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Anger, Franz 47 Nnger, Franz
mente wurde er am 2. November 4833
zum Professor der Botanik und Zoologie
und zumDirector des botanischen Gartens
am Ioanneum zu Gratz ernannt. I m
Jahre 1836 schenkte er dem Cabinete
dieses Institutes seine Sammlung ge»
trockneter Pflanzen und präparirter Thier-
schädel und behielt nur seine Collection
fossiler Pflanzen» und Thierreste einst-
weilen noch für sich. Indessen arbeitete
er neben kleineren botanischen Schriften
an seinem Werke über den Einfluß des
Bodens auf die Vertheilung der Gewächse
und machte auch, im Jahre 1837, die
erste Untersuchung der Badelhöhle bei
Peggau, welche Thierknochenreste der
Diluvialzeit enthielt. Von Endlicher
brieflich ersucht um schleunige Einsendung
von Verfteinerungsschliffen für Kaiser
Ferdinand, der zum Zeitvertreib auch
mit Botanik sich beschäftigte, stellte er zur
Gewinnung interessanter mikroskopischer
Objecte den ersten Versuch an, Schliffe
fossiler Hölzer zu fertigen, worin er es
zur Meisterschaft brachte. Und so wurde
er durch des Kaisers Liebhaberei zu einer
für die Paläontologie so wichtig und
erfolgreich gewordenen Präparirweise ge«
führt. Als er sich dann zur Verbesserung
seiner Lage im Herbst 1838 um die Pro«
feffur der Forstnaturkunde an der Forst-
schule zu Mariabrunn bewarb, wollten
die Stände Steiermarks ihn nicht ziehen
lassen und erwirkten von der Regierung
die Erhöhung seines Iahresgehaltes von
800 auf 1200 st. So blieb er in Gratz
und förderte an wissenschaftlichen Arbeiten
in der nächsten Zeit, 4840, die von der
Petersburger Akademie der Wissenschaften
gekrönte Preisschrift: ,Ueber den Bau
des Dikotyledonenstammes" zu Tage und
begann gemeinschaftlich mit Endlicher
das Lehrbuch der Botanik, welches 1843
fertig wurde. Auf einer in der Ferienzeit des Jahres'1843 durch Süddeutschland
und die Schweiz und dann zur Natur»
forscherversammlung in Nürnberg in Ge^
meinschaft mit Director Göth unter-
nommenen Reise lernte er in Zürich Pro-
fessor Heer und Köll iker, in Basel
den gelehrten Sonderling Merlan, in
Straßburg die beiden Naturforscher Karl
und Wilhelm Schnaper und in Karls-
ruhe Alex. Braun kennen. I n Nürn»
berg wollte es das Geschick, daß Ungar
erkrankte und durch Schlei den, welcher
sich über dessen „Thierwerdung der
Pflanze" in verletzender Weise aus-
gesprochen hatte, behandelt wurde, was
beide Gegner nähtt brachte und Schlei-
den den Ausruf entlockte: „Ein solches
Leben hat hohen Werth!" I n München
traf Unger noch mit Mar t ius zu-
sammen. Als dann im Jahre 1847 der
Kaiserstaat durch die Begründung einer
Akademie der Wissenschaften überrascht
wurde, befand sich selbstverständlich auch
unser Gelehrter unter den ersternannten
wirklichen Mitgliedern, denn seine bis
dahin erschienenen wissenschaftlichen Ar-
beiten gaben ihm ein Anrecht auf einen
Platz neben Partsch, Zippe, Fenzl,
Fitzinger, Dies ing und Reuß,
welche gleich ihm zu den Erstberufenen
gehörten. Die nun heranbrausenden
Wogen der Achtundvierziger-Bewegung
ließen Unger im Ganzen unbeirrt, er
setzte seine Arbeiten und Forschungen
unausgesetzt fort. Einen Ruf an die
Universität Gießen, zu welchem 3iebig
ihm verholfen, lehnte er ab, nachdem ihm
die
steirischen Stande eine jährliche Zulage
von 230 fi. bewilligt hatten, und doch
würde er in Gießen ein Gehalt von mehr
denn 3000 fl. bezogen haben. Aber er
mochte lieber in der Heimat bleiben, denn
an dieser hing er mit ganzer Seele. Durch
den im Jahre 1849 erfolgten Tod End-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Band 49
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Ullik-Vassimon
- Band
- 49
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon