wird?" — „Warum steht der Kreishauptmann nicht zu dem Schützen- corps, dessen oberste Leitung ihm ander« traut ist?" So hörte man es von allen Seiten rufen, die Gahrung wuchs von Stunde zu Stunde, die Furcht flüchtete hinter Erbitterung, an Stelle des Ver- trauens traten der Argwohn, die Ge« hässigkeit, die Privatrache. Und diesen Augenblick ersah Tschofen, um im Trüben zu fischen. Die vorgenannten Bregenzer Herren waren über Feldkirch in Bludenz eingetroffen. Als daselbst ihre Ankunft ruchbar wurde, schloß man rasch die Stadtthore und sagte ihnen rund- heraus, sie möchten die Weiterreise gut sein lassen. Man wollte ihnen das vor der Stadt gelegene Nonnenkloster St. Peter zum Aufenthalte anweisen und ließ sie das Versprechen ablegen, daselbst die Amtsthätigkeit wieder aufzunehmen und als pflichttreue Obrigkeit bis nach dem Einmärsche der Franzosen auf dem Posten zu verharren. Die Herren gelobten es. Kaum aber hatten sie den Fuß ins Kloster gesetzt, so gewahrten sie, daß sie Ge- fangene der „BludenzerPatrioten" waren, welche ihnen die kostbaren Waffen ab- nahmen und sofort unter sich vertheilten, während bewaffnetes Volk die Ausgange besetzte. Durch Sturmläuten wurden die Gemeinden des Montafoner Thales her« beigelockt, um die zu St. Peter auf- gefangenen „Landesverrather", wie das Volk die Flüchtigen nannte, bewachen zu helfen. Die Montafoner kamen, und nun, „da die Herren im Loche staken", waren sie selbst die Herren, und der Tanz ging erst recht los. Die Klosterküche lieferte das Effen, der Keller den Wein; die Köpfe wurden immer erhitzter, die Er« l9 Tschofen, Franz Joseph bitterung gegen die Gefangenen immer größer. Rachsucht begann nun ihre ersten Proben. Vor Mitternacht drang ein Haufe der Aufgeregtesten in das Zimmer, in welchem Indermauer und von Franz in in peinlichster Erwartung dessen, was da komme, beisammen saßsn. .Beide wurden nun auf das entsetzlichste mißhandelt. Den inständigen Vorfiel- lungen des Beichtvaters des Klosters gelang es endlich, die Tobenden zu be- schwichtigen, und Vonier, ein ange- sehener Mann unter den Montafonern, unterstützte den würdigen Priester auf das wirksamste. Da ließ der Pöbel vor der Hand von den beiden Gefangenen ab. Doch die Beschwichtigung war nur von kurzer Dauer. Neue aufgestachelte Banden — die ganze Aufregung nährte Tschofen — erschienen. „Laßt sie uns in Stücke hauen — nein, mit den Zähnen zerreißen!" We Vorstellungen des Beicht- vaters, alle Versuche Vonier's blieben erfolglos. Alles, was sie erreichten, war eine Stunde Aufschub. An diese Stunde knüpfte Vonier die Hoffnung, die Opfer zu retten und in Sicherheit zu bringen. Aber wieder wurden die Massen bearbeitet und ihnen beigebracht: man wolle sie verrathen. Kurz, die Aufgeregten ließen sich nicht langer halten und sprengten die Thür ein, und nun erlitten Inder- mauer, Franzin und Weber in qualvollster Weise unter Kolbenschlägen den grauenvollen Tod. Darauf sielen die Mörder über die Habseligkeiten ihrer Opfer her und nahmen an Geld bei siebentausend Gulden fort. „Der Orga- nisator", schreibt der Geschichtsschreiber dieser traurigen Episode, „welcher diese Scenen vorbereitete und ausführen ließ, und dessen gefügiges Werkzeug das rohe, n Patriotismus aufgestachelte Volk ge- worden, war Franz Joseph Tschofen.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Trzetrzewinsky-Ullepitsch
Band
48
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1883
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
346
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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