Seite - 119 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
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des Staates über alle Maßen in An
spruch nahmen, stand er nicht theilnahms«
los gegenüber. Im Jahre 1794 spendete
er zu Kriegszwecken 4000 fl., t793 stellte
er von seinen Prädialisten und Frei
säßlern eine ganze, 206 Mann zählende
Escadron, die auf kaiserlichen Befehl
keinem Regimente zugetheilt werden
durfte, sondern stets für sich
zu bestehen
hatte. Reiche Gaben wieder brachte er
dar in den Jahren 1803 und 1809< Als
dann 1813 die Franzosen aus Italien
vorzudringen drohten, wählte Kaiser
Franz zum Vertreter des Banus von
Croatien, welcher zur Armee berufen
wurde, 'den Bischof, der dies weltliche
Amt auch bis zur Rückkehr des Banus
versah. Verhovä,cz führte in jenen
sturmbewegten Jahren einen ausgebrei-
teten Briefwechsel, um sich von allen
Kriegsvorfällen schnell Kunde zu ver>
schaffen und die erforderlichen Maßregeln
danach zu treffen. Auf diesen Umstand
mag auch die Stelle in den „Lebensbil-
dern aus dem Befreiungskriege" (2. Ab»
theilung, S. 302) hindeuten, wo es
heißt: „Die geheimen Verständnisse.
Stimmungsberichte, militärischen Nach»
richten im Veltlin, in der Schweiz, in
Tirol, in Illyrien wurden von dem un»
sichtbaren Ministerium, in welchem der
energische Baldacci besonders lhätig
war, und vom Kaiser selbst eifrig be-
trieben. . . in Illyrien durch den Agramer
Bischof Verhoväcz und seine vielen
Getreuen, durch die Herren von Ulm,
Kol ler, Türk u. s. w."< Verhoväcz
rief die Insurrection zu den Waffen und
organisirte in kürzester Zeit ein,Aufgebot
von 18.000 streitfertigen Kriegern, er selbst
stellte auf eigene Kosten eine Schwadron
Huszaren und 700 Mann Fußvolk, rüstete
sie vollständig aus und gab außer einer
beträchtlichen Summe Geldes und Lebens- mitteln zur Bestreltung der Kriegsbed.ürf-
nifse noch tausend Loth von seinem Silber-
geräth. Für die im Kampfe für das
Vaterland verwundeten Krieger ließ er
sofort ein Spital herrichten und das Ver«
sorgungshaus für gebrechliche Priester
und auch mehrere Klöster räumen, um
die Verwundeten und Kranken der k. k.
Armee darin unterzubringen' die obdach-
losen Priester und Mönche aber nahm er
in seine bischöfliche Residenz und ver-
sorgte fie mit allem Nöthigen, um ihnen
den vorläufigen Verlust ihrer Wohnungen
minder fühlbar zu machen. Auch allo
Flüchtlinge, die vor dem Feinde sich
retteten, nahm er gastlich in seiner Resi»
denz auf, und so beherbergte er längere
Zeit Herzoge, Fürsten, Grafen und sonst
hohe Personen mit ihren Gemalinen, Bi»
schöfe und Priester, meist Fremde, die bei
ihm eine Zustuchtstätte suchten. Seiner
Umsicht und Energie hatte es damals
Croatien zu danken, daß es von dem Ein» .
fall des Feindes verschont blieb. Noch
erlebte am 1. Jänner 182? der fromme
Kirchenfürst sein fünfzigjähriges Priester-
jubiläum, welches in der Domkirche zu
Agrain in Gegenwart einer unermeß»
lichen Menschenmenge auf das festlichste
begangen wurde. Aber als das Jahr
'einem Ende nahte, da schloß der
73jährige Greis, an dem die Zeichen
körperlichen Verfalls sich immer bemerk-
barer gemacht, seine Augen. Einiger
seiner lehtwilligen Verfügungen wurde
schon gedacht' ansehnliche Summen hatte
er noch in seinem Testamente für Kircken,
Pfarren, Waisen» und Krankenhäuser,
00.000 fi. und 3030 Ducaten für die
Domkirche in Agram, den Rest seines
Vermögens aber für die Armen seiner
Diixese bestimmt. Kaiser Franz wür-
digte, die Verdienste des edlen Kirchen^
ürsten zu wiederholten Malen, so er«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon