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Nicolaus 33 Nicolaus
de-n Wissenschaften und der Oekonomie
zu leben, und erschien bis 1837 an
keinem öffentlichen Orte. Die Berufung
in den verstärkten österreichischen Reichs-
rath 1860 lehnte er ab, nahm dagegen
an den Schlußverhandlungen desselben
Theil, welche zu dem Diplom vom 20. Oc-
tober 1860 mit deffen Beilagen führten.
Die nächste Frucht dieser Verhandlungen
war die Herstellung der ungarischen Hof-
kanzlei, und Baron Vay wurde nun
zum ungarischen Hofkanzler ernannt. Die
magyarischen Staatsmänner, welche in
das Amt traten, hatten dem Kaiser die
Zusicherung ertheilt, daß ihre Landsleute
mit den erlangten wichtigen Zugestand'
nissen befriedigt fein würden' allein die
Erfahrung lehrte, daß ste sich selbst
täuschten. Daß die Verfafsungsgesetze
vom 26. Februar 1861, welche den Ge-
sammtstaat — lose genug — zusammen-
zuhalten bestimmt waren, auf die Zu»
stimmung der immer aus Princip maß-
losen und daher ebenso aus Princip nie
zu berücksichtigenden Opposition nicht zu
rechnen hatten, sah Vay, wie die Dinge
damals lagen, voraus, er ging daher der
Mituuterzeichnung dieser Gesetze aus dem
Wege, blieb aber dessenungeachtet im
Amte, fortwährend bemüht, den Kaiser
immer wieder zu neuen Zugeständnissen
zu bewegen. Die loyale Presse erklärte
damals diesen Vorgang als zweideutig
und als einen solchen, der nur zu Spal-
tungen im Cabinete führe. Am 18. Juli
1861 mußte denn auch Vay die Hof-
kanzlerwürde niederlegen, welche er seit
dem 20. October 1860 bekleidet hatte.
Damit war die eigentlich politische Rolle
Vay's zu Ende, denn er verblieb nur
noch Obergespan des Borsoder Eomi-
tates. Da brachte in den letzten Tagen
(Februar 1884) das Amtsblatt die über-
raschende Nachricht, daß an Stelle des ver-
v. Wurzbach, biogr. Zeriton. 1^. sGedr. 14. storbenen Grafen Cziraky der 82jährige
Freiherr von Vay zum Vicepräsidenten
des ungarischen Oberhauses ernannt
worden sei. — Aber auch auf anderem Ge-
biete, nämlich auf religiösem, war es ihm
vorbehalten, eine Rolle zu spielen. Seit
1828 Obercurator der evangelischen Ge-
meinde und Schule in Szathmär, wurde
er 1840 Obercurator der Superintendent
jenseits der Theiß und des Collegiums
von Debreczin und blieb es bis 1849.
Nach der Besiegung der ungarischen Re-
bellion verloren die Evangelischen das
Verwaltungsrecht ihrer Kirche, und erst
das kaiserliche Patent vom 1. September
1839 stellte dasselbe in umfassender
Weise wieder her. Und das war zu nicht
geringem Theile das Werk V a y's,
welcher, selbst Protestant, als kühner Ver-
fechter der Freiheiten seiner Kirche auf-
trat und die Führerschaft dieses Theiles
der nationalen Bewegung übernahm. Er
trug als solcher viel zur Schlichtung der
Wirren bei, welche nach Erlaß des kaiser-
lichen Patentes vom 1. September 1839
entstanden. Die Regierung unterhandelte
mit ihm, als dem von den ungarischen
Protestanten erkorenen Mandatar und
Sprecher der Deputation, welche dein
Kaiser die Wünsche der Protestanten vor»
getragen hatte. Ehe Szäcsen, Bar-
k6czy und Maj l^ th die Chefs der Be-
wegung wurden, war er es, und zu
jener Zeit blieb er, die Ernennung zum
Reichsrathe, wie oben erwähnt, ab-
lehnend, in Ungarn, um die vornehmlich
durch ihn der Nation zurückeroberten
Rechte der Kirche ins Leben einzuführen.
Mit der Niederlegung der Hofkanzlerschaft
verschwindet wohl der Name Vay's aus
dem öffentlichen Leben, aber einmal noch
trat der Freiherr in den Vordergrund, als
nämlich die Verleihung, des Großkreuzes
des Stephansordens an ihn veröffentlicht
April 1854.) 3
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon