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) Lorenz Chrysanth (Vater) 213 Veft, Lorenz Chrysanth (Vater)
cinische Curs beendet wird, finden wir
ihn bereits als Landschaftsphysicus in
Klagenfurt. Die Zeit seines ärztlichen
Auftretens trifft eben mit den Reformen
zusammen, welche van Swieten im
Kaiserstaate in den Studien überhaupt,
vornehmlich aber in den medicinischen,
"durchführte. Viele der wichtigsten Zweige
bes Culturlebens und der sanitären Zu>
stände lagen zu jener Zeit ziemlich im
Argen. Von Sanitatspolizei, von Sani»
tätsbeamten, von einer Vorsorge der Re-
gierung für das allgemeine Gesundheits-
wohl, von einer Ueberwachung der die
Arzeneikunst Ausübenden durch geeignete
Behörden, von alledem hatte man bis
Dahin nur sehr dunkle und mangelhafte
Vorstellungen; die ärztlichen Anstalten
waren sehr spärlich vertheilt, in ihrer
Zusammensetzung äußerst lückenhaft, in
ihren Hilfsmitteln durchaus mangelhaft,
kurz das ganze medicinale Wesen be-
durste dringend einer zeitgemäßen Nmge-
staltung. Da trat van Swieten nicht
blos als Reformator, sondern als Schöpfer
auf. Er erließ zunächst das Gesetz, daß jeder
in Oesterreich die Praxis ausübende Arzt
<luf einer inlandischen Universität sich die
Befähigung erworben haben müfse. So
ward dem Charlatanismus, der bis dahin
zum Schaden der leidenden Menschheit
nicht selten sich breit gemacht hatte, mit
einem Male ein Riegel vorgeschoben.
Auch Vest mußte sich nach Wien ver-
fügen und der daselbst für Doctoren,
welche auf einer auswärtigen Universität
graduirt worden, vorgeschriebenen Prü-
fung sich unterziehen. Diese Prüfung,
welche van Swieten's Aufmerksamkeit
auf den jungen vielversprechenden Arzt
lenkte, dürfte in die letzten Jahre des
vierten Decenniums des vorigen Jahr«
Hunderts fallen; nachdem Vest sie be»
standen hatte, wurde er Mitglied der Wiener medicinischen Facultät und Assessor
der San'itätscommission. Nun übte er in
Klagenfurt seine ärztliche Praxis aus,
sein Ruf wuchs mit jedem Jahre, und
nicht nur im ganzen Lande, sondern auch
außerhalb der Grenzen desselben ward
in bedenklichen Fällen sein Rath ein-
geholt. 1773 zum Protomedicus von
Kärnthen und zum Sanitätsreferenten
bei der Landesstelle ernannt, wurde er,
als nach dem Tode der Kaiserin Mar ia
Theresia die Erzherzogin Mar ianne
im April 478t ihren bleibenden Wohnsitz
in Klagenfurt nahm, zu ihrem Leibärzte
berufen, in welcher Eigenschaft er bis zu
seinem 4789 erfolgten Tode wirkte. Wir
haben bereits oben angedeutet, daß unter
der Kaiserin Mar ia Theresia die Ver-
besserungen und Neuerungen im Medi-
cinalwesen stattfanden. Für Kärnthen
hatte V e st an deren Ausführung wesent-
lichen Antheil. Namentlich was die sani»
tären Verhältnisse Klagenfurts betrifft,
ist er so zu sagen der Schöpfer einer
neuen Epoche. Zu jener Zeit besaß
Klagenfurt eine sehr ungesunde Lage.
Um die Stadt selbst, um ihre erst 4809
von den Franzosen niedergelegten Mauern
rundherum zog sich ein breiter Graben
voll stagnirenden von einer Menge vara»
sitischer Pflanzen und von Sumpfthieren
wimmelnden Wassers, während im Süden
eine bedeutende, noch heute unter dem
Namen „das Moos" bekannte Ver-
sumpfung, welche von dem
sich stauenden
Ausflusse des Wörthersees gebildet würd),
sich erstreckte. I n Folge dieser Uebel'
stände ward die Luft verpestet und war
Klagenfurt in jenen Tagen wegen seiner
bösartigen Wechselsieber übelberüchtigt.
An dem Plane der Austrocknung des
Stadtgrabens und der Trockenlegung
des Sumpfes durch Abzugscanäle nahm
nun Veft wesentlichen Antheil, und zwar
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon