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Vega 63 Vega
neral Funk und eilf andere Stabs-
und Oberofficiere zu Fort 3ouis am
28. November unterfertigten, brachte er
Major Vega für das Theresienkreuz in
Vorschlag. Vega wurde auch in dem
darauf folgenden Capitel einstimmig des
Ordens würdig erkannt, erhielt aber
durch Zufall — welcher Art derselbe war,
ist nicht bekannt — die Auszeichnung
nicht. Dies Mißgeschick focht ihn jedoch
wenig an, mitten im Kriegslärm beschäf»
tigte er sich mit seinen mathematischen
Arbeiten und vollendete sein berühm-
testes Werk: ^keL^rns !oF2.rit!i-
nioluna". Aber schon im December dieses
Jahres befindet er sich wieder auf dem
Kriegsschauplätze, und zwar am Rhein
unter dem Kommando des Feldzeug-
meisters Grafen W a r t e n s l e b e n .
Durch seine Unerschrockenheii und Um-
sicht zeichnete er sich
daselbst am 23. und
24. December bei der Belagerung der
Rheinschanze aus, deren Uebergabe er
indeß trotz seiner trefflichen Leitung des
Geschützfeuers nicht verhindern konnte.
Die Uebermacht des Feindes war zu
groß, und so erfolgte am 23. December
die Kapitulation. Aber seine Umsicht und
Energie waren es, welche die Rettung
des Geschützes ermöglichten, das sonst in
die Hände des Gegners gefallen wäre.
I n diesem Rettungswerke von seinem
eigenen Kameraden, dem Pontonier-
major von Roth verlassen, fand er in
dem kurpfälzischen Brückenmeister Paul
von Sey l den rechten Mann, mit dem.
vereint er sämmtliche kaiserliche und auch
mehrere kurpfälziscke Geschütze in Sicher-
heit brachte. — Schon im türkischen Feld-
zuge bei der Belagerung Belgrads hatte
Vega die Wahrnehmung gemacht, daß
die Geschütze lange noch nicht die Kraft
und Wurfweite besaßen, deren sie fähig
waren, wenn sie nach den Regeln der Mathematik calibrirt und montirt würden.
I n Folge dessen ließ er zu Mannheim im
Frühjahre 1793 nach seiner Angabe und
unter seiner unmittelbaren Leitung zwei
neue neunzöllige Bombenmörser gießen
und nach seiner Erfindung gut und
dauerhaft montiren. Am 3. Juli fand
nun in Mannheim in Gegenwart einer
zahlreichen aus Generalen, Artillerie-
und Genie'Stabsofsicieren bestehenden
Commission ein Probeschießen statt,
welches folgendes Resultat ergab: ein
gewöhnlicher 30pfündiger Bombenmörser
mit der größten bisherigen Pulverladung
von zwei und einem halben Pfund erzielte
unter dem Elevationswinkel von 43 Gra>
den nur die mittlere Wurfweite von
8?2 Klaftern, wahrend ein Morser von
Vega's Erfindung unter gleichen Ver-
hältnissen eine mittlere Wurfweite von
1133 Klaftern erreichte. Ueberdies be-
saßen Vega's Mörser noch den Vortheil,
daß ihre Pulverkammern vier Pfund und
darüber Pulver faßten, während die bis»
her im Gebrauche befindlichen nur zwei
und ein halb Pfund vertrugen, die
neuen, mit einer Ladung von vier PfuN'
den, die bisher unerhörte mittlere Wurf-
weite von 1363 Klaftern und mit einer
Ladung von vier ein halb Pfund sogar die
größte Weite von 1640 Klaftern erzielten.
Um Vega's Erfindung jeder Controle zu
unterziehen, verglich man sie mit der
allergrößten bis jetzt aus den schwersten
Geschützen und mit der stärksten Pulver-
ladung erzielten Wurfweite. Zu diesem
Behufe wurde ein sechzigpfündiger Bom-
benmörser alter Einrichtung mit fünf
Pfund Pulver geladen, und seine größte
Tragweite erreichte nur eine Distanz von
980, seine mittlere bei fünf Schüssen gar
blos eine solche von 931 Klaftern. Die
außerordentliche Leistungsfähigkeit der
von Vega erfundenen Morser war nun
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon