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Verhovay 123 Verhovay
Blatte ^N^)'6törtö8" veröffentlichte Vev
hovay hierüber einen Braudartikel, in
welchem er in magyarischer Gemüthlich
keit den Trinkspruch einen Faustschlag
ins Gesicht der Nation nannte und selbst
nicht vor Beleidigung der Majestät zurück-
scheute. Nun sah sich der Ministerpräsi-
dent genöthigt, gegen das Blatt gericht-
lich einzuschreiten. Aber wie vorauszu»
sehen war, wurde Verhovay von dem
Geschwornengerichte in der Hauptfrage
mit dem günstigen Stimmenverhältnisse
von acht zu vier, aller Anstrengungen
ungeachtet, welche der Staatsanwalt
machte, um die Verurtheilung zu er>
, wirken, freigesprochen. — Und wieder
war ein Jahr vorübergegangen, als er
in der Scandalaffaire des Volks-Boden-
creditinstitutes die Hauptrolle übernahm.
Paul Graf Festetics, Präsident dieser
Anstalt, war nämlich durch eigenhändig
geschriebene Briefe, welche Ver hovay
in e-inem anderen, .^ÜFFetlensö^", d. i.
Die Unabhängigkeit, genannten Blatte
veröffentlicht hatte, arg bloßgestellt
worden. Isidor Ma j thöny , ein
Schwager des Grafen, erschien in Folge
dessen bei Verhovay und erklärte
diesen für einen Verleumder. Verhovay
jedoch zeigte zur Erhärtung seiner Be-
hauptungen jene Briefe des Grafen
Festetics den beiden von Majthöny
abgeschickten Cartelltragern, E. Grafen
Batthyänyi und K. Almä.sy. Un-
geachtet dessen erschienen am 8. Jänner
4880 Letztere wieder bei Verhovay
und lasen demselben das an sie gerichtete
Schreiben Majthöny's vor, das so
lautete: „Da mich die auf die Person
des Grafen Festetics bezugnehmenden
Daten des Herrn I . Verhovay nicht
davon überzeugt haben, daß derselbe zu
den niedrigen Angriffen in seinem Blatte
in welcher Weise immer berechtigt gewesen wäre, ersuche ich Euch, vor Herrn Vei>
hovay zu erklären, daß ich seine Aus»
brüche für Verleumdungen unfläthigster
Sorte, ihn selbst aber für einen bös«
willigen
charakterlosen
Verleumder halte.
Wäre in Herrn Verhovay noch so viel
Ehrgefühl, um wegen diesec meiner Er-
klärung persönliche Genugthuung zu ver-
langen, so bitte ich Euch, meine Sacbe
und meine Person zu vertreten". Zur
Erklärung des Schreibens Majthäny's
sei nur bemerkt, daß Verhovay in
seinen Artikeln gegen den Grafen Feste-
tics o?.n leidenschaftlichsten Ton ange-
schlagen und dieselben mit der Ueber-
schrift: „Banditen im Frack" hatte
erscheinen lassen. Auf Maj t h 6 n y's
Brief hin blieb ihm nicbts übrig, als für
den ihm angethanen Schimpf Genug»
thuung zu verlangen, um zu beweisen,
daß er sich nicht terrorisiren lasse. Das
Duell fand am 10. Jänner auf dem alten
Rennplatze statt: 23 Schritte Distanz mit
fünf Schritten Avance für jeden Duel-
lanten. Verhovay wurde in der rechten
Brustseite schwer verwundet. Die Auf-
regung in Pcsth über diesen Vorfall war
eine ungeheuere. Natürlich stand die Re>
volverpresse auf Seite des Verwundeten.
„Man wolle es", hieß es, „den Herren
schon heimzahlen, wenn sie noch so stolz
sein sollten, den kecken Feder fuchs wie
einen Hund niedergeschossen zu habeu".
Große Volkshaufen, meist Studenten und
Handwerker, erschienen vor dem adeligen
Casino, und die Rufe: „Es lebe Ver-
hovay", „Nieder mit den Banditen im
Frack", „Nieder mit dem Casino", ertönten
aus der Menge, die sich zuletzt, ohne
daß von den Waffen Gebrauch gemacht
worden wäre, wieder zerstreute. — Und
noch war Verhovay von dieser schweren
Verwundung nicht genesen, so verkün-
deten im August desselben Jahres die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon