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rückte er neuerdings ins Feld, und zwar
dieses Mal als Major des Bombardier-
corps zur Rheinarmee. Als am 13. Oc»
tober der Angriff auf die Weißenburger
Linien stattfand, bot sichVega aus freien
Stücken an, die feste Stadt Lauterburg
zur Uebergabe aufzufordern. Man nahm
seinen Antrag an, und er führte sofort
zwei zur Bedeckung des Belagerungs»
geschützes anwesende Divisionen bis auf
Kartätschenschußweite gegen die Stadt,
ritt dann ganz allein vor die aufgezogene
Brücke und forderte die Besatzung zur
gutwilligen Uebergabe auf. Diese erfolgte
auch, und nun schritt er über die nieder-
gelassene Zugbrücke an der Spitze der
zwei Divisionen hinein, verlangte die
Schlüssel zu allen Nationaldepositorien,
leitete persönlich ununterbrochen durch
vierzehn Stunden mit dem Degen in der
Faust die Patrouillen, schaffte Alles aus
der Stadt, was nicht hineingehörte, und
bewerkstelligte so, ohne die geringste
Störung, die Uebernahme. Dann führte
er, bis vom Armeecommando die nothi-
gen Anordnungen getroffen worden,
mehrere Tage lang in durchaus muster-
hafter Weise das Stadtcommando. —
Am 10. November desselben Jahres
griffen die Oesterreicher unter General-
major von Lauer M . XIV, S. 216 j^
das mitten im Rhein auf einer Insel ge<
legene Fort Louis an. Vega comman»
dirte das Belagerungsgeschütz. Drei Tage
schon dauerte das Bombardement, aber
das Fort leistete noch energischen Wider-
stand und hatte bereits einen betracht«
lichen Theil des kaiserlichen Geschützes
demontirt. Obwohl Vega Tag und
Nacht mit beispielloser Selbstaufopferung
— denn er war der einzige Artillerie»
Stabsofsicier — die Beschießung leitete,
zeigte sich noch immer kein Erfolg, und
die Lage wurde bei dem eingetretenen schlechten Wetter, welches alle Opera,
tionen erschwerte, immer mißlicher. Und
wie es denn schon bei solchen Mißerfolgen
zu geschehen pflegt, entblödete man sich
nicht, im Lager Vega dafür verantwort,
lich zu machen und mit der Rede heraus»
zurücken, daß, wenn ihm die Unterneh»
mung auf das Fort nicht gelinge, man
alle Schuld auf ihn schieben müsse. Als
diese Ansichten am 12. November bei der
Ofsicierstafel laut geäußert wurden, er-
klarte Vega, daß, wenn man ihn nüt
der gesammten Belagerungsartillerie nach
seinem Plane verfügen lasse, er durch das
bloße Artilleriefeuer, innerhalb 24 Stun-
den die Festung znr Uebergabe zwingen
wolle. General Lauer willfahrte nicht
nur diesem Verlangen, sondern fügte der
Bewilligung angesichts sämmtlicher Ofsi«
ciere die Versicherung hinzu, daß, wenn
das Unternehmen der Erfolg kröne, er
bei Seiner Majestät um das Theresien»
kreuz für Vega sich verwenden werde.
Da theilte dieser seinen Angriffsplan
mit und schritt vom Mittagstische weg
sofort an die Ausführung. Er traf nun
alle Anstalten, ließ das Geschütz über»
führen und aufstellen und ruhte nicht in
seinen Dispositionen, mit denen er so
rasch fertig wurde, daß er bald nach eilf
Uhr Nachts mit der Beschießung beginnen
konnte. Zwölf Stunden lang ließ er
dann unausgesetzt aus zehnpfündigen
Haubitzen 6l)löthige Patronen unter 43
bis 16 Graden Elevation — was bisher
nie geschehen war — feuern. Und der
Erfolg war ein glänzender, denn schon
am folgenden Tage Mittags suchte der
Feind um einen Stillstand der Be»
schießung an — um capituliren zu
können. Und wirklich erfolgte die
völlig unerwartete Capitulation. Gene-
ral Lauer hielt sein Wort, mit einem
Zeugnisse, welches er selbst, dann Ge«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon