Seite - 137 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
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Verriß Alcssandro 13? Verriß Alessandro
zwei starke (1033 Folioseiten
zählende) Bände, welche er dem Grafen
Firmian widmete. Sein Sohn Ale»
rander erhielt eine sorgfältige Erzie»
hung, zuerst bei den I'l'. So maskern im
Collegio Merate, dann in dem kaiser»
lichen, zu jener Zeit durch die ??. Var»
nabiten geleiteten Collegium zu Mailand.
Von ?. Giovenali Sacchi, dem Ver»
fasser mehrerer Schriften über Musik,
wurde er in der Redekunst unterrichtet',
außerdem trieb er alle Cavalierskünste,
wie Reiten, Fechten u. s. w., und zwar
mit so großer Vorliebe und solchem
Eifer, daß er die Pflege der Wissen-
schaften vernachlässigte und als er mit
20 Jahren ins elterliche Haus zurück»
kehrte, seine Lücken in der Kenntniß der
lateinischen, ja selbst der italienischen
Sprache und in den übrigen Wissenschaft-
lichen Disciplinen nur zu sehr hervortraten,
was er noch in den spateien Jahren oft
bitter beklagte. I n seinem um 13 Jahre
älteren Bruder Peter, welcher sofort
begriff, daß hier Nachhilfe noth thue,
fand er einen wohlwollenden Leiter seiner
Lecture, und bald umschloß Beide die
innigste Freundschaft, welche nur der
Tod trennte. Die Fortschritte, welche er
unter der Obhut der brüderlichen Liebe
machte, waren groß. und um dem Wunsche
seines Vaters zu genügen, begann er mit
Eifer das Studium der Jurisprudenz, in
welcher wohlbewandert zu sein, es in
den vornehmen Mailänder Familien zu
jener Zeit als Ehrensache galt. Er wurde
auch bald Mitglied des Kollegiums der
adeligen Rechtsgelehrten und erhielt noch
das Ehrenamt eines Protectors der Ge-
fangenen; und die zu Gunsten dieser
letzteren von ihm geschriebenen Abhand-
lungen bezeugen einerseits, wie ernst er
es mit diesem Ehrenamte nahm, und
erwarben ihm anderseits die allgemeine Achtung und Anerkennung. Aber mehr
als die Rechtswissenschaft zogen den leb-
haften Jüngling die schöne Literatur, die
Philosophie und vor Allem die Gesell-
schaft an, welche sein Bruder Peter bei
sich zu versammeln liebte, und welche aus
den geistvollsten Jünglingen des Mai-
länder Adels bestand. Dazu gehörten
unter Anderen Alfonso Longo, Luigi
Lamberthengi, Cesace Beccaria
M . I, S. 200^ und der Mathematiker
Paul Frisi Md. IV, S. 367^. Als
Beccaria 1762 seine Schrift: ^Ool
äisorälnh 6 äei rimedii äslle nionote
neilo 5tat0 <1i kliiaiw neN'anno 1762"
veröffentlichte, begriff ein großer Theil
des Publicums nicht die von dem Autor
darin ausgesprochenen und von den
Lehren der Nationalökonomie unter-
stützten Ansichten; in Folge dessen ließ
Verr i die Schrift.' ^Hi/?6sF?'o«/ ?n
erscheinen, in welcher er dem
harthörigen Publicum mit Scharfsinn.
Geist, Witz und feiner Ironie zu Leibe
ging. Die oben erwähnte Gesellschaft
mailändischer Jünglinge, welche sich zu
versammeln liebte, um ganz ernste Dinge
zu besprechen, faßte alsbald den Be--
schluß, ein Blatt herauszugeben, in
welchem sie die Ergebnisse ihrer geselligen
Besprechungen veröffentlichte. Dasselbe
führte den Titel „OliFe", denn in einem
solchen fanden die Versammlungen statt.
Der erste Jahrgang, welcher einen Quart«
band bildet, erschien zu Brescia 1764,
im Wiederabdruck 1763; der zweite und
letzte Jahrgang i766. Beide Bände
wurden später noch öfter gedruckt.- Drei»
undzwanzig dieser Gespräche kamen in
deutscher Uebertragung bei Fueslin
in Zürich 1769 heraus, und die zu Paris
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon