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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
Seite - 86 -
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Seite - 86 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50

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Veith, Johann Emanuel Veith/Johann Emanucl Mitmenschen, für sein Vaterland, für den Ort, in dem er lebte und wirkte, war er stets bis zum Aeußersten opferwillig, für sich keine Bedürfnisse kennend, theilte er noch entsagend seine wirkliche „Armut". Indeß die Jahre verlangten ihren Tribut; schon lange quälte ihn eine Verknöche rung der Aorta auf das entsetzlichste, aber er ertrug es mit stoischem Gleich muthe; dann versagte ihm das eine Auge die Dienste, nun gar das zweite; ohne Klage fand er sich darein und con ftruirte sich eine Schreibmaschine, be gnügte sich mit Vorlesung des wichtigen Neuen, mit Beschreibung und mit Be tastung der Pflanzen, deren Eigenthüm- lichkeiten er selbst bei neu hergebrachten Arten mit Hilfe seiner gründlichen bota- nischen Kenntnisse und seines riesigen Ge- dächtnisses bald zu erkennen wußte; dann nahm auch das Gehör ab, immer wenigere seiner vertrauten Freunde konnten sich ihm verständlich machen; doch er ertrug es mit bewunderungswürdiger Ergebung. Nahe» zu zwölf Jahre war er inner die vier Mauern seiner Behausung gebannt, keine Himmelsblaue erfreute mehr sein er» storbenes Auge, kein Lerchensang, kein , Glockenklang, erreichte mehr sein Ohr; kein Sonnenstrahl erquickte mehr seine erstarrenden, von Gicht gekrümmten Glieder, aber seine Seele, erfüllt von Glaubensmuth, blieb freudig, sein Herz offen der Welt, sein Geist thätig bis zum Ende. Eine ganze Reihe von Werken, ernst und heiter, hatte er noch Jahr um Jahr der Welt geschenkt, die flüchtigen Stunden, welche ihm seine Leiden ließen, zu tieferen Untersuchungen der höchsten Glaubenswahrheiten, die schlimmeren zur Umdichtung der ihm im Urtexte ge< läusigen heiligen Gesänge — seine „100 Psalmen" — oder zu humoristischer Be- Handlung von Zeitkrankheiten — „Stech- palmen" —verwendend. I n seiner letzten Lebenszeit lag es ihm am Herzen, das- „mißdeutete und mißhandelte" hohe Lied Salomonis wieder zu Ehren zu bringen; er schritt zu einer neuen Uebersetzung mit eingehendem Commentar, und als er in der Nacht vom 29. zum 30. October nach Einstellung der todverkündenden Athembeschwerden die Tröstungen der Kirche empfangen hatte, klagte er nur, daß er das hohe Lied nicht vollenden könne. Am Allerheiligentage fühlte er sich etwas erleichtert und raffte sich wieder zum Arbeiten auf, indem er sagte: „ich habe nicht recht gethan, von dem Uebclsein Notiz zu nehmen, ich hatte fortarbeiten sollen". Und wirklich schrieb er noch, abn-die letzten Worte, welche er niederschrieb, hießen: „am Ziele". Die nun folgenden Nachte waren qualvoll; Sonntags ließ er sich noch — der 89jährige im Sterben liegende Greis — von der Debatte im Abgeordnetenhause berichten, erkundigte sich theilnehmend um treue Freunde, Montag Früh, bald nach beendeter Morgenandacht, sagte er plotz» lich: „Das ist das Sterben" (nach Loewe: Das ist zum Sterben), sank hin und athmete aus. Veith's Wirken war allerhöchsten Ortes und in den Kreisen seiner Mitbürger nicht ungewürdigt ge> blieben. S^ine Majestät der Kaiser ver» lieh ihm zum fünfzigjährigen Priester» jubiläum das Comthurkreuz des Franz Joseph »Ordens und ließ ihm noch manche andere hochsinnige Aufmerksamkeit zutheil werden; der Gemeinderath der Residenzstadt Wien aber verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht und die große goldene Salvatormedaille; Cardinal Schwarzen- berg ernannte ihn 1846 zum Ehrendom- Herrn des Domcapitels von Salzburg und die Prager Universität ertheilte ihm 1848,. die Wiener theologische Facultät
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Vastag-Villani, Band 50
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Vastag-Villani
Band
50
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1884
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
338
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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