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Verseghy 163 VerseM
Wie nun aber die Sorte der Erbarm»
licben im Menschenleben nie ausstirbt, so
beschwor denn auch Verseghy, der in
semer Begeisterung für patriotische Zwecke
zu ein paar Flugschriften sich hinreißen
ließ, alsbald Gegner und Denuncianten
herauf. C'in gewisser Alerovi ts griff ihn
in einem seiner Werke auf das heftigste
an. Von einem Anderen aber, Namens
Riethaler, wurde Verseghy geradezu
denuncirt wegen der Beifügung des An-
, Hanges zu seiner Uebersetzung von M i l-
lot's Universalgeschichte. I n seiner Be-
werbung um ein Amt sah er sich ab»
schlagig beschieden. Aber sein trauriges
Geschick hatte sich noch nicht ganz erfüllt,
in der Nacht vom 10. December 1794
wurde er plötzlich verhaftet. I n die Ver-
schwörung des Mönches Mart inovics
M . XVII , S. 30^ verwickelt, ward er
von dem Gerichtshofe zum Tode vei>
urtheilt, vom Köniae aber zu zehn-
jähriger schwerer Kerkerhaft begnadigt,
von welcher er neun Jahre auf den
Festungen in Kufstein, Gra,z und Brunn
verbrachte. 1804 erhielt er seine Freiheit
zurück. Nun nahm sich Johann Graf
Szapäry ^Bd. XI.I, S. 170, Nr. 3),
Obersthofmeister des Erzherzogs Palatin,
des Unglücklichen an, erwirkte zunächst,
daß derselbe seine kleine Pension wieder
ausgezahlt erhielt, und verschaffte ihm
Unterrichtsstunden bei Angehörigen seiner
Familie. Durch einige poetische Arbeiten,
welche Verseghy um diese Zeit er<
scheinen ließ, wendete sich ihm die Theil-
nähme auch in den höchsten Kreisen zu,
und 1806 nahm ihn der Erzherzog Pa>
latin selbst zu seinem Lehrer in der unga-
rischen Sprache. Aber so völlig ungetrübt
sollte Verseghy, der sich damals mit
Studien über seine Muttersprache beschäf-
tigte und einige philologische Neuerun-
gen in dieser Richtung versuchte, sein Glück nicht genießen. Sein mächtigster
Gegner erwuchs ihm in dem ungarischen
Poeten Nicolaus Rüvay sBd. XXV,
S. 374^j, mit dem er in einen heftigen
Federkrieg gerieth, aus welchem er nach
Ansicht der Sprachgelehrten nicht als
Sieger hervorging, obwohl es ihm —
wozu seine bevorzugte Stellung als Lehrer
des Palatins das ihrige beigetragen
haben mochte — gelungen war, seinem
System in den ungarischen Schulen Ein-
gang zu verschaffen. Und so lebte er von
dem Honorar seiner schriftstellerischen Ar-
beiten, der kleinen Pension als Erpau-
liner und vom Ertheilen des Sprach-
unterrichts, stets thätig auf verschiedenen
Gebieten der Literatur, und zwar bis zu
seinem Tode, indem er noch kurz vor
demselben der Preßburger Synode von
1822 seine Verbesserung der ungarischen
Bibelübersetzung unterbreitete. Seine
zahlreichen Arbeiten sind poetischen, ästhe-
tischen, philologischen, historischen und
theologischen Inhalts und in deutscher,
lateinischer und ungarischer Sprache ver--
faßt. Viele derselben erschienen selbst-
ständig, andere dagegen, wie seine theo-
logischen Abhandlungen, in der Zeitschrift
„I^z^liä^i 6rtek6265kk", deren fleißiger
Mitarbeiter er war. Wir nennen von
seinen einzelnen Werken: „.4
A/ FM d. i.
Des ungarischen Vaterlandes mütterlicher
Aufruf an die auf den Landtag sich vor»
bereitenden Ungarn (1790); -—
H", d. i. Denkmal zu
Ehren jener Patrioten, die am 11. und
12. Juni 1790 vor der Nation für die
Einführung der ungarischen Sprache ge-
sprochen haben (1790); — „Z^?//<5
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon