Seite - 115 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Ullik-Vassimon, Band 49
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Urban, Julius 113 Julius
1803 in den erbländischen Ritterstand
mit dem Prädicate von Schwabenau
«rhoben. Sein Sohn Ju l ius zeigte
früh Talent und Neigung zu den Stu-
dien und beendete, erst 43 Jahre alt, die
Gymnasialclaffen. Deutsch erzogen und
ohne Gelegenheit, sich mit der öechischen
Literatur einigermaßen bekannt zu machen,
war er als Gymnasiast ein eifriger Ver-
ehrer und Pfleger der deutschen Literatur,
namentlich der schöngeistigen, bis ihm
eines Tages Pelzel's Geschichte Böh-
mens in die Hand kam. Jetzt, da ihm
aus diesem Werke Kunde ward über die
glänzende Vergangenheit Böhmens und
des Nachbarlandes Mahren, erwachte in
ihm mit aller Macht die Liebe zur Ge>
schichte und Literatur der Heimat, das
Verlangen, die öechische Sprache, sowie
Land und Leute genau kennen zu lernen.
Wahrend er Philosophie zu Brunn, dann
die Nechte zu Olmütz hörte, widmete er
alle Muße, welche ihm seine Studien
ließen, der vaterländischen Geschichte,
durchforschte alle heimischen und aus-
wärtigen Sammlungen, die Bibliotheken
und Archive und zeichnete Alles sorg-
fältig auf, was ihm wichtig erschien oder
aber unbekannt war. Wie ernsthaft er die
Sache nahm, wie tief er in die ältere
Geschichte seiner Heimat eindrang, dies
ergibt sich aus feiner Abhandlung über
»Conrad I I . Fürsten von Znaim (Tun.-
rat I I . kni^s An.o^sm.sicF'), welche er im
Alter von 19 Jahren schrieb, und die in
der Zeitschrift des böhmischen Museums
(1827, 10. Heft) erschien. Diese Arbeit
«rregte die Aufmerksamkeit mehrerer
Wifsenschaftsfreunde, vornehmlich aber
jene I . Dobrowsky's, welcher den
strebsamen Jüngling während dessen An«
Wesenheit in Brunn (1828) auf das wohl-
wollendfte aufnahm' und ihn zu weiteren
Forschungen und Arbeiten auf dem Ge» biete der vaterländischen Geschichte an»
eiferte. Diesem Rathe kam Urban auch
fortan nach, mit großem Eifer betrieb er
das Studium der slavischen Sprachen,
sammelte historische und ethnographische
Materialien im nächsten Hinblick auf
sein eigenes Vaterland, lag nebenbei
naturwiffenschastlichen, geographischen,
selbst pädagogischen Studien ob, AlleS
um dem Vaterlande, wenn es an der
Zeit, mit seinen besten Kräften sich
nützlich zu erweisen. Im Jahre 1831
ließ er im 6. Hefte der Zeitschrist „Üeoko-
slav" seine Abhandlung: „Die Jahres-
feier zu Ianmitz in Mähren" sölavnost
v^rooni v ^küinioi na. Uorave) und
bald darauf, im 7. Hefte eine zweite:
„Der KaMpf zwischen den Rechen und
Mährern" (?ütkk me-i öeck? a Uc>i-H>
van^) erscheinen. Durch diese Arbeiten,
mit denen der Verfasser neuerliche Be-
weise seiner Kenntnisse in der Ge
schichte des Vaterlandes gab, fand sich
Graf Chotek, damals Erzbischof von
Olmütz, bewogen, ihm die Stelle des
Archivars in Kremsier zu verleihen,
welche Urban um so freudiger annahm,
als sich ihm nun Gelegenheit darbot,
ganz seiner Neigung zu geschichtlichen
Studien und archivalischen Forschungen
zu leben. Um aber seine leidende Ge^
sundheit einigermaßen zu kräftigen, begab
er sich im Sommer 4832 nach Marien'
bad, besuchte jedoch vorher noch Prag, um
sich daselbst über den Umfang und die
Aufgabe semcs neuen Amtes genauer zu
unterrichten. Indeß die Wirkung, die er
von Marienbad erhofft, blieb aus,'
kranker als er hingegangen, kehrte er
heim und war gar nicht im Stande, den
ihm verliehenen Posten anzutreten. Trotz
seiner leiblichen Hinfälligkeit gab er aber
keinen Augenblick seine Studien auf und
I beschäftigte sich eben damals mit For-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Band 49
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Ullik-Vassimon
- Band
- 49
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1883
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon