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Van, Nicolaus 32 Nicolaus
führten Umstände veranlaßten seine Wal)
zum Begleiter des neu ernannten Pala»
tins Erzherzog Stephan auf der vor
dem Antritte dieser Würde erfolgenden
Reise durch Ungarn und dessen Neben-
länder. Danach zum Kronhüter fOoii-
erhoben, wohnte er mit den
übrigen Großwürdenträgern des Reiches
dem Landtage von 1848 bei. Als die
Verhältnisse in Siebenbürgen in diesem
Jahre einen immer drohenderen Cha»
rakter annahmen, entsendete ihn der Erz-
herzog Palatin als königlichen Commiffär
mit unumschränkter Vollmacht dahin.
Alle Behörden wurden strengstens ange-
wiesen, Vay's Anordnungen unbe«
d ingt zu gehorchen. Herr vo« Fri eden-
fel s bemerkt in seiner Monographie über
Joseph Bedeus von Scharbe rg an-
läßlich dieser Ernennung des Fceiherrn
wörtlich: „Wie dieser der altconservativen
Partei angehörige Magnat — ein intimer
Freund des Grafen Apponyi und des
Barons Samuel Iosika — dazu kam,
das unbedingte Vertrauen des Ministe'
riums Kossuth.Batthyany zu ge.
nießen, ist — wie sein Verhalten in der
Folge — räthselhaft". Diese Insinuation,
sowie einen späteren Ausdruck des Herrn
von Friedenfels, worin derselbe von
„dem stets zweideutigen Baron Nico>
laus Vay" spricht, müssen wir in ihrer
ganzen Vollwuchtigkeit diesem Schreiber
der Geschichte Siebenbürgens überlassen.
Als dann in der zweiten Hälfte des
Monats September bei dem definitiven
Rücktritte Batthyäny's N i c o l a u s
Baron Vay mit der Bildung eines
neuen Ministeriums betraut wurde, lehnte
derselbe ab. Indessen verweilte er noch
immer in Siebenbürgen, und in den
letzten Tagen des October (am 23.) bot
er den allgemeinen Landsturm auf. In dem Aufrufe lautet unter Anderem eine
Stelle: „die kaiserlichen Truppen seien
Rebellen geworden, die den König zu
entthronen, Siebenbürgen in eine fremde
Provinz umzuwandeln strebten". So
standen sich Puchner mit seinen kaiser-
lichen Truppen und Vay mit seinem Land-
stürme gegenüber. Ungeachtet dessen wurde
Letzterer im Pesther Abgeordnetenhause
von dem Advocaten K. Minovich,
einem Mitglieds des Klausenburger Ver-
theidigungsausschufses, des Verrathes be»
schuldigt. Das Alles ist dunkel, und die
Zeit muß in diese Gegensätze Klarung
bringen. Baron Vay, auf Befehl Ho»
dossy's verhaftet, ward wieder frei-
gegeben und blieb als Regierungscom-
mifsär bei den Truppen, deren Führung
in die Hände C.zetz's gelegt wurde.
Auch da war seine 3age keine rosige.
Berzenczei klagt ihn an: theils durch
Ungeschicklichkeit, theils durch schlechten
Willen alle Bestrebungen der Szekler
vereitelt und den Fall Siebenbürgens
herbeigeführt zu haben. Dabei beantragt
er, daß „Statarialcommisfionen abgeschickt
werden, welche den Galgen an ihrer
Seite haben und durch Terrorismus die
Achtung vor dem Gesetze herstellen. Als
K 0 ssuth Gouverneur wurde, legte
V a y alle seine Staatsamter nieder und
behielt nur jenes des Kronhüters. Aber
auch dieses erledigte sich von selbst, als
des Freiherrn Amtsgenofse Franz Joseph
von IlrMttNyi die Krone des h. Ste-
phan und die Neichsinsignien an Kos»
uth überlieferte. Nach Bewältigung des
Aufstandes wurde auch Vay für sein
Verhalten zur Verantwortung gezogen
und zur Kerkerstrafe verurtheilt. Ob er
eine solche in Wirklichkeit überstanden
hat, ist mir nicht bekannt. Wie einzelne
Biographen melden, zog er sich 1830 in
die Einsamkeit zurück, um ausschließlich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon