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Vesque, Johann (Sohn) 198 Vesque, Johann (Sohn)
uinfaffendän Geschaftsgruppe im Mini-
sterium des Aeußern vor, bis er nach
erreichtem 43. Dienstjahre (27. November
1872) auf sein Ansuchen in den Ruhe«
stand versetzt wurde, jedoch mit Beibe«
Haltung des Präsidiums bei den Prü-
fungen der Candidaten für den diplo«
matiscben Dienst und bei den juridisch»
politischen Prüfungen der Zöglinge der
orientaliscben Akademie. Nachdem er be-
reits einige Jahre des Ruhestandes sich
erfreut haue, erfolgte mit ah. Hand«
scb reiben ä'Io. Schönbrunn 2. October
l876 seine Berufung in das Herrenhaus
des Reichsrathes als Mitglied auf Lebens-
dauer. Vesque war auch auf dem Ge
biete der Jurisprudenz, namentlich auf
dem vor ihm in Oesterreich noch unbe
baut gewesenen Felde des internationalen
Rechtes als Schriftsteller thätig und
schrieb mehrere ebenso für Diplomaten
wie für Juristen trefflich zu benutzende
Werke, deren Uebersicht auf S. 200 ge-
geben wird. Nicht minder Erhebliches
bleibt uns über Vesque den Künstler,
vornehmlich den Tonkünstler zu be-
richten. Von Jugend auf zeigte er beson«
dere Vorliebe für Naturwissenschaften-,
er legte verschiedene Sammlungen von
Naturalien an und lieferte, da er böi
Fend i Unterricht im Zeichnen und
Malen genommen hatte, die Aquarell-
zeichnungen zu einer österreichischen
Fauna, für welcbe er die merkwürdigsten
Koleoptera Oesterreichs sammt deren
Nahiungspflanzen mit großer Treue nach
der Natur abbildete. Ueberhaupt nahm
cr sein ganzes Leben lang an den Lei-
stungen der bildenden Kunst stets regen
Autheil, und war er durch mehrere Jahre
Muglied des Gesammtrathes des Ver-
eines zur Beförderung der bildenden
Künste in Wien (ersten Kunstvereines).
Bedeutender aber zeigte sich sein Talent für die Tonkunst. Schon in seinem
fünften Jahre begleitete er den Gesang
seiner Mutter auf dem Clavier. Er erhielt
gründlichen Musikunterricht von Leides-
dorf, Moscheles und Woröischek;
lernte die Gesangskunst von Vogel und
Ciccimara und studirte die Composi-
tionslehre bei Sechter. Auf Vesque's
ausgesprochenes Talent für Liedercom-
Position war insbesondere Vogel von
belebendem Einfluß. Während des SoM'
mers 1827 besuchten Vesque und
Schubert oft diesen größten deutschen
dramatischen Sänger, wie Hofrath von
Mosel denselben nannte. Dann sang
Vogel den beiden Gasten Lieder von
Schubert, bisweilen auch ein ganz
neues Lied vor, welches Letzterer eben
noch frisch von der Tinte gebracht hatte.
Dabei begleitete er seinen wahrhaft hin-
reißenden Gesang mit lehrreichen Beiner»
kungen über die Auffassung und den
Vortrag des deutschen Liedes, besonders»
hob er die Nothwendigkeit einer deut-
lichen Aussprache des Textes hervor mit
dem zahllosen Sängern, welche denselben
oft unverständlich hinplarren, nicht genug
zu empfehlenden geflügelten Worte:
„Hast du mir nichts zu sagen, so hast du
mir auch nichts zu — singen". Zuweilen
wurde er wohl auch, wenn er ein Lied
von Schubert sang, von dem (5ompo-
nisten selbst auf dem Clavier accompa»
gnirt. Diese Besuche bei Vogel mit dem
unsterblichen Schubert waren es vor»
nehmlich, welche in Vesque den Drang,
erregten, sich als Schüler dieser großen
Meister selbst im deutschen Liede ;u ver»
suchen. Zu jener Zeit entstanden seine
ersten Liedercompositionen, wie: „Der
Handschuh" von Schil ler, „Zigeuner«
lied" von Goethe, „Reiseempfindung"
von Lenau u. a. m., welche dann -
Vogel dem Compositeur unter vier
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon