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Wesselv, Joseph Eduard 174 Wessel^ Joseph Eduard
Der Käufer der Mühle zahlte weder' liscken Fraulein in Prag erzogen worden
Capital uoch Interessen, und so geriech i war, hatte zu jener Zeit gelobt, in dieses
die Witwe mit ihren drei Knaben in ^ Stift einzutreten. Von dieser Absicht
große Noth. Indessen beendete Wes- ward sie jedoch durch ihre Verheiratung
und nun sollte, damit das
Da ein Bruder bereits in ein Haus» ^ Gelübde der Mutter eingelöst werde, der
mannsgescbäft getreten und der jüngste! Sohn sie entlasten und dem geistlichen
gestorben war, so zoq er mit seiner ! Staude sich weihen. Das war eine längst
Mutter nach Prag. wo er sich den Uni- ! beschlossene Sache, und um den Jüngling
versitätsstudien widmete. Hier fand er ^ unbemerkt für diesen Schritt vorzu-
den Mutb, eine Audienz bei dem Erz- ! bereiten, so wurden ihm von den frü-
berzoge S tep h a n , der 1844 die ^ heften Tagen her die Herrlichkeiten des
Generalstatthalterschalt in Böhmen über-! geistlichen Standes geschildert, so daß er
nommen hatte, zu erbitten und ihm das - den Eintritt in denselben als etwas
ganze Familienelend zu schildern. Nun, ! Selbstverständliches ansah und gar keine
der Erzherzog war nicht der Mann, ^ Widerrede erhob, ja meinte, es müsse so
welcher dergleichen nur angehört und ^ sein, weil es die Eltern eben wollten,
nicbts weiter in der Sache gethan hätte; So trat er denn auch, nachdem er den
er ließ die Angelegenheit genau unter
suchen, und in wenigen Wochen war die-
selbe in aller Ordnung erledigt. Wohl
versuchte es der Urheber dieser rechts-
widrigen Gebarung, an dem jungen
Wesselv sich zu rächen, indem er ihn zweiten philosophischen Jahrgang beendet
hatte, am j . October 1843, im Alter von
4l) Jahren, in den Kreuzherrnorden. I n
demselben gewann er bald die Neigung
des Großmeisters Jacob Beer, eines
wegen seiner Humanität allgemein hock»
zum Militär abstellen lassen wollte, aber! geachteten geistlichen Würdenträgers. Wie
an den ausgezeichneten Zeugnissen des zu einem Vater fühlte sich der junge
Studenten, an welcde im Vormärz die Novize zu seinem Prälaten hingezogen.
Befreiung vom Militarstaude geknüpft! Auf den Rath des Professors Vietz
war, scheiterte die Intrigue seines Fein»! sollte er das Doctorat der Philosophie
des, den übrigens bald die Rache! erwerben; er hatte sich auch noch im
ereilte, da er in Folge von mancherlei! Laufe des Noviziats für das erste Rigo-
Umtrieben in immer größere Bedräng- ' rosum bereits vorbereitet, aber der Groß»
niß gerieth und zuletzt seinem
ein Ende machte. In Prag lag nun tos <^iinn s1octc»i-65 einen ablehnenden
Wesselv mit allem Eifer seinen Stu- ^ Bescheid. Der Mangel des Doctortitels
dien ob, er hörte außer den obligaten aber ward für Nessels in der Folge
Gegenständen aus eigenem Antriebe Ge- öfter die Quelle bitterer Erfahrungen,
schichte der Philosophie, Aesthetik, clas« da es denn im Leben so Viele gibt, die
fische Literatur, österreichische Staaten» i von einem Gelehrten, wenn er diesen
gesä>ichte und fand an den Professoren ! Titel nicht führt, wenig oder nichts
Vietz und Canav al zwei besondere, halten. Für das Zeichnen besaß Wes-
Gonner, deren Ersterer ihm auch deu!sel)' von frühester Zeit eine ausgespro-
Unterricht seiner Söhne anvertraute, cheue Anlage, fand aber dafür im Eltern-
Wessel v's Mutter, welche bei den eng-! hause nicht die mindeste Anregung, im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon