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, Johann (Sohn) 197 Ves^ue^ Johann (Eolm)
nur selten geübten Brauche „unter
dem Schutze des Kaisers" (sud 2<u3i)i-
<3ii3 Imperatoris)) wonach nämlich die
Doctoratsdisputation eines besonders
ausgezeichneten Studiosus öffentlich mit
großer Feierlichkeit vor aufgerichtetem
Throne und im Beisein eines Seine
Majestät repräsentirenden Abgesandten
— für diesen Fall war es der oberste
Kanzler Graf Saurau — im großen
Saale (in ania) der Universität abge-
halten wird. Um sich der judiciellen
Laufbahn zu widmen, trat Vesque am
27. November 1827 als Auscultant bei
1)em niederösterreichischen Landrechte —
tzem damaligen privilegirten Gerichts'
stände für den Adel — ein und wirkte in
der Folge als Actuar der Hofcommission
in Iuftizgesetzsachen, als Rathsproto-
kollist des niederösterreichischen Appella-
tionsgecichts, als Ofsicial in der Iustiz-
section des kaiserlichen Staats- und Con»
ferenzrathes und nach seiner Ernennung
zum wirklichen Landrathe (1837) als
Rath mit Sitz und Stimme bei dem
niederösterreichischen Landrechte. Inzwi»
schen war er schon 4832 auch der ge-
heimen Haus», Hof' nnd Staatskanzlei
zur aushilfsweisen Verwendung zuge-
theilt worden. Im Jahre 1838 ver«
tauschte er den judiciellen Beruf gänzlich
mit dem diplomatischen, indem er, zum
wirklichen Staatskanzleirathe ernannt,
'das selbständige Referat der internatio-
nalen Iustizangelegenheiten bei der
Staatskanzlei übernahm, welches er auch
nach seiner Beförderung zum Hofrathe
und geheimen Staatsofsicial (1847)
und nach der 1848 erfolgten Umwand-
lung der Staatskan^lei in das Ministe-
rium des kaiserlichen Hauses und des
Aeußeren als wirklicber Hof- und Mini-
sterialrath und Departementschef mit
bedeutendem Zuwachse verschiedener Ge- schäfte fortführte. I n letzterer Stelluna
trug er zum Abschlüsse vieler Staats-
Verträge, sowie zum Zustandekommen
zahlreicher Gesetze wesentlich bei; auch
fungirte er als Richter bei Schieds-
gerichten zur Schlichtung internationaler
Streitigkeiten; vertrat das Ministerium
des Aeußeren theils als Präses, theils
als Referent bei commissionellen Be-
rathungen über Entwürfe von Gesetzen
und Staatsverträgen und führte den
Vorsitz bei den Commissionen für die auf
sein Einrathen ins Leben gerufenen diplo»
matischen Prüfungen, sowie bei den
juridisch-politischen Prüfungen an der
k. k. orientalischen Akademie. Es wurden
ihm auch mehrere Missionen in das Aus
land zur Durchführung internationaler
Angelegenheiten zum Theil politischer
Natur anvertraut: nach Paris (1833),
nach Turin (1840), nach München
(1843), nach Frankfurt a. M., wo er
als österreichischer Abgeordneter das Prä«
sidium bei der vom deursckm Bundes«
tage bestellten Bundescommission für die
Ausarbeitung des allgemeinen deutschen
Gesetzes zum Schutze der Autorrechte
an literarische Erzeugnisse und Werke
der Kunst führte (1863—1864); nach
Kairo als Abgeordneter von Oesterreich.
Ungarn bei der aus Delegirten der Groß-
mächte — nämlich: Oesterreich-Ungarns,
des norddeutschen Bundes, Frankreichs,
Großbritanniens, Rußlands, Italiens
und der Vereinigten Staaten von Nord'
amerika — gebildeten internationalen
Commission für die Reorganisirung der
Rechtspflege in Egypten (1869—1870).
Schließlich stand er noch unter dem
Ministerium Beust mit den Attributen
eines Seciionschefs als Leiter der sammt-
liche internationale Angelegenheiten der
Civil- und Strafjustiz, sowie der
Finanz-, Militär- und Polizeiverwalwng
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon