Seite - 91 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Ullik-Vassimon, Band 49

Rnterkerger. Leopold 9l Unterberger, Leopold dem Genannten zugleich das Comman deurkreuz des Maria Theresien-Ordens. 1797 stieg er zum Feldmarschall-Lieute- nant auf. Als im Jahre 1798 eine be- sondere Hofcommission zusammengestellt wurde, um die Einführung von Ver- besserungen im Kriegswesen zu berathen, ward er als Mitglied in dieselbe berufen und die Leitung der Anfertigung neuer Feuergewehre ganz in seine Hände gelegt. 1803 ernannte ihn Kaiser Franz zum Vorsteher des Hauptzeugamtes, über- trug ihm den mathematischen Unterricht des Erzherzogs Kronprinzen und verlieh ihm das 1802 errichtete 4. Artillerie- Regiment. Als dann Erzherzog Karl als Generalissimus an der Spitze der kaiserlichen Armee stand, lud derselbe den Feldmarschall-Lieutenant Unter- berger auf die ehrendste Weise ein, weiters durch Herausgabe von Artillerie- handbüchern für die Bildung unseres Geschützwesens zu wirken. Und dieser Aufgabe unterzog sich der 70jährige Greis mit allem Eifer eines Mannes in den besten Jahren. 1809 rettete er einen Theil Wiens vor schrecklicher Verwüstung. Er hatte sich nämlich durch den Augen» schein überzeugt, mit welcher Unvorsich- tigkeit der französische Feuerwerker bei der Verarbeitung des Pulvers im k. k. Zeug» hause vorging. Sofort begab er sich zu dem französischen General Laribois- siure und bewog diesen durch die ein- dringlichsten Vorstellungen, den Arbeits- platz auf die Schottenbastei zu verlegen. Seine Besorgnisse erhielten in der That auch eine traurige Bestätigung. Auf der Schottenbastei entzündete sich ein Pulver» vorrath von 2000 Centnern. Alle dabei beschäftigten Arbeiter büßten ihren Leicht- sinn mit dem Leben. Wien aber ward durch U n t e rb e rg e r's Vorsicht vor großem Schaden bewahrt, denn wäre die Entzündung dieser Pulvermaffe in den Gewölben des Zeughauses erfolgt, so würde der größere Theil deä umliegenden Stadtviertels zerstört worden sein. Am 4. September 18l3 erhielt der greise Held dieFeldzeugmeisterswürde. 84Jahre alt, starb er nach kurzer Krankheit, den Ruhm eines geistbegabten Kriegers, eines tapferen Generals und eines edlen Menschen hinterlassend. Hier folgt die Uebersicht seiner sämmtlichen im Druck erschienenen mathematischen und artille- ristischen Schriften: „Zlufangä gründe der Mathematik, ;mn Grlnanche der mllihrmllti5chrn Zchnle ttt5 K. k. Ättillerirrolftö. id'röter Cheil: Nie AechenKunZt und Algebra; zweiter Theil, H. und '?. Naud: die Geometrie: dritter Oheii: t>ie Mechanik, Hydrl^tutik, Mrametrie und Hq- draulik oder vM !>rm Gleichgewicht und ulln der Nemegung der fegten nnlt findigen Körper" (Wien 1774—178j. Trattner, gr. 8".); — „ T'lltel drr Zinnie, Tangenten und Fecanteil mit ihren Z.'llgllrithmcn. nrbst den H."llpusithmen der natürlichen Suhlen van I bi5 T0.00(>" (ebd. 1777, 4".); — ^„Unnrr Mirrncht °nm Aufnehmen lüit dem NsZliZchr" mit 3 Kupf. (Wien 1807, Beck, gr. 8".); — * „ M ' Handlung über die kestiindM Acfc5tiMng5knn5t nnd nöthige Vrgriffe nun dem ÄnuMr und der Vertheidigung t>er Fr5innn,rn" mit 13 Kupf. (ebd. 1807, neue Aufl. 1819, gr. 8".); — *„Abhandlung über dir FeldbrieZtignngs- Kunst" mit 8 Kupf. (ebd. 18(17, gr. 80.); — ^„Wesentliche Kenntnisse der Infanterie- und l5lluül!erir-Feurrg!Vlhn u^m Gebrauche der Infanterie- und l5auallrriellfßriere der K. k. ö5tcr> reichichen Ärmer" (ebd. 1807, gr. 80.); — ^„Nöthige KenntniZLe ucin dem Geschütz und de55en Gebrauch" mit 3 Kupf. (ebd. 1807, gr. 8^.); — ^„Nöthige KnfangLgründe der Planimetrie" mit 3 Kupf. (ebd. 1807, ^ g0.)- — ^„NÜthige ÄntüngZgrimüe der NechenKnnsf zum Oebranche der Infanterie- und n'r.ierr der K. K. lizterreichiZchen