Seite - 253 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Vastag-Villani, Band 50
Bild der Seite - 253 -
Text der Seite - 253 -
Veverka. Franz und Wcnzcl 233 Veverka^ Franz und Wenzel
1849 starb. Die politischen Wirren des
Jahres 4848 und der nächsten Zeit
drängten die ganze Angelegenheit in den
Hintergrund, und der Erfinder gerieth in
Vergessenheit. Da hielt 1868 der Fabri-
kant Weiße im landwirthschaftlichen
Club zu Pardubitz einen Vortrag über die
Verbesserung des Pfluges und bezeichnete
Kainz ausdrücklich als den Erfinder des
neuen, so trefflich construirten Ackergera-
thes. Der Vorsitzende dieses Clubs, der
in landwirthschaftlichen Kreisen allgemein
bekannte Herr von Komers M . XII,
S. 400^, entgegnete jedoch, daß die
Lache sich nicht so verhalte, und bestritt,
daß genannter Kainz Erfinder des ver-
besserten Pfluges sei. Dies gab den An»
stoß, daß der landwirtschaftliche Club
nunmehr die Angelegenheit in die Hände
nahm, dieselbe genau untersuchte und zu
dem Resultate gelangte, daß Franz
Veverka aus Rybitev in der That der
Erfinder sei. Am 27. Februar 1868
wurde nun von der Vorstandschaft der
beiden vereinigten Gemeinden Lhotek
und Rybitev ein förmliches Protokoll
aufgenommen, welches folgende Insassen,
die zur Zeit, als die Veverka ihre Er-
findung gemacht hatten, Augenzeugen
derselben gewesen, nämlich Matthias
Kkiöensk?, Joseph Kostäl, Franz
Radons, Johann Kratochvil und
Wenzel Iuk l , mit der ausdrücklichen
Bemerkung unterschrieben, daß, wie sie
es durch ihre eigenhändige Unterschrift
bezeugten, kein Anderer als Franz
Veverka der Erfinder des unter dem
Namen Ruchadlo bekannten Pfluges sei.
Neben anderen nebensächlichen Urnstan-
den, deren sich die Zeugen erinnerten,
verdient dabei noch Erwähnung, daß
Franz Veverka auch Uhren machte,
die dazu nöthigen- Räder ' verfertigte,
kurz, daß er eirr ausgesprochenes mecha»- nisches Talent besaß. Das Original
dieses Protokolls wird im Archiv des
landwirthschaftlichen Vereines von Par»
dubitz aufbewahrt, der nebenbei daran
ging, dem Erfinder Franz Veverka
ein Denkmal zu errichten.
Im Obigen hat Verfasser dieses Lerikons die^ echi-
schen Quellen sprechen lassen und den Vorgang
nach ihren Angaben dargestellt. Im Folgen»
den fügen wir die Ansichten ciner deutschen
Quelle bei. welche wörtlich lautet: „Nie
überhaupt die Entwickelung der landwirth-
schaftlichen Geräthe nicht genau unfolgt
werden kann und sicherlich auch auf diesem
Gebiete bedeutende Culturreste aus der Zeit
der Griechen und Römer auf uns über«
kommen sind, so schwierig ist es auch, den
Erfinder oder den Ort der Erfindung einiger
in Oesterreich eigenthümlichen Geräthe auch
blos annähernd nachzuweisen. Wohl wissen
wir, daß der in den österreichischen Alpen»
ländern häufige norische Doppelpflug schon
in fernen Jahrhunderten in den Gebirgs-
ländern des alten Noricum vorhanden war,
daß die Elemente des böhmischen Schütt»
Pfluges, genannt Ruchadlo, wahrschein'
lich noch älter sind. daß die italienischen
Pflüge seit den Zeiten des Augustus die
gleiche Form behalten haben, und daß die
heute in Oberitalien noch üblichen Dresch»
walzen schon zur Zeit des Varro und
Columella bekannt waren, allein es wäre
ein fruchtloses Bemühen, hirr eincr bestimm«
ten Persönlichkeit die Ehre der Erfindung zu»
denken zu wollen. Selbst die Etymologie der
Geräthenamen führt hier nicht zur gewünsch-
ten Entscheidung. Wir besitzen in unseren
Alpenländern ein hakenförmiges Ackergeräts,
das in verschiedenen Gauen auch verschiedene
Benennungen trägt. Man führt dasselbe mit
-den Bezeichnungen Arl. Aadl, Adel und Radlo
an. Es darf wohl angenommen werden, daß
dieselbe Wurzel dem Worte Ruch»adlo in der
letzten oder auch vorletzten Silbe zu Grunde
liegt, wobei die Vorsilbe von dem slavischen
Worte „ruob," (Rührigkeit) abgeleitet wird.
Nur das letztere, das Ruchadlo. ist in drr
Neuzeit, in Böhmen seit 1832, in seiner Zweck«
Mäßigkeit vielfach erkannt und gepriesen
worden. Und wenn auch die Brüder Veoerka.
von denen der eine Schmied, der andere,
Wagner und zugleich Ackerbesitzer in dem
Torfe Nybitev bei Vohdanec im, (5l>rudimer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vastag-Villani, Band 50
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Vastag-Villani
- Band
- 50
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1884
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon