Seite - 224 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
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Ugarte, Alois 224 Alois
!749, gest. zu Gratz am 18. November
1817). Der zweitgeborene Sohn des
Grafen Johann Nepomuk aus deffen
EhemitMarieWilhelmineRabutin
Gräfin Sonches, erhielt er 1760—1768
in der theresianiscken Ritterakademie seine
wissenschaftliche Ausbildung, trat nach
beendeten Studien sofort in den Staats-
dienst und wurde schon 1769, erst zwanzig
Jahre alt, Appellationsrath in Böhmen.
Später kam er als Gubernialrath nach
Galizien, 1786 als Hofrath an die ver-
einte Hofstelle m Wien, in welcher Eigen»
schaft er einen nachahmungswerthen
Freimuth darlegte. Am 30. Mai 1786,
gelegentlich der Vorlage der Conduite-
tabellen über die galizischen Verwaltungs»
beamten, die er als ihr ehemaliger Vor»
gesetzter persönlich kannte, bemerkte er
als Hofkanzleireferent: Bei mancher
Schilderung Seitens des Landes-
chefs habe sichtlich Leidenschaft
mitgesprochen; es sei die Anord»
nung einer Strafe widerdieVor-
gesetzten nothwendig, die sich
eine falsche Darstellung erlauben,
und im Betretungsfalle wäre
über sie das Nämliche zu ver»
fügen, was der von ihnen Ver»
leumdete sonst zu erdulden Ge>
fahr liefe. Leider hatte der Antrag
keinen nennenswerthen Erfolg. Nach dem
Erscheinen des Patentes vom 14. August
1787 wurde Graf Ugarte Gubernator
in Mähren und Schlesien und Landes»
hauptmann in Mahren. Bei Gelegenheit
der Krönung Kaiser Leopolds I I . in
Böhmen erhielt er die geheime Raths-
würde. Fünfzehn Jahre wirkte er in ver-
dienstlichster Weise als Gouverneur in
Mähren, als aber bei der neuen Organi»
sirung der obersten Behörden die gali-
zische Hofkanzlei aufgehoben, dagegen
die vereinigte Hofkanzlei nebst der Hof- kammer und der obersten Iustizstelle inS
Leben gerufen wurde, ernannte ihn
Kaiser Franz 1802 zu seinem obersten
Kanzler. Im Jahre 1803 fungirte der
Graf bei der Wahl des Erzherzogs Ru-
dolph, 1811 bei jener des Grafen
Trauttmannsdorff zum Olmützer
Erzbischof als k. k. Hofcommiffär; 1807
erhielt er wegen seiner eifervollen Dienst-
leistung in Kriegszeiten das Großkreuz
des St. Stephansordens. Im Jahre
1813 wurde er mit Belafsung in seiner
Anstellung als böhmischer und österreichi-
scher Oberstkanzler zum Staats» und
Conferenzminister ernannt, übernahm
auch interimistisch das Präsidium des
Finanzdepartements, von welchem er
aber im September 1814, als Graf
^Stadion die Leitung der Finanzen an»
! trat, unter Bezeugung der ah. Zufrieden»
heit und um sich als Oberstkanzler ganz
der inneren Administration widmen zu
können, wieder enthoben ward. Für
seine Wirksamkeit in den nun folgenden
Kriegen zum Sturze der Napoleonischen
Gewaltherrschaft und zur Erkämpfung
eines dauernden Friedens wurde ihm
vom Kaiser das goldene Civil'Verdienst-
kreuz, eine nur sehr Wenigen verliehene
Auszeichnung, zutheil. Auch machte er
sich als Landesgubernator von Mahren,
da er als solcher zugleich Protector der
mährisch - schlesischen Landwirthschafts-
gesellschaft war, nicht nur durch För-
derung der Schafzucht sehr verdient,
worin er auf seiner Herrschaft Iaispitz
und den unter seiner Vormundschafts-
Verwaltung befindlichen Gütern Krawska,
Brenditz und Rossitz mit gutem Beispiele
voranging, sondern auch durch eine in
Krawska eingerichtete Meierei mit Tiroler
Rindvieh. Als er im Herbst 1817 dem
Landesherrn entgegeneilte, erkrankte er
in Gratz und starb daselbst in Folge eines .
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Band 48
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Band
- 48
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon