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Vay, Adelina 28 Alois
ungeachtet ihre Neberzeugung offen aus»
spricht und vertritt. Anderseits steht sie
bei ihren Meinungsgenossen, die in
Amerika, England, Frankreich und
Deutschland schon nach Millionen zählen
und sich immer noch vermehren, in
großem Ansehen. Jedenfalls würde die
Journalistik geziemender gehandelt haben,
wenn sie ihre Referate nber die Schriften
der Baronin Vay, einer in jeder Bezie»
hung höchst achtenswerthen Dame, ganz
objectiv eingerichtet hätte, zumal es
auch unvorsichtig ist, über eine wichtige
Frage, die sich
noch sud ^'uäios befindet,
vorschnell abzusprechen. Ja, offen 'und
gelinde gesagt, man geht bei Beurthei-
lung der Werke dieser Dame sehr ober-
flächlich vor. So beschuldigt ein Kritiker
der „Studien" die Verfasserin, „„daß sie
vom Ultramontanismus sich habe ge-
fangen nehmen lassen"". Dieser Kritiker
verräth aber, daß er nicht das ganze Buch
— und ein Kritiker soll, wenn auch mit
Ueberwindung, ein Buch, über das er
schreibt, ganz und aufmerksam lesen —
wenigstens nicht, was auf S. 72—76
über die abgöttische Mariaverehrung und
S. 78 vom Untergange des Papstthums
steht, gelesen hat; sonst müßte er zur
Ueberzeugung gekommen fein, daß
A d e l i n a Vay nach ultramontanen An»
sichten eher auf den Scheiterhaufen als
in den papstlichen Heiligenkalender ge-
hört. Aber die heutigen Stoffgläubigen
sehen eben Jeden für einen jesuitischen
Ultramontanen an, der sich nicht als
einen Gottesläugner gibt". Ich habe
diesen Worten nichts beizufügen, als daß
sie mir aus der Seele geschrieben sind.
Porträt. Facsimile deä Naiuenszuges
„Adrlina Vay". Medaillonbild. Lithographie
chne Angabe des Zeichners und Lithographen
(8.) »uch alä Titelbild zu dem Werke:
„Studien aus der Geisterwelt"^. VlN), Alois Baron (Mitgl ied der
ungarischen Magnatentafel, geb. in Un-
gärn am 24. December 1817). Ueber
seinen Bildungs' und Lebensgang sind
wir nicht unterrichtet. Ein Sohn des Frei-
herrn Emmerich Ladislaus Vay
aus dessen Ehe mit Elisabeth Edlen
Vay von Vaja, tritt er erst bemerkbar
in den Vordergrund, als in Folge der
Einberufung mittelst litteras i-s^aies
vom 14. Februar 1861 der ungarische
Landtag sich am 2. April dieses Jahres
in der königlichen Freistadt Ofen ver°
sammelte. Zugleich mit seinen Vettern
Ladislaus Grafen Vay, Böla und
Nicolaus ^m. Freiherren von Vay
nahm er seinen Platz im Oberhause ein.
In der Sitzung daselbst vom 19. Juni.
in welcher Erzbischof Lonovics, Karl
Ragalyi , die Grafen Leo Festetics,
Stephan Eszterhäzy, Johann Sz6-
chenyi, Samuel Vass, Karl Zay,
Karl Zichy in der Adreßdebatte das
Wort ergriffen, erhob sich auch Alois
Baron Vay und hielt eine der denk-
würdigeren Reden, welche den ofsiciellen
oder halbofsiciellen Berichterstatter im
„Pesther Lloyd", 1861, Nr. 139 zu der
lakonischen Bemerkung veranlaßten, „daß
Baron Vay auch im Unterhause durch
seine drastisch'plastischen Ausfälle gegen
die „„industrieritterlichen Civilisatoren
von nirgendsher"" aufgefallen wäre".
Und in der That, diese Rede ist in manchen
Punkten bemerkenswerth, vornehmlich
aber schon dadurch, daß in derselben
(1861) zum ersten Male an den Kaiser
von Oesterreich das Ansinnen gestellt
wird: die Residenz nach Pesth-Ofen zu
verlegen und denSchwerpunkt des Kaiser»
staates nach Ungarn zu concentriren,
ein Gedanke, der spater in manchen
Leitartikeln österreichischerPreußenfreunde
breitgeschlagen wurde und heute noch auf-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon